Mit diesem Auftritt nach seinem Aus bei den French Open sorgte Alexander Zverev für eine Menge Irritation.
Zverev-Zoff: Symptome verschwiegen
"Ich bin komplett krank, kann kaum atmen und hatte 38 Grad Fieber", sagte der beste deutsche Tennisspieler bei der virtuellen Pressekonferenz nach dem verlorenen Achtelfinal-Match gegen Jannik Sinner.
Zverev hustete immer wieder hinter seiner Maske. Ein Anblick, der in Zeiten der Corona-Pandemie Fragen aufwarf, gerade in Paris, wo gerade wegen gestiegener Fallzahlen höchste Warnstufe gilt.
Brisant außerdem: Zverev hat mit seinem Verhalten offensichtlich gegen die gelten Turnier-Regeln verstoßen.
Zverev hätte Ärzte informieren müssen
"Unser Ärzteteam muss informiert werden", zitiert die New York Times aus einer offiziellen Handreichung der French-Open-Veranstalter an die Spielerinnen und Spieler, bei dem es auch um den Umgang mit Krankheits-Symptomen geht. Es ist die Antwort auf die Frage, was zu tun ist, wenn man sich "nicht gut fühlt". Zverev hat das nicht getan, wie aus einem Statement des französischen Tennisverbands FFT explizit hervorgeht: "Er hat die Ärzte vor dem Match nicht konsultiert."
Dieser Darstellung widersprach der 23-Jährige allerdings am Montagabend. "Es bestand keine Pflicht anzugeben, ob man krank ist oder nicht", sagte Zverev bei Eurosport. Er erklärte zudem, dass er sich im Vorfeld vom Turnierarzt über seinen Physiotherapeuten Hugo Gravil ein Medikament gegen Erkältung hat geben lassen. Das Turnier habe so gewusst, dass er krank sei, versicherte er.
Das Protokoll hätte bei Krankheitssymptomen eigentlich vorgesehen, dass Zverev sich hätte testen lassen müssen. Bis ein Ergebnis vorgelegen hätte, wären eigentlich folgende Schritte vorgesehen gewesen: "Der Verdachtsfall wird aus dem Stadion ausgeschlossen und ist angehalten, sich selbst zu isolieren."
Von Konsequenzen für Zverevs Heimlichtuerei ist nicht die Rede - was wiederum die Frage nach der Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit des Corona-Protokolls in den Fokus rückt. Im Lichte der Affäre Zverev verwundert auch, warum die French-Open-Organisatoren auf die sonst weit verbreiteten Temperatur-Checks verzichten, wie es sie etwa auch bei den US Open gegeben hatte.
Corona? "Ich hoffe, dass es das nicht ist"
Gemäß den Turnierregeln muss sich jeder Spieler auch ohne Symptome mindestens alle fünf Tage einem Corona-Test unterziehen, ob das genug ist, ist diskussionswürdig. Bei Zverev waren bislang jedenfalls alle Tests negativ, wie er ebenso herausstrich wie der französische Verband. Zverevs letzter regulärer Test wurde am 29. September durchgeführt. Ein weiterer wurde nach dem Ausscheiden durchgeführt und fiel negativ aus, wie Zverev am Montagabend in einer Instagram-Story bekannt gab.
Auskunft über den schlechten Zustand zu geben, der Zverev in der Zwischenzeit ereilt hatte, hielt er vor dem Achtelfinale nicht für nötig. Er ergänzte bei der PK: "Ich denke eher, dass es das Wetter hier ist. Ich habe nicht die richtigen Symptome von Corona. Ich hoffe wirklich, dass es das nicht ist."
"Das ist geheim, das soll keiner wissen"
Zverevs älterer Bruder Mischa hatte schon nach der Übertragung des Spiels bei Eurosport ausgeplaudert, dass Alexander ihm anvertraut hatte, eine Erkältung erlitten zu haben. Nach seiner Darstellung war das "schon vor dem Match gegen Cecchinato der Fall" - der Drittrunden-Partie am Freitag (2. Oktober) also, die Zverev noch klar gewonnen hatte, offensichtlich also noch fitter war.
"Ich hab gefragt: 'Ist das offiziell?' Er hat gesagt: 'Nein, nein, das ist geheim. Das soll keiner wissen'", erzählte Mischa Zverev freimütig.
Nicht der erste Ärger im Zusammenhang mit Corona
Zverevs Umgang mit dem Corona-Thema sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen: Seine Teilnahme an der berüchtigten Adria Tour von Novak Djokovic sorgte im Sommer ebenso für Kritik wie sein maskenloser Besuch bei einer Party in Monaco, kurz nachdem er für den Adria-Ärger um Entschuldigung gebeten hatte.
Zverev war seine mangelnde Frische zu Matchbeginn anzumerken, schnell suchte er auch den Kontakt zu den Medizinern und erhielt ein Nasenspray. "Bei jedem langen Ballwechsel habe ich ein Brennen in der Brust gespürt", sagte Zverev, der sich laut eigenen Angaben bei seinem Physio Hugo Gravil angesteckt haben könnte, der ebenfalls krank war.
"Vielleicht hätte ich nicht spielen sollen", sagte Zverev: "Aber ich habe irgendwie auf einen Dreisatzsieg gehofft."
Noch während des Turniers hatte Zverev - der zuletzt bei den US Open auf den Beistand seiner positiv getesteten Eltern verzichten hatte müssen - selbst Kritik an der Organisation des Turniers in Bezug auf die Hygiene-Regeln geübt: "Das Hotel ist keine wirkliche Bubble", sagte er und wunderte sich, dass im Zimmer neben ihm Touristen sein durften. Diese würden "jeden Tag mit einem Souvenir vom Eiffelturm zurückkehren".
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)