Die Karriere von Axel Schulz
Geboren: 9. November 1968 in Bad Saarow
Familienstand: verheiratet, zwei Töchter
Kämpfe: 33
Siege: 26 (11 K.-o.-Siege)
Eine Niederlage macht Axel Schulz groß und unvergessen. Wenn es um den deutschen Boxsport geht, ist er einer der Erfolgreichsten und Beliebtesten: Stets freundlich und mit der unvermeidlichen Baseball-Kappe.
SPORT1 blickt auf die Meilensteine in der Karriere des "weichen Riesen" zurück:
Bereits mit elf Jahren entdeckt Schulz seine Leidenschaft für das Boxen. Nach drei Jahren in der Boxabteilung der Fürstenwalder BSG Gaselan wird das junge Talent von einer Talentsichtung in Frankfurt entdeckt. Das Training zahlt sich aus: von 1982 an gewinnt der junge Schulz fünf Jahre in Folge den DDR-Meistertitel in seiner Altersklasse. 1986 folgt der EM-Titel der Junioren im Halbschwergewicht - und das mit erst 17 Jahren.
Nach seiner Bronzemedaille bei der Amateur-Weltmeisterschaft 1989 feiert Schulz 1990 sein Profidebüt gegen George Ajio aus Uganda. Den Fight gewinnt der Brandenburger nach Punkten, drei weitere Aufbaukämpfe folgen. Im selben Jahr wird er von der Zeitschrift Boxsport zum Nachwuchsboxer des Jahres gewählt.
1995: Titelkampf gegen George Foreman
Nach seinem Punktsieg gegen James "Bonecrusher" Smith wird Schulz 1994 erstmals in der Top 12 der IBF-Rangliste geführt. Dies ermöglicht ihm einen Titelkampf gegen George Foreman. Der damals bereits 46-jährige US-Amerikaner entscheidet sich für Schulz als vermeintlich ungefährlichen Gegner.
In den USA wird der Kampf gegen den bis dahin unbekannten Schulz als der WM-Kampf gegen den legitimen Schmeling-Nachfolger vermarktet. Und Schulz enttäuscht die Zuschauer nicht, liefert dem Altmeister einen mutigen Kampf.
Es soll der größte Kampf seiner Karriere werden, als er Foreman am 22. April 1995 in Las Vegas am Rande einer Niederlage hat. Schulz zwingt den 46-Jährigen über die kompletten 12 Runden und verliert am Ende nur umstritten nach Mehrheitsentscheidung. Einen Rückkampf verweigert Foreman, womit er seinen Titel wieder verliert.
Damals war die Niederlage ein Tiefpunkt für den jungen Schulz, heute hat er sich damit abgefunden. "Natürlich war Georges Punktsieg ein Witz. Aber wenn man mit so einer Legende im Ring steht, muss man seinen Gegner für einen Sieg eben umhauen. Das ist mir nicht gelungen - Punkt", sagt er mit einigem Abstand der dpa.
1995: Skandal-Fight gegen Francois Botha
Der Kampf bringt ihm international viel Reputation ein, weshalb er noch im selben Jahr einen weiteren WM-Kampf von der IBA um den wieder vakanten Titel bekommt: Am 9. Dezember trifft er in Stuttgart auf den Südafrikaner Francois Botha.
Gegen Botha lässt Schulz jedoch alles vermissen, was ihn gegen Foreman noch groß machte. Vor allem in puncto Kondition und Aggressivität ist er trotz anderer Vorhersagen dem Südafrikaner unterlegen und verliert abermals einen WM-Kampf durch Mehrheitsentscheidung.
Nach dem Fight kommt es zu Tumulten: Schulz-Anhänger wollen das Ergebnis nicht akzeptieren, Gläser und Sektflaschen fliegen in den Ring, mehrere Zuschauer werden verletzt. Die nächste Schlagzeile folgt nur wenige Tage später. Botha wird der Einnahme verbotener Steroide überführt - der IBF-Titel wird ihm aberkannt.
Der Name Schulz hat aber immer noch einigen Klang in der internationalen Boxszene - und so bekommt er noch eine dritte WM-Chance. Bereits am 22. Juni 1996 boxt er gegen Ex-Weltmeister Michael Moorer um die wiederum vakante IBF-Krone.
