Sportler und Sportlerinnen sowie Funktionäre auf der ganzen Welt sind größtenteils erleichtert: Das IOC hat sich nach einer Telefonkonferenz mit den japanischen Beteiligten dazu durchgerungen, die Olympischen Spiele 2020 in diesem Jahr nicht durchzuführen, und wird das Großereignis ins nächste Jahr verschieben.
Olympia-Reaktionen: "Katastrophe"
Doch es herrscht nicht nur Freude über die Ankündigung des IOC. Einige Athleten sind auch enttäuscht.
SPORT1 fasst Reaktionen auf diese historische Entscheidung zusammen.
Danilo Barthel (FC Bayern Basketball) zu SPORT1: "Ich finde die Entscheidung richtig. Die Gesundheit steht in der aktuellen Situation im Vordergrund. Durch die aktuellen Einschränkungen des Trainings und der Wettkämpfe wäre keine optimale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele möglich gewesen. Die rechtzeitige Verschiebung lässt nun Athleten und Verbände besser planen."
Thomas Röhler (Speerwerfer) zu SPORT1: "Für mich ist es eine vernünftige Entscheidung, über die ich mich persönlich freue, weil ich als Athlet in den Prozess involviert war. Es hat sich gezeigt, dass man was bewirken kann, wenn sich viele einig sind. Die Olympischen Spiele sind nicht abgesagt und bleiben für uns Sportler das Größte. Sie finden einfach ein Jahr später statt unter dann hoffentlich planbaren Umständen. Die Wettkampfplanung für die aktuelle Saison bleibt damit aber weiterhin offen."
Bob Hanning (Vize-Präsident DHB) zu SPORT1: "Ich finde die Entscheidung richtig und klug. Wenn eine Veranstaltung die Verbindung zwischen Sport und Zuschauern braucht, dann sind es Olympische Spiele. Von daher begrüße ich den Schritt und halte auch die Verschiebung um ein Jahr für sinnvoll, sodass die Athleten die Sicherheit haben, um sich gewissenhaft darauf vorbereiten zu können. Es ist auch gut, dass wir Handballer für die Planung der Saison diese Information und dahingehend Sicherheit haben."
Heike Drechsler (zweimalige Olympia-Siegerin im Weitsprung) zu SPORT1: "Es ist traurig für die Athleten aber jetzt ist wenigstens Klarheit. Viel schlimmer ist, wenn die Athleten hingehalten werden und nicht wissen, woran sie sind. Es wäre alles ohnehin schwierig geworden von den Trainingsbedingungen bis zu den Qualifikationen, einfach unrealistisch. Keiner hätte sich optimal auf die Wettkämpfe vorbereiten können. Keiner könnte die Spiele unter solchen Bedingungen genießen. Gesundheit ist das Wichtigste, auch wenn es schwerfällt. Ich kenne das sehr gut, ebenso schwer war für mich der Boykott 1984 in Los Angeles. Es tut weh, es ist einfach gesagt, es sportlich zu nehmen. Der Trost ist, dass es für alle eine schwere Zeit ist. Es verbindet die Athleten auf eine olympische Weise."
Marco Koch (Weltmeister im Schwimmen): Ich empfinde die Verschiebung der Olympischen Spiele als die richtige Entscheidung. Ich bin auch froh, dass sie jetzt schon getroffen wurde, da es einfach den Athleten wie mir, die aufgrund von geschlossenen Hallen derzeit nicht trainieren können, den mentalen Stress nimmt, dass man in Trainingsrückstand gerät. So suchen sich die Athleten jetzt keine sonstigen Trainingsmöglichkeiten, wobei sie andere Leute hätten infizieren können. Und ein Jahr nach hintern verschoben ist ja jetzt auch nicht so weit weg, dass die Athleten im fortgeschrittenen Alter – so wie ich – sagen, dass es ihnen zu lang ist. Ein Jahr dranhängen kann man noch ganz gut, zwei bis drei Jahre oder eine Absage wären dann schon schwieriger geworden. So kann - mit ein bisschen Abstand - aber jeder sehr gut damit leben.
