Eine der hollywoodreifen Geschichten der Olympischen Winterspielen in Pyeongchang droht zur Schlammschlacht zu werden:
Zoff! Deutsche verlässt Bob-Team
Die frühere Bob-Pilotin Sandra Kiriasis hat das jamaikanische Frauen-Bobteam kurz vor dem Start der olympischen Rennen nach heftigen Differenzen mit dem restlichen Trainerteam verlassen.
"Mir wurde ohne Angabe von Gründen und ohne, dass etwas vorgefallen ist mitgeteilt, dass ich nur noch als Bahntrainerin fungieren solle, das Olympische Dorf verlassen müsse, meine Akkreditierung als Teil des Teams verlieren werde und keinen Kontakt mehr zu den Athletinnen haben dürfe", teilte Kiriasis am Donnerstag mit.
Kiriasis hatte dies Anfang der Woche abgelehnt und ist nun nicht mehr Teil des Trainerteams. Die wahren Gründe für die Entscheidung des Verbands kenne sie bis heute nicht. Sie wolle sich aber "auf keinen Fall zur Marionette eines Verbandes degradieren lassen, der durch meine Bemühungen und Kontakte auch sehr viel Geld gespart hat."
Intrige im Trainerstab?
Anstatt Vorfreude auf ein ähnliches Spektakel wie 1988 beim legendären jamaikanischen Männer-Bob herrscht beim Team aus der Karibik Streit. Die deutsche Ex-Trainerin fordert nun Geld vom Verband. (SERVICE: Der Olympia-Zeitplan)
"Sie wollten mich als Bahntrainerin behalten, aber ich sollte keinen Kontakt mehr zu den Athleten haben. Und das funktioniert natürlich nicht", sagte die Olympiasiegerin von 2006 dem SID in Pyeongchang. Sie kenne die genauen Gründe für die geplante Degradierung nicht, vermute aber "eine Intrige im Trainerstab. Ich war wohl noch nie so enttäuscht in meinem Sportlerleben".
Die jamaikanischen Bobfrauen haben sich erstmals für Olympia qualifiziert und erhielten auch deshalb viel Aufmerksamkeit, weil sie genau 30 Jahre nach ihren berühmten Landsmännern den Sprung zu den Winterspielen schafften.
Kiriasis fordert Entschädigung
Auf dem Weg dahin habe Kiriasis dem Verband nach eigener Aussage unter anderem "einen Bob organisiert, ein Paar private Kufen zur Verfügung gestellt" und über ihre Kontakte zudem "geholfen, eine komplette Ausrüstung zum Fahren und Vorbereiten" zu bekommen. Der Verband habe dadurch viel Geld gespart, Kiriasis fordert nun eine Entschädigungszahlung.
Andernfalls verlange sie das Material zurück, was zur Folge hätte, dass das Team Jamaika nicht an den Rennen am Dienstag und Mittwoch teilnehmen könnte. Dies würde Kiriasis in Kauf nehmen: "Ich muss mich ja schützen, ich kann das nicht akzeptieren." (SERVICE: Der Olympia-Medaillenspiegel)
Die Jamaikaner wollen dagegen von derartigen Forderungen oder Ansprüchen seitens der Deutschen nichts wissen. In einem Statement an den SID legte der Verband Wert darauf, dass der Bob nicht Kiriasis gehöre. Vielmehr ließ der Verband durchklingen, dass Kiriasis nicht immer das beste für das Team im Sinn gehabt habe.
Verband schlägt Forderungen aus
"Wir haben das Team neu aufgestellt, damit es die bestmögliche Leistung abrufen kann", hieß es in der Stellungnahme. Kiriasis habe sich zudem selbst dazu entschieden, nicht mit dem Verband weiterzuarbeiten.
"Wir sind sehr enttäuscht über ihre Entscheidung und danken ihr für ihren unschätzbaren Beitrag zum Erfolg des ersten jamaikanischen Frauenbobteams", hieß es weiter: "Wir gehen nicht davon, dass es bei unserer Ausrüstung noch zu Änderungen kommt." Ihr Abgang werde zudem "den Verband oder die Leistung unserer Athleten bei den Winterspielen nicht beeinflussen".
Kiriasis betonte, dass ihr Verhältnis zu den Athletinnen um Pilotin Jazmine Fenlator intakt sei. "Sie sagten mir, dass sie es nicht verstehen und dass sie kein Problem mit mir haben", sagte sie.
Fenlator, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, hatte für die USA bei den Winterspielen 2014 im Zweierbob mit Hürdensprinterin Lolo Jones Platz elf belegt. Ihre Anschieberin Carrie Russell gewann 2013 mit der jamaikanischen 4x100-m-Staffel Gold bei der Leichtathletik-WM in Moskau.