Der Kampf gegen den US-Amerikaner bleibt zwar von jeglichen Skandalen verschont, aber für Schulz reicht es wieder nicht zum Titel. Erneut muss er nach zwölf Runden eine Niederlage nach Punkten hinnehmen.
1999: Niederlage gegen Wladimir Klitschko
Danach wird es einige Jahre ruhig um den Boxer Axel Schulz - bis ins Jahr 1999, als er das Wagnis eingeht, seine Kräfte in einem EM-Kampf mit einem aufstrebenden jungen Schwergewichtler namens Wladimir Klitschko zu messen.
Der Kampf in Köln lockt ein regelrechtes All-Star-Aufgebot der Neunziger-Prominenz an: Schlagersänger Guildo Horn und Blödel-Legende Karl Dall, Komiker-Kollege Jürgen von der Lippe, die Fußball-Star Rudi Völler, Volksmusik-Legende Heino und Ehefrau Hannelore sowie Formel-1-Ikone Niki Lauda und Moderatorin Verona Feldbusch (heute Poth). Niemand will sich den großen Comeback-Kampf von Axel Schulz entgehen lassen.
Trotz seiner einjährigen Ringabstinenz steigt Schulz ohne jeglichen Aufbaukampf gegen Klitschko in den Ring.
Ein Fehler, den Schulz teuer bezahlt. Er beschränkt sich hauptsächlich auf seine Defensive und findet nie die richtige Distanz zu seinem 15 Zentimeter größeren Kontrahenten. Am Ende muss er viele Treffer einstecken, weswegen der Ringrichter den Kampf in der 8. Runde abbricht. Schulz muss die Zeichen der Zeit erkennen und beendet seine Karriere.
2005: Comeback gegen Brian Minto
Sieben Jahre später spürt Schulz noch einmal das Kribbeln und befindet: Es ist Zeit, für ein Comeback zu schuften. 2005 unterbreitet ihm der legendäre Box-Promoter Don King ein Angebot für ein Comeback gegen Brian Minto.
Der Kampf steht aber von Beginn an unter keinem guten Stern. Sein langjähriger Trainer Ulli Wegner steht diesmal nicht in seiner Ecke, er wird von Richard Conti auf den Kampf vorbereitet.
Der Kampf findet am 25. November 2006 im Gerry-Weber-Stadion in Halle in Westfalen statt. Aber erneut kann Schulz seine Vorteile nicht nutzen. Weder bringt er den Italo-Amerikaner mit seiner überlegenen Größe in Bedrängnis, noch kann er die Defensive von Minto durchbrechen.
Minto hingegen agiert von Beginn an aggressiver und schickt Schulz in Runde 4 zum ersten Mal auf die Bretter. In der sechsten Runde verliert Schulz dann durch technischen K.o., noch im Ring erklärt er seinen erneuten Rücktritt, der diesmal endgültig ist.
2006: Fehldiagnose Blutkrebs
Bei einer routinemäßigen Untersuchung nach dem Fight gibt es keinen auffälligen Befund. Eine Woche später fühlt sich Schulz nicht gut, ihm wird schwindelig. Ein Computertomographie zeigt einen Hirninfarkt. Nach der Diagnose beginnt die Suche nach der Ursache.
Ein Arzt scheint schließlich die Antwort gefunden zu haben: Er diagnostiziert Blutkrebs. Eine Horrornachricht für Schulz - für seine Frau Patricia, mit der er seit 2006 verheiratet ist, bricht eine Welt zusammen.
Erst Wochen später stellt sich heraus, dass es sich um eine Fehldiagnose handelte. Klar wird: Schulz hat zu viele Thrombozyten im Blut, wodurch sich ein Gerinnsel bilden konnte, das den Schlaganfall auslöste. Mit Medikamenten kann die Störung behoben werden.
Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wird Schulz als Schauspieler und Entertainer tätig. Zudem arbeitet er als Kommentator bei Boxsportsendungen. Seit 2018 analysiert Schulz als SPORT1-Experte unter anderem die Kämpfe des deutschen Hoffnungsträgers Vincent Feigenbutz.