Robert Harting (Olympiasieger im Diskuswerfen): "Alles andere als sich der Weltgesundheit zu stellen und den Austragungszeitraum respektvoll anzupassen, würde das IOC zum Straftäter machen. Denn die Vereinten Nationen haben Gesundheit zu einem Menschenrecht erklärt. Dass ein Virus zur Olympia-Verschiebung führt, ist Wahnsinn. Es wird auch extreme Verschiebungen in der Wirtschaft geben, auch für die Athleten. Das wird auch zu Verschiebungen der Leistungsfähigkeit führen."
... bei t-online.de: "Das ist für Olympioniken eine Katastrophe. Die Fußballer verdienen über eine ganze Saison lang fast gleichbleibend Geld, die Einzelsportler vor allem in der Zeit eines Großevents. Und das bricht durch die Olympia-Verschiebung jetzt fast komplett weg. Diese Verschiebung kann für einige Sportler ein Grund für das Karriereende sein. Und selbst wenn man noch viele Jahre weitermachen möchte, die Luft ist bei vielen ganz sicher für Monate raus."
Jonathan Koch (Athletensprecher DOSB): "Es ist schön, dass die Verantwortlichen beim IOC ein Einsehen haben und sich nun auch solidarisch mit der Weltgemeinschaft zeigen. So traurig die Verschiebung für jedes Sportlerherz auch sein mag, ist es doch zu begrüßen, dass der Zwiespalt von Trainingsanforderungen und einem gesamtgesellschaftlich solidarischen Verhalten durch die Entscheidung aufgelöst wird."
Alfons Hörmann (Präsident DOSB): "Die nunmehr schnelle und klare Entscheidung zur Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele ist ein richtiger und enorm wichtiger Schritt für den internationalen Sport und die gesamte Weltgemeinschaft."
Rudolf Scharping (Präsident Bund Deutscher Radfahrer): "Der BDR hält die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 für richtig. Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler muss Priorität haben. Außerdem war unter den gegebenen Umständen keine Chancengleichheit bei Wettkampfvorbereitung und Qualifikation möglich. Die Entscheidung ist für alle, die sich gezielt darauf vorbereitet haben, zunächst bitter, aber angesichts der Risiken nachvollziehbar. Es gab keine Alternative."
Hasebe hofft auf sorgenfreies Olympia 2021
Makoto Hasebe (Fußball-Profi, Eintracht Frankfurt): "Es ist die richtige Entscheidung, Olympia im nächsten Jahr stattfinden zu lassen. Japan und Tokio werden ein toller Gastgeber sein und wir alle hoffen, dass wir dieses Ereignis 2021 ohne die aktuellen Sorgen genießen können."
Julius Thole/Clemens Wickler (Beachvolleyball-Vizeweltmeister): "So enttäuschend und hart das auch für jeden Athleten ist, es ist eine alternativlose Entscheidung und genau richtig. Gesundheit geht immer vor. Nun haben alle Athleten Gewissheit und können sich zielgerichtet auf die Spiele 2021 in Tokio vorbereiten."
Kristina Vogel (Ex-Bahnradfahrerin): "Für alle war es klar: Die Olympischen Spiele werden verschoben... Im Moment, wo viele um Ihr Leben kämpfen, Menschen Angst um Ihre Existenzen haben, wie sollen da die Spiele stattfinden? Sport gibt der Gesellschaft so viel. Aber wir wollen alle Olympische Spiele genießen, wie sie sein können: märchenhaft, faszinierend, überraschend! Die Olympische Spiele haben Auswirkungen in die gesamte Welt. Mehr als nur die Medaillen, die ich schon um gewinnen durfte. Hier geht's nicht um irgendwelche Qualifikationswettkämpfe und Trainingslager... Ich bin froh, dass die Sportwelt nun eine Erleichterung hat. Planbarkeit, aufatmen und vor allem: Athleten, Trainer, Betreuer, die sich nicht mehr in Gefahr begeben müssen. Was für eine schwere und folgenreiche Entscheidung vom IOC und Japan. Ich freue mich auf atemberaubende Paralympische und Olympische Spiele 2020."
Marcel Nguyen (Turner): "Es gab keine Alternative. Hoffentlich können wir 2021 in Tokio ein großes Fest feiern - und dieses sinnlose Training im Garten hat nun ein Ende."
