Für eine Weile war Bret „The Hitman“ Hart der größte Star bei WWE, dann wurde sein hässlicher Bruch mit der weltgrößten Wrestling-Liga zur Legende.
Bret Hart bricht mit Ex-Boss
Der „Montreal Screwjob“, bei dem Ex-Boss Vince McMahon die vertraglich garantierten Absprachen für Harts letztes Match 1997 brach, ist der bis heute wohl berühmteste Eklat der Wrestling-Geschichte. Die skandalösen Umstände beim Unfalltod von Brets Bruder Owen Hart 1999 vertieften den Riss, der trotz einer späteren Wiederannäherung nie ganz heilte. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Nun hat der große Fanliebling der Neunziger wohl endgültig mit McMahon gebrochen - aus Entsetzen über die massiven Vorwürfe sexueller Gewalt, die mittlerweile gegen diesen erhoben werden.
Bret Hart ist früherer Respekt für Vince McMahon „peinlich“
„Ich hatte immer Respekt für ihn“, sagt der heute 66 Jahre alte Hart in einem Interview mit dem Portal Slate über seinen früheren Chef: „Jetzt ist er verdorben. Es ist mir peinlich, dass ich einmal so eine hohe Meinung von ihm hatte.“ Er habe inzwischen „absolut null Respekt mehr“ für den 78-Jährigen.
Hart vergleicht McMahon mit Harvey Weinstein, Jeffrey Epstein und sogar dem Massenmörder Jeffrey Dahmer - nicht direkt in Bezug auf deren Taten, sondern darauf, dass McMahon der Öffentlichkeit wohl in ähnlicher Weise als Klischeefigur des Schreckens, als „schlimmer Witz“ in Erinnerung bleiben würde.
Hart zweifelt nach eigenem Bekunden inzwischen nicht mehr an der Glaubwürdigkeit alter und neuer Vorwürfe sexueller Übergriffe McMahons. Er habe sich inzwischen auch persönlich bei der früheren WWE-Ringrichterin Rita Chatterton entschuldigt, die McMahon vorwirft, ihn in den achtziger Jahren vergewaltigt zu haben. Es tue ihm „aus tiefsten Herzen“ leid, dass er Chatterton, die schon in den frühen Neunzigern an die Öffentlichkeit gegangen war, früher nicht geglaubt hätte.
„Hitman“ spricht von „kranken und verstörenden“ Vorwürfen
Gegen McMahon, Ende Januar unter dem Druck neuer, verstörender Enthüllungen als Chairman der WWE-Mutterfirma TKO zurückgetreten, stehen neben dem Vorwurf des Sexhandels inzwischen drei besonders schwere Anschuldigungen eines direkten sexuellen Übergriffs im Raum.
Neben Chatterton wirft eine anonyme Ex-Wrestlerin McMahon vor, sie 2005 zu Oralverkehr genötigt zu haben, hinzu kommt die nun erhobene, an verstörenden Details reiche Klage seiner Ex-Büromitarbeiterin Janel Grant, die neben der Anschuldigung, dass McMahon sie als sexuelle Ware angeboten hätte, ebenfalls einen Vergewaltigungsvorwurf beinhalten.
McMahon hatte – wie 2022 durch Recherchen des Wall Street Journal herauskam - viele Jahre lang millionenteure Schweigegeldzahlungen für Ex-Untergebene veranlasst, um Vorwürfe und Affären zu vertuschen. Im Fall der anonymen Ex-Wrestlerin waren es 7,5 Millionen Dollar.
Auch mit Chatterton einigte er sich nach einer Zivilklage im Dezember 2022 auf eine Millionen-Zahlung - wobei er ihren Vorwurf weiter zurückweist, wie auch die weiteren Anschuldigungen sexueller Übergriffe. Es laufen Ermittlungen staatlicher Behörden, die im vergangenen Sommer eine Hausdurchsuchung bei McMahon durchgeführt hatten.
Bret Hart zeigte sich über die neu enthüllten Vorwürfe Janel Grants besonders verstört, nannte sie „krank und verstörend“ und schätzt sie als glaubhaft ein. Er habe die in der Klage als Beweismittel vorgebrachten, angeblichen Textbotschaften McMahons gelesen, „sie klingen nach Vince“. Hart geht auch davon aus, dass noch weitere Fälle ans Licht kommen würden, eine Kultur des „raubtierhaften Verhaltens“ sei bei WWE unter McMahon omnipräsent gewesen.
Auch verstorbene Ashley Massaro soll Vorwürfe erhoben haben
Erst diese Woche hatte Vice über eine weitere neue Anschuldigung berichtet: Die verstorbene Ex-Wrestlerin Ashley Massaro soll McMahon vorgeworfen haben, sie sexuell bedrängt und dann systematisch schikaniert zu haben, als sie ihn abgewiesen hätte. Mit anderen Wrestlerinnen sei er ebenso umgegangen.
Die Anschuldigung fand sich im Entwurf einer eidesstattlichen Erklärung, die Massaro 2017 in einer Klage gegen WWE angesetzt hatte. Massaro hatte der Liga vorgeworfen, sie gedrängt zu haben, eine Vergewaltigung zu verschweigen, die 2006 bei einer WWE-Show auf einer US-Navybasis in Kuwait gegen sie begangen worden sei.
Die Vorwürfe betrafen einen angeblichen Militärarzt, WWE habe die Angelegenheit nicht öffentlich machen wollen, um die langjährigen Geschäftsbeziehungen zu den US-Streitkräften nicht zu belasten. Vice zufolge hatten sich Massaros Anwälte 2017 entschieden, die direkten Vorwürfe gegen McMahon aus der Klage herauszuhalten, um sich auf die Kernanschuldigung zu konzentrieren.
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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.
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Mitbeschuldigter Laurinaitis bezichtigt WWE der Lüge
Massaros Fall bekam diese Woche neue Aufmerksamkeit, als der Anwalt des von Janel Grant mitbeschuldigten Ex-WWE-Talentchefs John Laurinaitis neue Ungereimtheiten ans Licht gebracht hatte.
Nach Angaben von Laurinaitis habe WWE von Massaros Vorwürfen in Bezug auf den mutmaßlichen Übergriff in Kuwait gewusst. WWE hatte nach Massaros Tod explizit das Gegenteil behauptet.
Neben Ex-Wrestler Laurinaitis, der sich inzwischen selbst als „Opfer“ von McMahons Machenschaften darstellt, geriet auch WWE-Topstar Brock Lesnar ins Zwielicht, McMahon soll ihm Grants sexuelle Dienste als Gegenleistung für eine Vertragsverlängerung zugesichert haben.
Als Reaktion auf die Negativschlagzeilen entfernte WWE Lesnar vom Cover eines aktuellen Videospiels und aus seinem digitalen Sammelkartenspiel, auch ein angeblich für den Royal Rumble Ende Januar geplantes Comeback Lesnars wurde laut übereinstimmenden Medienberichten abgesagt. Lesnar hat sich bis jetzt nicht zu dem Thema geäußert und ist aus der Öffentlichkeit abgetaucht.