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Michael Stich: Warum er nie populär wie Becker wurde

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Michael Stich: Warum er nie populär wie Becker wurde

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Warum Stich nie so populär wie Becker wurde

Michael Stich feiert seinen 50. Geburtstag. Sein Karrierehöhepunkt war der Wimbledonsieg 1991. Dennoch schaffte er es nie aus dem Schatten von Boris Becker.
Er gehörte zur Tennis-Weltklasse und war trotzdem nie der Liebling der Deutschen. Stichs Karriere war geprägt durch den Zweikampf mit Boris Becker. SPORT1 History blickt zurück.
Denis de Haas
Michael Stich feiert seinen 50. Geburtstag. Sein Karrierehöhepunkt war der Wimbledonsieg 1991. Dennoch schaffte er es nie aus dem Schatten von Boris Becker.

Als der größte Triumph seiner Karriere feststeht, geht Michael Stich jubelnd in die Knie. Sein Gegner Boris Becker schreitet zur Gratulation ans Netz. Und auf den Rängen in Wimbledon applaudieren die Tennisfans - inklusive Prinzessin Diana in der königlichen Box.

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Der damals 22-jährige Stich hatte das Finale am 7. Juli 1991 dominiert, seinen Landsmann in drei Sätzen abgefertigt. Nur einer konnte dieses Ereignis nicht wirklich einordnen: Der Schiedsrichter John Bryson rief nach dem Spiel den falschen Mann zum Sieger aus. "Game, set, match, Becker", erklang aus den Lautsprechern.

Diese Anekdote passt zu Michael Stichs Leben: Er konnte noch so große Erfolge feiern, der Heldenstatus seines Rivalen blieb für ihn unerreichbar. Als Boris Becker im November 2017 50 wurde, widmete ihm die ARD eine 90-minütige Dokumentation. Als Stich im Jahr darauf denselben runden Geburtstag feierte, gab es kein TV-Spezial.

Der intelligente, aber auch kühl wirkende Stich ließ das Publikum nie im selben Maß entflammen wie der leidenschaftliche Becker - der zu dem von ihm als "Spieler Stich" bespöttelten Rivalen ein distanziertes bis feindseliges Verhältnis pflegte.

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Langweilig war das (sportliche) Leben des am 18. Oktober 1968 geborenen Schlakses aus Pinneberg dabei nie, im Gegenteil: Große Siege wechselten sich in Stichs Karriere mit dramatischen Niederlagen ab.

Erster Turniererfolg für Stich in Münster

Dass er einmal zur Tenniselite gehören würde, war in den 1980er-Jahren noch nicht absehbar. Ein Sieg beim Challenger Turnier in Münster stand in der Bilanz. "Da habe ich zum ersten Mal gedacht, wie einfach es ist, mit Tennis Geld zu verdienen und den Entschluss gefasst, es als Profi zu versuchen", erzählte er einst in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt.

Der Norddeutsche verwarf die Pläne, wie seine älteren Brüder Thorsten und Andreas zu studieren. Statt sich für Medizin an der Uni einzuschreiben, ackerte Michael Stich auf dem Tennisplatz. Mit Erfolg. 1990 gewann er in Memphis sein erstes Turnier auf der ATP-Tour. Ein Jahr darauf folgte der Coup in Wimbledon.

Siege über Courier, Edberg und Becker

Michael Stich traf im Turnierverlauf auf die großen Stars seiner Generation: Jim Courier, Stefan Edberg, schließlich Boris Becker - sie alle waren chancenlos.

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Stich wird seit dem Erfolg in London oft die Frage gestellt, wie er sich damals gefühlt habe. Er antwortet darauf nordisch-nüchtern. "Mir gelingt es nicht, Gefühle abzuspeichern und dann per Knopfdruck wieder zu aktivieren", sagte der Wimbledon-Sieger im Pinneberger Tageblatt. "Aber wenn ich heute Bilder oder Filme darüber sehe, dann denke ich: Das war ein schöner Moment."

