Den Moment, der Michael Phelps in der Sport-Welt unsterblich machte, erlebte er selbst am Beckenrand.
Michael Phelps: Rekordschwimmer mir verborgenen Dramen
Am 17. August 2008 hatte der damals 23-Jährige die 4x100 m Lagen-Staffel der USA mit einer starken Leistung auf der Delphinstrecke in Führung gebracht. Jetzt war es an Jason Lezak, den Sieg auf dem abschließenden Freistilabschnitt klar zu machen - und Phelps die achte Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking zu sichern.
Dieser stieg sofort nach seinem Anschlag aus dem Becken und feuerte Lezak zusammen mit seinen Staffelkollegen Aaron Peirsol und Brendan Hansen an. Mit Erfolg: Während Lezak als Erster in neuer Weltrekordzeit anschlug, umarmte Phelps seine Kollegen und reckte ungläubig blickend beide Fäuste nach oben.
Michael Phelps toppte auch Mark Spitz
Es war geschafft, die achte Goldmedaille binnen acht Tagen. Dadurch eroberte vom Spitzenplatz der Liste mit den erfolgreichsten Teilnehmern bei einer einzigen Austragung. Er verdrängte Landsmann und Schwimmerkollege Mark Spitz, der 1972 in München sieben Goldmedaillen gewonnen hatte.
"Was du heute geleistet hast, war episch", sagte Spitz ihm damals in einem Fernsehinterview: "Du bist eine riesige Inspiration für junge Menschen in der ganzen Welt."
Episch, das ist auch das treffende Wort in Bezug auf die gesamte Karriere des Mannes, der am 30. Juni 1985 in Baltimore geboren wurde. Sein Weg erinnert stark an den "American Dream", der Vorstellung, dass jeder Mensch durch harte Arbeit und unabhängig von seinem derzeitigen Wohlstand in der Zukunft einen höheren Lebensstandard erreichen kann.
Kampf mit ADHS
Phelps litt als ohne Vater heranwachsender Junge an ADHS. Durch den Einfluss seiner älteren Schwestern beginnt er im Alter von sieben Jahren mit dem Schwimmsport. In der Folge steckt er all seine Energie in die neue Leidenschaft, wird zu einem Konzentrationswunder - und letztlich zu einem der größten Sportler aller Zeiten.
2000 nimmt Phelps in Sydney zum ersten Mal an Olympischen Spielen teil. 15 Jahre ist er da jung - schaut auf zu seinem Idol Ian Thorpe aus Australien, der mit dreimal Gold damals Star der Spiele ist. Eine Medaille holt Youngster Phelps zwar keine, bricht fünf Monate später aber über 200 Meter Schmetterling den Weltrekord. Von da an wird seine Karriere unter Anleitung von Trainer Bob Bowman zu einer Medaillen- und Rekordjagd ohnegleichen.
23 Goldmedaillen bei Olympia - die meisten, mit Abstand
Bis zu seinem endgültigen Rücktritt vom Leistungssport im Jahr 2016 sammelte er 23 Goldmedaillen (gesamt: 28 Medaillen) bei Olympischen Spielen,er führt das ewige Ranking mit großem Abstand vor Spitz, Carl Lewis, Paavo Nurmi und Turnerin Larissa Latynina an (je 9 - Usain Bolt hat wegen der Aberkennung seines ersten Staffel-Golds nur noch 8).
26 WM-Titel und 39 Weltrekorde ergänzen die Bilanz, seine Erfolge überstrahlten auch völlig die an sich ebenfalls denkwürdige Bilanz seines Generationsgenossen Ryan Lochte (6 Olympia-Goldmedaillen, 18 WM-Titel).
Das Vermögen, das er durch seine Erfolge und damit verbundene Werbe-Deals gewonnen hat, wird auf rund 80 Millionen Dollar geschätzt.
Phelps: "Ich wollte nicht mehr leben"
Die Karriere des erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten hatte nicht nur Hochs, sondern auch einige durch Drogen und Alkohol bedingte Tiefs.
So wurde er im November 2004 wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet und später zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Ein erneuter Fall von Alkoholmissbrauch verhinderte einen Start bei der WM 2015 in Kazan.
"Nach jeden olympischen Spielen denke ich, bin ich in Depressionen verfallen", sagte er damals. Dabei seien die Spiele im Jahr 2012 die schwierigsten gewesen: "Ich wollte diesen Sport nicht mehr ausüben. Ich wollte nicht mehr leben."
Das Engagement für psychische Gesundheit zählt zu den zahlreichen sozialen Zwecken, für die er heute aktiv ist.
Privat ist Phelps an Model Nicole Johnson vergeben, die frühere "Miss California USA". Die beiden heirateten 2016 heimlich und haben drei gemeinsame Söhne: Boomer Robert (geboren 2016), Beckett Richard (2018) und Maverick Nicolas Phelps (2019).