Für die Sprinter ist die Tour de France einmal mehr ein reiner Überlebenskampf.
Tour: Voigt kritisiert Sprinter
Doch der Kampf ist für viele aussichtslos - und das "Sprinter-Sterben" fand bereits seinen vorläufigen Höhepunkt.
Mit Andre Greipel erwischte es nun den nächsten deutschen Top-Mann, mit dem zweimaligen Etappensieger Fernando Gaviria (Quick-Steck/Kolumbien) und Dylan Groenewegen (Lotto NL-Jumbo/Niederlande) gaben der Zweit- und Drittplatzierte der Punktwertung auf.
Voigt zum "Sprinter-Sterben": "Erstaunlich"
Nur Weltmeister Peter Sagan gibt einmal mehr den Alleinunterhalter. Der Träger des Grünen Trikots hat 228 Punkte Vorsprung auf seinen neuen Verfolger Alexander Kristoff- während auch Marcel Sieberg und Rick Zabel klein beigeben mussten, nachdem am Tag zuvor bereits Marcel Kittel, Mark Cavendish und Mark Renshaw das Zeitlimit verpasst hatten.
Zur Erklärung: Das Limit wird je nach Schwierigkeit der Etappe und Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers ermittelt. Bedeutet: Je schwerer die Etappe, desto mehr Zeit für die Fahrer ins Ziel zu kommen.
"Das ist wirklich ganz erstaunlich", sagt der frühere Rad-Star Jens Voigt bei SPORT1: "Das muss der Dauerstress der ersten Wochen gewesen sein. Die Kombination von zwölf Tagen Hitze, stressvollen Rennsituationen und dem schweren Profil war einfach zu viel für sie." (SERVICE: Gesamtwertung der Tour)
Greipel: Zu viel Spektakel
Nach den drei schweren Bergetappen sei am Donnerstag "der Ofen aus" gewesen, zumal auch die Roubaix-Etappe den Fahrern noch in den Knochen steckte, ergänzt Voigt.
"Ich weiß aus Erfahrung, dass man nach Paris-Roubaix drei, vier Tage Ruhe haben möchte. Der Körper hat überall Erschütterungen, egal, ob man gestürzt ist oder nicht. Und danach fährt man drei Alpenetappen mit 13.000 Höhenmetern", sagte dazu auch Andre Greipel im ZDF.
In diesem Jahr sei für ihn "das Spektakel zu viel gewesen." Zabel sprach nach seinem Ausstieg von einer "fragwürdigen Etappe". Kittel wiederum meinte, er könne sich "kein Bein abreißen und ein bisschen weniger wiegen."
Fehlte Motivation?
Voigt vermutet, dass besonders die kurze Bergetappe am Mittwoch "allen ein bisschen das Genick gebrochen hat. Das Zeitlimit war so kurz, dass sie alle Anschlag gefahren sind. Davon haben sie sich nicht mehr erholt."
Voigt führt bei SPORT1 allerdings auch den enttäuschenden Verlauf der Deutschen als möglichen Grund für das Ausscheiden zur Mitte der Tour an.
"Vielleicht waren sie nicht hundertprozentig motiviert. Sie strotzten nicht vor Selbstvertrauen, weil sie keine Etappe gewonnen haben. Wenn der Wurm drin ist, neigt man vielleicht eher dazu aufzuhören", meint der 46-Jährige über Kittel und Greipel.
Es allein auf die Etappen zu schieben, ist Vogts jedoch zu einfach: "Es ist die Tour de France. Keiner sagt, dass sie leicht ist. Wenn man da startet, weiß man, worauf man sich einlässt und kann sich darauf einstellen."
Sagan-Show begeistert Voigt
Dass die Punktewertung mal wieder zur Sagan-Show wird, stört Vogts dagegen keineswegs – im Gegenteil. "Ich finde es faszinierend, mit welcher Leichtigkeit und Lässigkeit Sagan dieses Trikot holt", erklärt Voigt: "Die anderen sind einfach nicht gut genug. Punkt."
Das gelte auch für "das dauernde Gejammer, dass Sky das Rennen stranguliere oder kontrolliere."
Zudem sei "das Grüne Trikot eigentlich nicht mehr ein Sprintertrikot, sondern für den zuverlässigsten und fleißigsten Fahrer, für den Fahrer, der am meisten Engagement und Einsatz zeigt." Die deutschen Sprinter hätten einfach das "Pech, dass sie zu dieser Zeit geboren werden und mit Sagan fahren müssen."
Jener Sagan war allerdings wenig erfreut vom Ausfall seiner Kollegen: "Es tut mir für die Fahrer leid. Jetzt kann es ein großes Chaos werden. Denn jetzt will jeder mitsprinten."
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