Um den Mann, der siebenmal die Tour de France gewann und sie siebenmal wieder verlor, ist es ruhig geworden.
Das letzte Hurra des dreisten Dopers
"Wie heißt die Figur in Harry Potter, über die niemand sprechen kann? Voldemort? So ist es mit mir in allen Bereichen", sagte Lance Armstrong vor einiger Zeit.
Der Texaner, der einst den Radsport beherrschte, als Diktator gar, wie manche sagten, der ein Schreckensregime aus brutalem Druck aufbaute, ist heute ein Ausgestoßener seines einstigen Königreiches.
Armstrong lässt sich noch einmal feiern
Am 24. Juli 2005 ließ sich Armstrong ein letztes Mal als Sieger des größten Rennens der Welt feiern.
Eine Tour-Ära wie die seinige gab es nie zuvor und nie danach, nicht unter Jacques Anquetil, nicht unter Eddy Merckx, nicht unter Bernard Hinault, nicht unter Miguel Indurain, die vor ihm jeweils fünfmal siegten, nicht unter Christopher Froome, der nach ihm viermal gewann.
Und gewissermaßen gab es sie auch offiziell nie unter Armstrong: 2012 erkannte der Weltverband dem vielleicht kompromisslosesten Doper der Sportgeschichte sämtliche Tour-Siege, von 1999 bis 2005 in Serie erreicht, ab.
Weil auch seine Konkurrenten kaum sauberer waren, sich des Triumphes als ebenso wenig würdig erwiesen, klafft heute eine Lücke in den Palmares der Großen Schleife, die ebenso lang ist wie jene von 1940 bis 1946, die der Zweite Weltkrieg gerissen hat.
Keine Sieger bei Tour de Farce
Wem sollte man diese Tour-Titel also auch nachverleihen? Den von 2005 beispielsweise? Von den besten Acht, die damals Paris erreichten, blieb nur der Australier Cadel Evans ohne Dopingsperre. Und weil auch Armstrongs drittplatziertem Rivalen Jan Ullrich das Ergebnis seiner zwangsweise letzten Tour aberkannt wurde, sieht heute das offizielle Podium so aus: 1. xxx - 2. Ivan Basso - 3. xxx.
Nicht nur, weil der Italiener Basso, der damals 4:40 Minuten hinter Armstrong lag, nur ein Jahr später als Fuentes-Klient ein erstes Mal aus dem Verkehr gezogen wurde (ehe Discovery ihn wahnwitzigerweise 2007 zum Nachfolger des zwischenzeitlich zurückgetretenen Armstrong machte), ist diese Handhabe für den Ausgestoßenen selbst ein Witz.
"Jeder weiß, was in den 1990ern und 2000ern abgelaufen ist. Aber wenn man sich die Ergebnisse anschaut und es noch immer keinen Sieger, aber eine Gruppe von Zweit und Drittplatzierten gibt, macht das überhaupt keinen Sinn. In zehn Jahren werden die Leute das nicht mehr akzeptieren", sagte Armstrong. Bislang irrt er.