Die Diskussion um den Zieleinlauf der deutschen Marathonläuferinnen Anna und Lisa Hahner wird immer größer. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) attackierte die beiden Zwillingsschwestern nun ungewöhnlich scharf.
Marathon-Zwillinge am Pranger
"Einen olympischen Lorbeer haben sich die Hahner-Zwillinge mit ihrem Auftritt und ihren Leistungen nicht verdient", schimpfte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen in Rio de Janeiro.
Der Funktionär weiter: "Hand in Hand geht man spazieren, aber nicht über eine olympische Marathon-Distanz." Wenn Platzierung und Zeit bei einem olympischen Wettbewerb in den Hintergrund treten würden, sei das "respektlos und ein Schlag ins Gesicht gegenüber allen anderen Athleten."
Auch DLV-Präsident Clemens Prokop zeigte sich verwundert. "Unter dem Gesichtspunkt eines sportlichen Wettkampfes ist es nur schwer zu verstehen, dass man händchenhaltend ins Ziel läuft. Das passt nicht zu meinem Bild von einem Wettkampf", sagte er.
"Größter sportlicher Moment"
Die Zwillinge bezeichneten den Zieleinlauf als einen ihrer "größten sportlichen Momente", äußerten sich aber dennoch kritisch zur eigenen Leistung.
"Platz 81 und 82. Definitiv nicht das, was wir uns erhofft haben. Ob wir zufrieden sind? Nein", schrieben sie auf Facebook.
Krause hat kein Verständnis
Nach ihrem 3000-Meter-Hindernislauf äußerte sich auch Gesa Felicitas Krause zur umstrittenen Szene.
"Ich verstehe mich mit beiden sehr gut, aber ich bin jemand, der bei Olympia mitmacht, um Medaillen zu erkämpfen", so Krause nach ihrem sechsten Platz im olympischen Rennen am Montag.
Die 24-Jährige weiter: "Man kann zwar niemandem einen Vorwurf machen, aber für mich ist das nichts. Ich will hier alles geben und meine beste Leistung bringen."
Mit 19 Jahren bei ihren ersten Olympischen Spielen wäre das Erlebnis noch etwas anders gewesen, sagte Krause. "Jetzt bin ich aber hier, um meine Bestleistung zu laufen und um Medaillen zu kämpfen!"
Mockenhaupt attackiert Zwillinge
Zuvor hatte bereits die verletzte Marathon-Läuferin Sabrina Mockenhaupt ihr Unverständnis geäußert. Sie vermisse bei den Zwillingen "manchmal Ehrlichkeit, zuzugeben, dass es mal nicht so gelaufen ist".
Die Hahner-Zwillinge hatten beim olympischen Marathon am Sonntag mit riesigem Rückstand die Plätze 81 (Lisa) und 82 (Anna) belegt, waren dennoch Hand in Hand und jubelnd über die Ziellinie gelaufen. Im Ziel feierten sie vor den Kameras mit den estnischen Luik-Drillingen Lili, Leila und Liina, die noch schlechter abgeschnitten hatten.