Die Wrestling-Landschaft sortiert sich im kommenden Jahr neu - und das womöglich umfassender, als bislang zu erahnen ist.
WWE-Beben mit massiven Folgen
Der in dieser Woche verkündete, milliardenschwere Wechsels der WWE-Erfolgsshow SmackDown zum NBC Universal-Imperium hat vielfältige Implikationen. Spekulationen um ein weiteres Beben, das auch für die deutschen Zuschauer Folgen und womöglich auch für Konkurrent AEW Folgen haben dürfte, haben begonnen. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Zudem vergrößert sich auch die Spannung im Poker um das zweite TV-Flaggschiff RAW - auch deshalb, weil der SmackDown-Deal zur Enttäuschung der Anleger nicht ganz so hoch ausgefallen ist wie von WWE in Aussicht gestellt.
WWE SmackDown dürfte 2024 den Sendeplatz wechseln
Experten wie der Wrestling-Journalist Dave Meltzer gehen sicher davon aus, dass der Transfer von SmackDown von Fox zum USA Network einen Sendeplatz-Wechsel mit sich bringen wird, weg vom Freitagabend. „Friday Night SmackDown“ wäre dann ab Herbst 2024 auch nicht mehr der Name der Show.
Der Grund für die Erwägung: Das USA Network hat eine andere Bedürfnislage als Fox, das eine Lücke im Freitagabendprogramm hatte und in SmackDown mit Zugpferd Roman Reigns einen zuverlässigen Quotenbringer - mit dem im vergangenen Jahr einsetzenden Zuschauerboom bei WWE umso mehr.
Bei USA ist die Lage anders: Die Freitag- und Samstagabende, an denen große Teil der jungen Zielgruppe andere Beschäftigung haben als vor dem Fernseher zu sitzen, dürften kaum die erste Wahl für die dortigen Senderverantwortlichen sein - auch wegen der unterschiedlichen Reichweite der Stationen.
USA Network mit anderen Interessen als Noch-Partner Fox
Fox gehört in Amerika zu den „network station“, dem Free-TV, während USA Network Teil des kostenpflichtigen Kabelfernsehens ist. Die Erfahrungswerte aus den Tagen, an denen SmackDown auf den Kabelsender FS1 ausgewichen ist, vermitteln eine Ahnung, dass SmackDown bei USA am Freitagabend deutlich geringere Quoten als bei Fox einfahren würde – und auch deutlich geringere als die montägliche Traditionsshow RAW.
Man darf davon ausgehen, dass eine Sendergruppe, die 1,4 Milliarden Euro in ein TV-Recht investiert, alles dafür tun wird, das Zuschauerpotenzial zu vergrößern – das wäre klar gegeben, wenn SmackDown auf einen Sendeplatz vor einem Werktag wechseln würde.
Interessant ist dabei nun die Frage, auf welchen Tag WWE wechseln wird: Der Montagabend ist traditionell für RAW reserviert, aktuell ebenfalls noch beim USA Network – wobei die Rechte ab Herbst 2024 ungeklärt sind, ebenso wie für die weniger zugkräftige Dienstagsshow um den Aufbaukader NXT.
Neue Möglichkeiten für WWE wären der Mittwoch, der Donnerstag und auch der Sonntag - inzwischen eine veritable Möglichkeit, nachdem WWE in den vergangenen Jahren die meisten Großveranstaltungen auf Samstage gelegt hat.
Hochspannend ist auch, ob WWE und USA den Mittwoch in Erwägung ziehen und damit das Wagnis eines Angriffs auf die Konkurrenzshow AEW Dynamite – oder ob USA ein risikoärmeres Umfeld ohne direkte Konkurrenz bevorzugt.
Im deutschen Fernsehen läuft SmackDown aktuell am Samstagabend bei Pro7 Maxx, es ist anzunehmen, dass die deutsche Ausgabe „mitwandert“, wenn das Original umzieht.
Viele offene Fragen hängen an der Zukunft von RAW
Die Frage, auf welchem Sendeplatz SmackDown landet und wie die Show sich generell verändern wird, hängt auch von der der anderen WWE-Sendungen ab, vor allem der von RAW: Sollte USA das Montags-Flaggschiff an einen TV-Konkurrenten oder gar einen Streamingdienst verlieren, gäbe es nochmal eine andere Dringlichkeit für beide Seiten, die Marke SmackDown glänzend erstrahlen zu lassen.
Eine andere Dynamik würde entstehen, wenn RAW bei USA verbleibt - Mutterkonzern NBC ist auch der Streaming-Partner von WWE. Sollte die Montagsshow dort weiter der Quotenbringer Nummer 1 sein, könnte SmackDown auch wieder in den früheren Rang einer 1B-Show rücken - und damit womöglich auch Topstar Reigns an RAW verlieren.
Ein Fingerzeig in dieser Hinsicht wird auch der finanzielle Umfang des Deals für RAW sein, ein Thema, bei dem WWE nun unter neuem Druck steht - speziell auch der für die TV-Verhandlungen zuständige Nick Khan, Nummer 2 bei WWE hinter Ligagründer Vince McMahon.
WWE holt nicht so viel Geld raus wie erwartet - Aktie sinkt
Die 1,4 Milliarden Dollar, die Khan für den fünf Jahre laufenden SmackDown-Deal herausgeholt hat, sind weniger als Khan vorab in Aussicht gestellt hat.
Bei einer Konferenz der Silicon Valley Bank im Mai hatte Khan die Erwartung formuliert, dass die Rechtegelder um 50 Prozent steigen würden.
Bei SmackDown waren es „nur“ 40 Prozent - wofür der neue WWE-Mutterkonzern TKO an der Börse gleich die Quittung bekam: Nachdem die Zahlen des SmackDown-Deals durchsickerten, sank der Aktienkurs um rund 14 Prozent. Schlechte Publicity für TKO und den mächtigen, nun über WWE und die UFC herrschenden Oberboss Ari Emanuel.
WWE wird nun alles daran setzen, RAW teurer zu verkaufen - was die internen Gewichte im Programm der Liga verschieben könnte …