Beim Saisonfinale der besten Nachwuchsspieler der ATP-Tour im Vorjahr wurde sie erstmals getestet, bei den US Open feierte die Shot Clock im Tennis nun offiziell Grand-Slam-Premiere.
Shot Clock spaltet die Tennis-Welt

25 Sekunden haben die Spieler in New York nach dem Ende des vorherigen Ballwechsels Zeit, den nächsten Aufschlag auszuführen. Wird dieses Limit überschritten, sprechen die Stuhlschiedsrichter rigoros Verwarnungen aus. Sollte das Limit wiederholt überschritten werden, führt dies zu Punkt- oder sogar Spielverlusten.
Der US-amerikanische Tennisverband USTA, der das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres ausrichtet, will die Dauer der Matches dadurch verkürzen und das Produkt Tennis so TV-konformer machen.




Die Reaktionen der Spieler auf die Regelneuerung fallen indes gespalten aus: Titelverteidigerin Sloane Stephens ist kein großer Fan der Shot Clock, die beispielsweise im NBA-Basketball schon seit 64 Jahren die Angriffe auf 24 Sekunden beschränkt.
"Mit dem Lärm, den Ablenkungen und der Shot Clock ist so viel los auf dem Court", beschwerte sich die 25-jährige US-Amerikanerin. "Ich versuche auf dem Platz ungefähr acht Dinge gleichzeitig zu managen."
Irritationen um Nadal
Auch beim Weltranglistenersten der Männer, Rafael Nadal, der dafür bekannt ist, sich zwischen seinen Aufschlägen gern viel Zeit zu lassen, sorgt die Shot Clock eher für Irritationen. Bei seinem Zweitrunden-Match gegen den Kanadier Vasek Pospisil kassierte der French-Open-Champion eine Verwarnung wegen Zeitüberschreitung - und war fassungslos.
"Ich war bereit für den Aufschlag und er hat mich gebeten zu warten", argumentierte der Spanier. "Als die Schiedsrichterin mich verwarnt hat, war ich sehr überrascht." Auch ein kurzes Zwiegespräch mit der Unparteiischen, in dem Nadal versuchte, die Situation aufzuklären, änderte nichts an seiner Bestrafung.




Auch der einstigen French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko ging in ihrer Erstrundenpartie gegen Andrea Petkovic vieles zu schnell: "Es gibt die Uhr ja erst seit ein paar Turnieren, wir sind noch nicht richtig daran gewöhnt."
"Macht das Spiel physischer"
Komplett aus dem Rhythmus kann die neue Zeitbegrenzung aber weder Stephens noch Nadal oder Ostapenko gebracht haben: Alle drei gewannen ihre jeweiligen Partien. Nadal ist sogar noch im Rennen um die US-Open-Trophäe.
US-Youngster Taylor Fritz ist derweil begeistert von der Neuerung: "Gerade in der Hitze zeigt sich, wer vorher gut gearbeitet hat. Die Begrenzung auf 25 Sekunden macht das Spiel physischer, weil die Leute nicht mehr so viele Pausen bekommen."
Auch Stan Wawrinka, der 2016 in Flushing Meadows triumphierte, hält die Shot Clock für sinnvoll: "Ich finde, sie gibt allen einen einfachen und klaren Rhythmus vor."