Aller Anfang ist schwer – auch für einen profilierten Ausnahme-Athleten.
WWE-Debüt: Olympiasieger ausgebuht
Gable Steveson, amtierender Olympiasieger im Freistil-Ringen (Superschwergewicht) hat in der Nacht zum Montag sein WWE-Debüt als Wrestler absolviert – und stieß dabei auf ein kritisch gesinntes Publikum. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Steveson bestritt zwei Jahre nach seinem Gold-Gewinn in Tokio sein erstes Match für den Aufbaukader NXT und erntete zahlreiche Negativ-Reaktionen. Und in seinem Fall keine, auf die er abgezielt hätte.
WWE: Gable Steveson kassiert Buh- und „Bullshit“-Rufe
Steveson trat bei der Veranstaltung Great American Bash im texanischen Cedar Park gegen den auch bei den Hauptshows RAW und SmackDown etablierten Star Baron Corbin an.
Das rund sechseinhalbminütige Match endete unentschieden, als beide außerhalb des Rings ausgezählt wurden. Von Beginn an hatte Steveson einen schweren Stand: Ein hörbarer Teil der Fans feuerte den eigentlich als Bösewicht definierten Baron Corbin an und buhte Steveson bei fast jeder Aktion aus.
Als dem Publikum klar wurde, dass es keinen Sieger geben würde, kam es zu weiteren Buh- und „Bullshit“-Rufen. Steveson hatte gemäß Drehbuch das letzte Wort, verpasste Corbin am Ende einen Suplex durch die Ringbarrikade. Als er dann jedoch wieder den Ring enterte, um sich dafür feiern zu lassen, gab es wieder laute Unmutsbekundungen.
Gold bei Olympia nicht die einzige Errungenschaft
Was hinter dem unfreundlichen Empfang steckt? Der vorherrschende Eindruck ist, dass der 23 Jahre alte Steveson als privilegierter Emporkömmling empfunden wird, der sich seinen Platz auf der WWE-Bühne (noch) nicht verdient hat.
Mit ablehnenden Reaktionen dieser Art hatten schon viele Stars zu kämpfen, die bei WWE aus Fansicht eine Vorzugsbehandlung erhielten, UFC Hall of Famerin Ronda Rousey etwa ringt bis heute gegen dieses Image.
Steveson hilft dabei nicht, dass er sich außerhalb des Rings sportliche Meriten verdient hat wie kaum ein WWE-Wrestler vor ihm: Steveson hat auch je zweimal die College-Meisterschaft der NCAA gewonnen und die Danny Hodge Trophy, das Ringer-Pendant zur Heisman Trophy für Footballer. (HINTERGRUND: Gable Stevesons Vorgeschichte mit einem trüben Fleck)
Die athletischen Errungenschaften Stevesons übertreffen auch die seines WWE-Vorbilds Brock Lesnar, der wie er der University of Minnesota entstammt. Für die WWE-Fans zählt das allerdings erstmal wenig, die Vergangenheit zeigte immer wieder, dass diese sich nur von guten Leistungen auf der Wrestling-Bühne überzeugen lassen.
„Du bist nicht Kurt Angle“
Gelungen ist dies in der Vergangenheit – nach ähnlich schwerem Anfang – Kurt Angle, der nach seinem Ringer-Olympiasieg in Atlanta 1996 bei WWE eine Hall-of-Fame-Karriere hinlegte.
Ihm half dabei sein großes Unterhaltungstalent und dass er der anfänglichen Ablehnung den Wind aus den Segeln nahm, indem er sich einen Charakter als von sich selbst besoffener „Olympic Hero“ gab.
Steveson, der dasselbe Ziel hat, bekam zunächst aber auch zu hören: „You‘re not Angle.“ Steveson – dessen Bruder Bobby als „Damon Kemp“ ebenfalls bei NXT aktiv ist - hat viel Arbeit vor sich, um das Vorurteil zu widerlegen.