Stell dir vor, du fädelst einen Mega-Deal mit einem der größten Stars des Planeten ein – und deine Fans rebellieren.
The Rock: Geht Sensation nach hinten los?
Dwayne „The Rock“ Johnson kehrt für ein Blockbuster-Duell zurück Wrestling-Imperium WWE. Doch statt Freude und Verzückung reagieren viele WWE-Anhänger mit Enttäuschung und Zorn, sogar mit Beleidigungen gegen den einstigen Wrestling-Topstar, der inzwischen zur Hollywood-Weltmarke geworden ist.
In den Tagen nach der großen Enthüllung, dass der 51-Jährige beim Jahreshöhepunkt WrestleMania 40 gegen den „Undisputed Universal Champion“ Roman Reigns antreten soll, hat sich Widerstand formiert: Vielen Anhängern der Liga missfallen die Umstände der Rock-Wiederkehr - und dass sie auf Kosten von Cody Rhodes geht, der eigentlich als Reigns‘ WrestleMania-Gegner gesetzt schien.
WWE-Fans buhen Dwayne „The Rock“ Johnson teils aus
Schon bei Johnsons Comeback-Auftritt bei der Freitagsshow Friday Night SmackDown, bei der Royal-Rumble-Sieger Rhodes dem Megastar seinen WrestleMania-Platz überließ, gab es Buhrufe gegen den „Great One“.
In den Tagen danach organisierte sich der Protest in den sozialen Medien, der Hashtag #WeWantCody wurde zum Trend und zum Schlachtruf der Bewegung. Bei der aktuellen Ausgabe der TV-Show Monday Night RAW in der Nacht zum Dienstag gab es zahlreiche #WeWantCody-Plakate – und Negativreaktionen bei den Erwähnungen des abwesenden Johnson.
Sogar der aus Johnsons schwierigen WWE-Anfangsjahren Ende der Neunziger bekannte Ruf „Rocky sucks“ („Rocky ist Mist“) feierte ein unerwartetes Comeback.
Hintergrund der Abwehrreaktion, die für unbeteiligte Beobachter befremdlich anmuten könnte: Aus Sicht vieler Fans ist Rhodes schlicht „dran“, seine seit seinem WWE-Comeback vor zwei Jahren aufgebaute Heldenreise zu vollenden.
Der stattdessen zum Zug kommende Johnson wird als Eindringling wahrgenommen, der einem populären Liebling etwas wegnimmt, das ihm gebührt. Und womöglich spielt unterschwellig auch noch der alte - nur bedingt faire - Vorwurf eine Rolle, dass Johnson seine alte Heimat WWE einst für Hollywood im Stich gelassen hätte.
Cody Rhodes‘ Fans enttäuscht
Die Sympathiewelle für den Sohn der verstorbenen Legende Dusty Rhodes zeigt einerseits, wie gut WWE die Langzeitstory zwischen Rhodes und dem seit über 3 ½ Jahren als Champ und Oberbösewicht regierenden Reigns aufgebaut hat – und wie gut Rhodes seit seiner Rückkehr von Konkurrent AEW seine ihm zugewiesene Rolle ausgefüllt hat.
Andererseits stürzt genau dieser Umstand WWE nun in ein Dilemma: The Rock ist The Rock - seine kommerzielle Zugkraft wird die WWE-Kassen nochmal auf ganz andere Weise füllen als Rhodes es trotz seiner organischen Popularität je könnte.
Ein Stück weit schlechtes Timing ist allerdings dennoch, dass der vielbeschäftigte Johnson nun allerdings genau jetzt dazwischen grätscht und damit auch Logiklöcher ins Drehbuch reißt. Warum Rhodes von sich aus auf seinen Platz in der größten Show seit Jahren freiwillig frei macht, ist eigentlich kaum sinnvoll zu erklären.
Rätselhaft bleibt auch, warum WWE den Rumble überhaupt erst gewinnen ließ, nur um dessen Fans dann zu enttäuschen - obwohl der Plan mit The Rock da laut Berichten schon stand.
Wusste Triple H nichts von dem Deal?
Wie der bekannte Wrestling-Journalist Dave Meltzer in seinem Wrestling Observer Radio vermeldet hat, war das Match Teil des vor zwei Wochen verkündeten Deals, in dem Johnson in das „Board of Directors“ des WWE-Mutterkonzerns TKO einzog und WWE dabei auch die Marketing-Rechte an seinem berühmten Spitznamen abkaufte.
Johnson treibt die Idee eines großen Matches mit seinem „Blutsbruder“ Reigns seit Jahren um und er wollte sich die größtmögliche Bühne dafür offensichtlich nicht nehmen lassen - und WWE sie ihm auch nicht verwehren.
Pikant: Laut Meltzer wurde das Match im Stillen von den Top-Entscheidern des Unternehmens eingefädelt, neben TKO-Boss Ari Emmanuel war demnach nur WWE-Präsident Nick Khan sicher informiert. Ob der eigentliche WWE-Kreativboss „Triple H“ Paul Levesque - als Programmlenker Nachfolger des in Ungnade gefallenen Schwiegervaters Vince McMahon - auch eingeweiht war, ist unklar.
Hat er bei der Inszenierung des Rumble daher womöglich in die falsche Richtung gesteuert?
WWE vom Ausmaß des Widerstands offenbar überrascht
So oder so: WWE ist offenbar bemüht, das Beste aus der Situation zu machen. Wie Meltzer berichtet, habe die Liga die Enttäuschung der Cody-Fans erwartet und wolle sie nun produktiv ummünzen und Rhodes noch mehr als den Umständen trotzender Held porträtieren - ähnlich wie einst Daniel Bryan in der vergleichbaren Situation 2014.
Dass Rhodes‘ Fans so weit gehen würden, Idol The Rock auszubuhen, scheint die Liga-Oberen aber wohl doch überrascht zu haben. Auf diese Frage hin hätten seine Quellen vielsagend geschwiegen, so Meltzer.
Zwar ist nicht davon auszugehen, dass WWE den Deal mit Johnson bereut oder noch bereuen wird – sollten kritische Fans aber auch bei WrestleMania im Super-Bowl-Stadion von Philadelphia die Festatmosphäre stören, wäre es dann doch nicht ganz im Sinne des Erfinders.
Rhodes versucht, die Wogen zu glätten
Rhodes scheint bei WrestleMania nun stattdessen auf den hierarchisch niedriger eingeordneten World Champion Seth Rollins zu treffen - und sah sich inzwischen auch schon veranlasst, die Wogen zu glätten.
Via X schrieb er an seine rumorende Fanbasis: „Ich bewundere eure Leidenschaft, Gott segne euch alle, aber: Vertraut mir.“ Die unausgesprochene Botschaft: Keine Sorge, ich werde schon noch zu meinem Recht kommen.
Wann das passieren wird und ob das zum geflügelten Wort gewordene „Finish the Story“ genauso rund sein kann, wie es bei WrestleMania 40 gewesen wäre, bleibt abzuwarten.