Einen Grand-Slam-Titel im Einzel gewann Stich später nicht mehr. Die Liste seiner Erfolge kann sich aber sehen lassen: Olympia-Gold im Doppel - 1992 an der Seite von Boris Becker. Gewinn der ATP-Weltmeisterschaft 1993. Davis-Cup-Sieger mit der deutschen Mannschaft - ebenfalls 1993. Auch Wimbledon gewann er 1992 nochmal im Doppel, mit keinem Geringeren als John McEnroe an seiner Seite.

Tränen am Hamburger Rothenbaum

In jenem Jahr erfüllt sich Stich auch einen Jugendtraum: den Turniersieg am Hamburger Rothenbaum. Ein Ort, der nur wenige Kilometer von seinem Elternhaus entfernt liegt. Als Stich nach dem Finalerfolg über Andrei Tschesnokow Worte ans Publikum richten will, bricht seine Stimme. Er schluchzt, fängt sich wieder und beendet die Rede unter Tränen mit einer Liebeserklärung an seine damalige Ehefrau, die Schauspielerin Jessica Stockmann.

Waren London und Hamburg die Orte seiner großen Momente, so wird Stich die Städte Moskau und Wien auf ewig mit negativen Erfahrungen verbinden. In der russischen Metropole spielt Deutschland im Jahr 1995 um den Einzug ins Davis-Cup-Finale. Stich tritt im entscheidenden Einzel gegen Andrei Tschesnokow an. Im fünften Satz vergibt er einen Matchball. Dann den zweiten, dritten und vierten. Am Ende lässt er neun Chancen zum Sieg aus. Tschesnokow nutzt seinen ersten Matchball - dank eines Doppelfehlers des völlig ausgelaugten Stichs.

Der Deutsche vergräbt sich anschließend unter einem Handtuch. Wieder fließen Tränen - diesmal aus Enttäuschung. "Das war die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere", sagte Stich später. "Als Menschen und Tennisspieler wird dieses Match mich immer prägen. Ich wusste nicht, wie brutal Sport sein kann."

Horrorverletzung beim Turnier in Wien

Drei Wochen später tritt er beim Turnier in Wien an. Das Viertelfinale gegen Todd Woodbridge ist wenige Minuten alt, als Stich zum Netz spurtet. Er strauchelt, knickt mit dem linken Fuß weg und krümmt sich auf dem Boden. Eine Horrorszene. Jessica Stockmann ist auf der Tribüne den Tränen nahe. Die Diagnose: Riss des mittleren Außenbandes, Anriss des vorderen Bandes, Beschädigung der Kapsel am linken Sprunggelenk.

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Doch Stich erholte sich von dieser schweren Verletzung, schaffte es ein halbes Jahr später sogar ins Endspiel der French Open. Die Niederlage gegen Jewgeni Kafelnikow sollte das letzte große Profi-Match sein. Ein Jahr später beendete er nach seinem Halbfinal-Aus in Wimbledon die Karriere.

Stich blieb seiner Sportart aber weiter verbunden. Zwischen 2001 und 2003 war er Teamchef der deutschen Davis-Cup-Auswahl. In seine Amtszeit fällt der Abstieg aus der Weltgruppe.

Federer und Nadal nach Hamburg geholt

Mehr Erfolg hatte Stich als Turnierdirektor am Rothenbaum. Ihm gelang es, die Topstars Roger Federer und Rafael Nadal nach Hamburg zu holen. Im Sommer 2018 gab Stich den Posten nach neun Jahren ab.

Stich, inzwischen mit der Dressurreiterin Alexandra Rikowski verheiratet, widmet sich aber weiterhin seiner Stiftung, er setzt sich für HIV-infizierte und an AIDS erkrankte Kinder und deren Familien ein. Für sein soziales Engagement erhielt er bereits die Auszeichnung "Hamburger des Jahres".

In Start-up-Unternehmen investiert

Stich investiert außerdem in Start-up-Unternehmen. Seine Strategie verriet er kürzlich der Wirtschaftswoche. "Viele Dinge lasse ich mir von Experten erklären, aber ich würde nie in Themen investieren, zu denen ich gar keinen Zugang habe", erklärte Stich.

Im Gegensatz zu anderen Stars ist Stich der Übergang von der Sportlerkarriere in die Geschäftswelt gelungen.