Die Geschichte ist zu Ende erzählt - und wie!
Rekord-WrestleMania nimmt irres Ende
Die 40. Ausgabe der WWE-Megashow WrestleMania ist mit einem spektakulären bis aberwitzigen Finale ausgeklungen: Der „American Nightmare“ Cody Rhodes hat nach über dreieinhalb Jahren die Rekord-Regentschaft von Roman Reigns als „Undisputed Universal Champion“ und die Schreckensherrschaft von Reigns‘ mafiösem Bloodline-Clan über die Liga beendet.
Dass „Tribal Chief“ Reigns die Ikone Dwayne „The Rock“ Johnson als „Final Boss“ in seiner Ecke hatte, half am Ende nichts, Cody kam eine eigene Kavallerie zu Hilfe, allen voran eine ähnlich große Wrestling-Legende: der Undertaker. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Der 39 Jahre alte Rhodes, Sohn der 2015 verstorbenen Legende Dusty Rhodes vollendete damit vor über 70.000 Fans im NFL-Stadion von Philadelphia seine lange Reise an die Spitze der Wrestling-Branche und seine persönliche Mission, den Titel zu gewinnen, der seinem Vater nie vergönnt war.
WWE: Cody Rhodes und Damian Priest neue Champions
Der zweite Tag der finanziell ertragreichsten WrestleMania in der Geschichte der aktuell boomenden Liga hatte schon mit einem Paukenschlag begonnen: Der World Title, zweitwichtigster Männertitel der Promotion, wechselte gleich zweimal.
Drew McIntyre besiegte im Opener den bisherigen Titelträger Seth Rollins, geschwächt von seiner Beteiligung am Main Event des ersten Tages mit Rhodes gegen Reigns und Rock. Der übermütige „Scottish Warrior“ provozierte dann Gastkommentator CM Punk, der eigentlich als Rollins‘ Gegner vorgesehen sein gewesen soll - dann wegen seines Trizepsrisses beim Royal Rumble aber verletzt ausfiel.
Punk ließ es sich nicht gefallen, prügelte mit seiner Armstütze auf McIntyre ein und öffnete damit die Tür für Damian Priest, seinen Money-in-the-Bank-Koffer einzulösen, der ihm ein Titelmatch zu jeder Zeit garantiert.
Priest überrumpelte McIntyre und zelebrierte seinen ersten ganz großen Titel bei WWE. Der Überraschungsmoment knüpfte an den berühmten „Heist of the Century“ von Seth Rollins bei WrestleMania 31 gegen Reigns an und vergrößerte das WrestleMania-Trauma von McIntyre, der 2020 den WWE-Titel vor Corona-Geisterkulisse gewann und seitdem auf einen großen Moment vor den Fanmassen wartet.
Im Co-Main-Event folgte ein weiterer Titelwechsel vom bisherigen WWE-Damenchampion Iyo Sky auf Royal-Rumble-Siegerin Bayley, am Ende der Show war es dann an Rhodes, sein eigenes Trauma zu besiegen: den unfair gegen Reigns verlorenen WrestleMania-Hauptkampf des Vorjahrs in Los Angeles.
Cody vs. Roman Reigns: Geschichte wiederholt sich (nicht)
Rhodes‘ großer Rachetag fand dabei unter vermeintlich erschwerten Bedingungen statt, nachdem Reigns und Rock ihn an Tag 1 besiegt hatten und das Titelmatch damit unter „Bloodline Rules“ lief - also ohne Regeln.
Der meisterhaft erzählte Showdown verdichtete sich einmal mehr auf eine Reprise der Schlüsselszene des Vorjahrs: Rhodes setzte erneut zu seiner Endsequenz an, der dreifachen Ausführung seines Finishers Cross-Rhodes. Vor einem Jahr vermasselte ihm dabei ein Eingriff von Reigns‘ Bloodline-Kollegen Solo Sikoa die Tour - nun brach auf andere Weise die Hölle los.
Zunächst versuchte Sikoas großer Bruder Jimmy Uso nach Versuch 1, Rhodes um den Sieg zu bringen - wurde aber letztlich von seinem eigenen Zwillingsbruder Jey neutralisiert, der inzwischen mit Reigns verfeindet ist und an Codys Seite steht.
Etwas später, nach diesmal zwei gelungenen Cross-Rhodes‘ stand wieder Sikoa auf der Matte und schien Cody erneut alles zu durchkreuzen. Cody aber befreite sich auch einer Kombination von Reigns‘ Spear und Sikoas Samoan Spike - und es wurde dann richtig wild.
John Cena, The Rock und der Undertaker greifen ein
Zum Schock Sikoas und unter dem Jubel der Fans ertönte die Musik von Superstar John Cena, der an seine Fehde mit Sikoa anknüpfte und diesen ausschaltete. Unmittelbar darauf ertönte das Theme von The Rock, der seine legendäre WrestleMania-Rivalität mit Cena von 2012 und 2013 neu auflegte - und diesen mit einem Rock Bottom aus dem Spiel nahm. Auch Rollins - der Cody mit dem alten Shield-Theme zur Rettung eilen wollte - ereilte dasselbe Schicksal.
