Die Ära "Beckovic" ist Geschichte. Nach drei überaus erfolgreichen Jahren mit sechs Grand-Slam-Titeln und insgesamt 25 Turniersiegen trennen sich die Wege der deutschen Tennis-Ikone Boris Becker und des serbischen Ausnahmespielers Novak Djokovic.
Becker nicht mehr Djokovic-Trainer
Während Becker als Markenbotschafter vorerst an den Pokertisch zurückkehrt, setzt Djokovic voraussichtlich mit dem spanischen Mentaltrainer Pepe Imaz seine Reise fort, die ihn zurück an die Weltspitze und zu innerem Frieden führen soll.
Djokovic' Nähe zu Imaz, einem Ex-Profi mit eigener Akademie in Marbella, soll das Ende der Zusammenarbeit mit Becker beschleunigt haben. Die Sport Bild berichtete, dass Becker und Djokovic' langjähriger Coach Marian Vajda nicht bereit waren, Seite an Seite mit Imaz zu arbeiten.
Dessen Konzept von "Liebe und Frieden", Spiritualität und Meditation hat Djokovic jedoch offensichtlich stärker angezogen als Beckers leistungsorientierter Ansatz.
In einem öffentlichen Statement auf seiner Facebook-Seite schrieb der ehemalige Weltranglistenerste: "Die Ziele, die wir uns zu Beginn unserer Zusammenarbeit gesteckt hatten, wurden erfüllt. Ich möchte Boris für seine Mitarbeit, sein Teamwork und seine Hingabe danken. Jetzt geht es aber darum, mein spielerisches Level aufrechtzuerhalten und einen guten Plan dafür auszuarbeiten. Dieses Ziel wird meine künftigen Entscheidungen bestimmen."
Trennung bahnte sich an
Die Trennung bahnte sich schon seit Wochen an. Djokovic vermied Aussagen zur gemeinsamen Zukunft. Becker, dessen Vertrag auslief, zog im Gespräch mit englischen Medien bereits eine Art Fazit. "Ich habe die vergangenen drei Jahre sehr genossen", sagte der dreimalige Wimbledonsieger: "Ich war in meinem Element und werde auch zukünftig in meinem Element sein. Ich bereue nichts. Es war eine unglaubliche Zeit."
Becker und Djokovic. Das war anfangs überraschend, lange rätselhaft, aber fast immer erfolgreich. Bis zum letzten halben Jahr ihrer Partnerschaft nach dem historischen Triumph in Roland Garros, bis Djokovic in Wimbledon, bei Olympia und einigen anderen Turnieren auf Normalmaß schrumpfte, seinen riesigen Vorsprung in der Weltrangliste verspielte und schlussendlich vom Briten Andy Murray vom Thron gestoßen wurde.
Den Absturz konnte auch Becker nicht verhindern, obwohl der Mentor, so bezeichnet er sich selbst, früh warnte. Nach Djokovic' Aus in Wimbledon kritisierte Becker die lasche Trainingseinstellung seines Schützlings, zeigte gleichzeitig aber auch Verständnis, immerhin hatte Djokovic kurz zuvor in Paris seinen letzten noch fehlenden Grand-Slam-Titel gewonnen.
Meditation statt Trainingscourt
Als sich seine Konkurrenten in Halle/Westfalen und im Londoner Queen's Club auf den Saisonhöhepunkt vorbereiteten, besuchte Djokovic Imaz in Marbella, um in der Meditation nach "Liebe, Glück und Harmonie" zu suchen. Einen Einblick gibt ein zweistündiges Video, das Imaz, der wegen seines spirituellen Ansatzes oft als Guru bezeichnet wird, auf seine Homepage gestellt hat. Becker schien diese Art der Vorbereitung auf sein Wimbledon zu irritieren.
Nun also die Trennung, die weniger plötzlich kommt als Beckers Unterschrift beim Team Djokovic im Spätherbst 2013. Damals war Becker in Deutschland vor allem als der alternde Tennisstar mit der Fliegenklatschenmütze auf dem Kopf bekannt. Der Erfolg an Djokovic' Seite verlieh dem ewig 17-jährigen Leimener wieder Autorität
An seinem Sachverstand auf und neben den Tenniscourts der Welt bestand nie ein Zweifel, und so sollte der Erfolgs-Trainer Becker auch in Zukunft auf der Tour gefragt sein. Vorerst widmet er sich jedoch wieder seiner Poker-Leidenschaft.
Bei den Australian Open zu Beginn des Jahres soll er laut Bild aber auf jeden Fall dabei sein. Als TV-Experte.