Einst wurde er als kommender Topstar bei WWE hoch gehandelt, dann ging er mit Unterstützung von Ex-Präsident Donald Trump in die Politik - nun steht er unter Mordverdacht.
Ex-WWE-Sonnyboy unter Mordverdacht
Ex-Wrestler Daniel Rodimer ist am Mittwoch verhaftet worden. Der 45-Jährige wird beschuldigt, im vergangenen Oktober einen Mann nach einem Streit in einem Hotelzimmer in Las Vegas im Oktober getötet zu haben.
Die große öffentliche Aufmerksamkeit für den gewaltsamen Todesfall wird auch dadurch genährt, dass das Opfer einst als vermeintlicher Mörder im Gefängnis saß.
Daniel Rodimer wurde bei WWE hoch gehandelt
2,01-Mann Rodimer war zwischen 2006 und 2007 unter WWE-Vertrag, nachdem er die Liga 2004 in der vierten Staffel der Reality-Castingshow „Tough Enough“ auf sich aufmerksam gemacht hatte - derselben, aus der auch der spätere WWE-Champion The Miz und Ryan Reeves alias Ryback hervorgegangen waren.
Der in New Jersey geborene Rodimer, ehemaliger College-Footballer an der University of South Florida, präsentierte sich damals als selbstbewusst-fröhlicher Sonnyboy und Lebenskünstler mit blonder Rockstar-Mähne. „Ich war immer wild und verrückt, immer chaotisch“, stellte er sich in der Show vor: „Meine Eltern haben mir geholfen, mich in alle möglichen Sportarten gesteckt - und damit Ärger von mir ferngehalten. Man musste mich oft in die Schranken weisen. Aber meistens habe ich es geschafft, mich aus dem Ärger herauszureden, den ich mir eingebrockt habe.“
Schwergewicht Rodimer - früher auch halb-professioneller Footballer - wurde damals großes Potenzial attestiert, wie der bekannte Wrestling-Journalist Dave Meltzer mehrfach berichtete. Speziell Ex-Vorständin Stephanie McMahon habe Rodimer (späterer Kampfname: Dan Rodman) als kommenden Topstar gesehen, es hätte konkrete Planungen gegeben, ihn als Teil der Gruppierung Rated-RKO an der Seite von Randy Orton und Edge groß herauszubringen.
Rodimer wurde stattdessen 2007 aus seinem Aufbauvertrag entlassen, angeblich spielte ein Konflikt ums Finanzielle dabei die Hauptrolle: Der eher schlechte Verdienst für Nachwuchs-Showkämpfer hätte den studierten Juristen abgeschreckt, der andere berufliche Perspektiven gesehen hätte, so Meltzer.
Mit Unterstützung von Donald Trump fast in den US-Kongress
Rodimer schrieb in den vergangenen Jahren tatsächlich dann auf andere Art und Weise Schlagzeilen: Er kandidierte 2020 im Bundesstaat Nevada als Vertreter der Republikanischen Partei für den US-Kongress. Der sechsfache Familienvater positionierte sich als treuer Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump und wurde von diesem auch persönlich unterstützt.
„Dan Rodimer wird einen formidablen Kongressabgeordneten für Nevada abgeben“, schrieb Trump damals via Social Media. Rodimer verlor den anvisierten Wahlkreis knapp gegen die Demokratin Susie Lee, auch danach blieb Rodimer auf Trump-Kurs: Er stützte die Verschwörungstheorie, dass Trumps siegreicher Gegner Joe Biden unrechtmäßig ins Präsidentenamt gekommen sei und bekundete auch Sympathie für den Kapitolsturm.
„Leute fragen mich immer wieder: Big Dan Rodimer, was hättest du anders gemacht am 6. Januar?“, erklärte er in einem Interview: „Nun, wisst ihr was? Ich hätte mich nicht unter meinem Schreibtisch versteckt wie die anderen Typen. Ich wäre da rausgegangen, hätte mich ganz vorn an die Treppenstufen gestellt und gesagt: ‚Hey, wir sind alle Amerikaner und wollen faire und freie Wahlen.‘“ 2021 versuchte Rodimer vergeblich einen neuen politischen Anlauf und erklärte seine Kandidatur für einen Kongresssitz in seiner neuen Wahlheimat Texas.
Tod des einst unschuldig verurteilten Christopher Tapp: Rodimer unter Verdacht
Nun steht Rodimer stattdessen als mutmaßlicher Kapitalverbrecher im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit: Es geht um den Tod des 47 Jahre alten Christopher Tapp, Ende der Neunziger Opfer eines spektakulären Justizirrtums. Er war im Jahr 1998 in Idaho wegen Mordes und Vergewaltigung im Zusammenhang mit der tödlichen Messerstecherei an der 18 Jahre alten Angie Dodge zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach 21 Jahren wurde seine Verurteilung allerdings aufgehoben wurde, da ein DNA-Test bewiesen hatte, dass ein anderer Mann verantwortlich war.
Mit dem damaligen Fall hat Tapps Tod nun offenbar nichts zu tun, er ereignete sich stattdessen infolge einer Halloween-Party in einem Casino-Hotel in Las Vegas, die sowohl er als auch Rodimer besucht hatten.
Laut Ermittlungsakten, aus denen CNN und andere Medien zitieren, kam es dort zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden. Zeugen hätten der Polizei berichtet, dass Rodimer wütend geworden sei, nachdem Tapp angeblich Kokain an Rodimers Stieftochter angeboten hätte. Einem Zeugen zufolge soll der Beschuldigte daraufhin gesagt haben: „Wenn du jemals wieder mit meiner Tochter sprichst, bringe ich dich um“, ehe „zwei Knallgeräusche“ zu hören gewesen seien.
Eine weitere Zeugin berichtete der Polizei, dass Rodimer seinen Gegenüber „zu Boden schlug, woraufhin dessen Kopf auf einen kleinen Tisch geprallt sei. Daraufhin habe der Beschuldigte „auf den gesamten Kopf und Körper“ eingeschlagen. Laut anderen Zeugen sei Tapp später wach, aber mit geschwollenem Gesicht und „einem großen Fleck auf der linken Seite seines Halses“ auf einem Bett gefunden worden. Daraufhin wurde er ins Krankenhaus verbracht, wo er verstarb. Der Gerichtsmediziner stufte den Tod von Tapp laut Strafanzeige als Tötung durch stumpfes Schädeltrauma ein.
„Wird sich mit aller Macht wehren“
Rodimer wird nicht nur durch Zeugenaussagen, sondern auch durch eine strafrechtliche Vorgeschichte belastet: Das frühere Wrestling-Talent stand im Lauf seines Lebens dreimal unter Körperverletzungsverdacht. Es gab keine offizielle Verurteilung, nach einer Verhaftung im Jahr 2010 wurde ihm jedoch in einem Deal ein sechswöchiger „Anger-Management“-Kurs auferlegt, im Gegenzug dafür, dass er gegen ihn vorgebrachte Körperverletzungsvorwürfe einräumte - von weiteren Konsequenzen sahen die Strafverfolger deshalb ab.
Nach der nun gegen ihn erhobenen Mordanklage stellte sich Rodimer freiwillig der Polizei und ist seit Mittwoch gegen eine Kaution von 200.000 Dollar wieder auf freiem Fuß. Er weist die Anschuldigungen zurück, seine Anwälte teilten mit: „Er wird sich mit aller Macht gegen die Vorwürfe wehren und bittet darum, dass die Unschuldsvermutung, die allen Amerikanern gewährt wird, respektiert wird.“