Ein grinsender Rock wollte Rhodes nun wie am Vortag mit dessen eigenem Prügel-Gürtel schachmatt setzen, stattdessen jedoch hatte WWE noch eine Schlusspointe in petto: Das Licht in der Arena ging aus und der legendäre Gong des Undertaker ertönte. Rock hatte am Vortag die Saat dafür gelegt, als er vor dem Finish gegen Cody die ikonische Halsabschneide-Geste seines alten Rivalen zeigte.
Der 2021 zurückgetretene Taker stand nun hinter dem entsetzten Rock, verpasste ihm seinen Chokeslam, so dass Rhodes wieder freies Spiel hatte.
Wie einst Bret „The Hitman“ Hart
Diesmal ließ sich der „American Nightmare“ von nichts mehr aufhalten: Er vollendete seine Cross-Rhodes-Serie, pinnte Reigns und wurde in einer emotionalen Schlusszeremonie zum neuen Champion gekrönt. Einer sichtlich bewegten Ringsprecherin Samantha Irvin brach die Stimme, als sie Rhodes‘ Titelgewinn offiziell verkündete.
Zusammen mit Cody feierten neben Ehefrau Brandi, Dustys Witwe Michelle und anderen Familienmitgliedern auch Cena und diverse Kollegen aus der Kabine (Punk, Jey, Kevin Owens, Sami Zayn, LA Knight, Randy Orton). Rhodes wurde auf die Schultern der Kollegen gehoben wie einst Bret „The Hitman“ Hart nach seinem ähnlich emotionalen Titelgewinn bei WrestleMania 10 vor 30 Jahren.
Rhodes ist der neue große Star eines wieder aufgeblühten Showkampf-Imperiums, das aktuell in absoluter Hochstimmung ist, obwohl oder gerade weil Unternehmensgründer Vince McMahon zu Jahresbeginn endgültig über verstörende Sexmissbrauchs-Vorwürfe gestürzt ist.
WWE grenzt sich von Ex-Boss Vince McMahon ab
Ohne den Skandal zu thematisieren, tat WWE am Mania-Wochenende viel, um sich von dem bei vielen ungeliebten Ex-Patriarchen abzugrenzen: Der neue starke Mann „Triple H“ Paul Levesque - Vinces Schwiegersohn - rief am Samstag zu Beginn der Show eine „neue Ära“ aus.
Vielsagend war auch, dass Tag 2 von Levesques Ehefrau Stephanie eröffnet wurde, die sich nach dem Comeback ihres Vaters Anfang 2023 aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte und nun bekräftigte, dass WWE endgültig in der „Paul-Levesque-Ära“ angekommen sei und dass niemand die Fans und ihre Bedürfnisse besser verstehe als ihr Mann.
Levesque trat dann auch bei Codys Siegesfeier nochmal auf und umarmte seinen neuen Bannerträger innig. Beim Auszug klatschte Rhodes auch mit WWE-CEO Nick Khan ab. „Pro Wrestling is back“, lautete das programmatische Schlusswort von US-Kommentator Michael Cole bei der Original-Übertragung.
WrestleMania 40 - Ergebnisse:
Tag 1 (6. April):
World Women‘s Title Match: Rhea Ripley (c) besiegt Becky Lynch
WWE RAW & SmackDown Tag Team Title Ladder Match: Neue SD-Champs: Austin Theory & Grayson Waller, neue RAW-Champs: The Awesome Truth (The Miz & R-Truth)
Rey Mysterio & Andrade besiegen Dominik Mysterio & Santos Escobar
Jey Uso besiegt Jimmy Uso
Bianca Belair, Jade Cargill & Naomi besiegen Damage CTRL
Intercontinental Title Match: Sami Zayn besiegt Gunther (c) - TITELWECHSEL!
The Rock & Roman Reigns besiegen Cody Rhodes & Seth Rollins
Tag 2 (7. April):
World Heavyweight Title Match: Drew McIntyre besiegt Seth Rollins (c) - TITELWECHSEL!
World Heavyweight Title Match: Damian Priest besiegt Drew McIntyre (c) - TITELWECHSEL!
Philadelphia Street Fight: The Pride (Bobby Lashley & The Street Profits) besiegen The Final Testament
LA Knight besiegt AJ Styles
WWE United States Title Match: Logan Paul (c) besiegt Kevin Owens, Randy Orton
WWE Women‘s Title Match: Bayley besiegt Iyo Sky (c) -TITELWECHSEL!
WWE Undisputed Universal Title Match: Cody Rhodes (c) besiegt Cody Rhodes - TITELWECHSEL!