Isabell Werth (sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin): "Das ist das, was wir alle gefordert und erwartet haben. Jetzt wollen wir erstmal die nächsten Wochen hoffentlich gesund und munter überstehen und dann geht es letztlich weiter in die Planung. Wir wollen auch erstmal sehen, dass wir ins normale Leben und ins normale Wettkampfgeschehen zurückkehren können. Und von da aus sehen wir wieder weiter, wie was kommt, wie was geht und wann wir uns vorbereiten müssen."
Faris Al-Sultan (DTU Bundestrainer): "Nachdem die Entscheidung jetzt gefallen ist, können wir uns gemeinsam mit den Athlet*innen, den Trainer*innen und den Betreuer*innen auf die neue Situation einstellen. Der Druck der Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer ist erstmal weg. Die große Herausforderung v.a. für die Athlet*innen besteht nun aber darin, die Motivation aufrechtzuerhalten. Die Trainingspläne und die Trainingssteuerung werden wir in Abstimmung mit den Heimtrainern entsprechend anpassen, so dass man relativ kurzfristig auch wieder in das Wettkampfgeschehen eingreifen kann, sobald dies wieder möglich ist."
Lena Meißner (DTU Athletensprecherin): "Für uns Athlet*innen ist die Ungewissheit nun endlich vorbei. In den letzten Wochen war ein normales Training einfach nicht möglich, es war schon eine sehr belastende Situation. Jetzt können wir uns erst einmal darauf konzentrieren, die Krise zu überstehen und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, nämliche die Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. Und danach den Fokus auf Olympische Spiele in 2021 zu legen."
Niklas Kaul (Zehnkampf-Weltmeister und Sportler des Jahres): "Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Die Situation war für uns Sportler zuletzt nicht leicht, wir mussten uns irgendwie auf Olympia vorbereiten, aber gleichzeitig auch die strengen Auflagen der Behörden beachten. Der Druck war sehr hoch."
Andrew Parsons (Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees): "Die Entscheidung zur Verschiebung ist absolut richtig. Die Gesundheit muss Vorrang haben, während einer solchen Pandemie ein Sportevent auszurichten, ist einfach nicht möglich. In Zeiten des Lockdowns den Olympischen Traum zu jagen, macht keinen Sinn."
Frank Stäbler (dreimaliger Ringer-Weltmeister): "Mein Olympia-Traum ist verschoben - nicht geplatzt. Auch wenn es für mich aktuell schwer zu greifen ist, es ist die absolut richtige Entscheidung die Spiele zu verlegen. In diesen Zeiten müssen wir an die Gesundheit der Menschen denken, da muss der Sport zurück stehen. Ich habe in meiner Karriere gelernt mit Unwägbarkeiten umzugehen. Packen wir es an."
Andreas Michelmann (Präsident Deutscher Handballbund): "Mit der nun beschlossenen Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 haben alle Beteiligten Klarheit gewonnen. Angesichts der dramatischen Lage in vielen Ländern ist dies ein guter Entschluss und eine respektvolle Lösung im Umgang mit der Gesundheit von Teilnehmern und Zuschauern."
Emanuel Buchmann (Radsportler): "Ich denke, dass ist die einzig richtige Entscheidung aktuell. Es war ja nach den letzten Tagen auch schon abzusehen, dass es dazu kommt. Unter den aktuellen Umständen wären es einfach keine fairen Bedingungen für alle Athleten gewesen, und das gesundheitliche Risiko für alle wäre auch nicht kalkulierbar. Es ist natürlich sehr schade, da die Spiele dieses Jahr eines meiner Highlights gewesen wären, aber die Verschiebung um ein Jahr sollte die beste Lösung sein."
Carola Meyer (Präsidentin Deutscher Hockey-Bund): "Ich begrüße die Entscheidung, weil sie den Druck von den Verbänden sowie den Sportlern nimmt. Die Gesundheit der Athleten und Athletinnen sollte einfach über allem stehen. Die Verlegung um ein Jahr bringt uns Planungssicherheit und ich persönlich freue mich jetzt schon auf Tokio 2021."