Drei Wochen nach dem Tod des legendären „Superstar“ Billy Graham trauert WWE um den nächsten früheren Champion: Hossein Khosrow Ali Vaziri alias The Iron Sheik ist tot.
WWE trauert um Hogans Vorgänger
Der „eiserne Scheich“ war der Mann, gegen den Hulk Hogan 1984 erstmals Champion der damaligen WWF wurde - und die vierjährige Regentschaft begann, die den Aufstieg von WWE zur Weltmarke begründete.
Rolle seines Lebens als iranischer Bösewicht
Vaziri wuchs im Iran auf und arbeitete dort unter anderem als Bodyguard für den Schah und dessen Familie.
Vor seiner Wrestling-Karriere war er ein herausragender Ringer, sein angeblicher Olympiasieg 1968 war allerdings eine Legende: Tatsächlich hatte er die Vorausscheidung nicht überstanden. 1972 in München war er allerdings Teil des Trainerteams der USA, in die er mittlerweile ausgewandert war.
Als Wrestler überzeichnete Vaziri - wie für ausländische Wrestler damals gang und gäbe - seine Herkunft und präsentierte sich als anti-amerikanischer Bösewicht. Im Fall von Vaziri - in anderen Ligen bekannt als „The Great Hussein Arab“ - gewann dies zusätzlichen Zündstoff durch die weltpolitische Entwicklung der iranischen Revolution und der Staatsaffäre um die Geiselnahme in der US-Botschaft 1979.
Hulk Hogan nahm ihm den WWE-Titel ab
Der größte Moment in der Karriere des Sheik (nicht zu verwechseln mit dem Original Sheik, dem noch legendäreren Onkel von Sabu) ereignete sich im Dezember 1983, als er den langjährigen WWF-Champion Bob Backlund besiegen durfte.
Die Regentschaft dauerte nur einen Monat und war von Vornherein nur als Intermezzo geplant: Damals war es üblich, dass nur Publikumslieblinge (Bruno Sammartino, Pedro Morales, Backlund) lange regierten - und die bösen „Heels“ (Ivan Koloff, Stan Stasiak) als Übergangs-Champions dazwischengeschaltet wurden.
Eine legendäre, mit dem Titelwechsel verbundene Anekdote: Der Sheik soll vom damaligen WWE-Konkurrenten AWA ein unmoralisches Angebot bekommen haben, Hogan in dem Kampf das Bein zu brechen, ihn gegen die Absprache zu besiegen, mit dem Titelgürtel zur Konkurrenz zu wechseln und WWE damit zu brüskieren. Er tat es nicht.
Berühmtes Tag Team mit Nikolai Volkoff
Nach dem Titelwechsel zu Hogan hatte der Sheik noch mehrere größere Rollen bei WWE, die berühmteste: sein Tag Team mit dem als bösen Russen auftretenden Nikolai Volkoff, 2018 verstorben. Volkoff und Sheik gewannen bei der allerersten WrestleMania 1985 die Tag-Team-Titel von Barry Windham und Mike Rotundo (Bray Wyatts Vater).
Eine weitere Kollision mit Hogan gab es 1991, als Vaziri den neuen Charakter Colonel Mustafa spielte - einen irakischen Soldaten, der im Kontext des damaligen Golfkriegs Hogans Rivalen Sgt. Slaughter auf die Seite des Feindes zog,
Seinen letzten Auftritt im Ring legte Sheik 2001 als Sieger der „Gimmick Battle Royal“ bei WrestleMania 17 hin, vier Jahre später wurde er in die Hall of Fame aufgenommen.
Mit den Toden von Vaziri und Graham ist nun Bob Backlund der einzige noch lebende WWE-Champion aus der Zeit vor Hulk Hogan. In den vergangenen Jahren hatte Hogan schon diverse anderen Rivalen Weggefährten verloren - unter ihnen Roddy Piper, Paul Orndorff, King Kong Bundy, „Mean“ Gene Okerlund und auch „Razor Ramon“ Scott Hall.
Zweite Karriere als Kultfigur - schlimmer Schicksalsschlag 2003
Nach seiner aktiven Karriere hatte der Sheik einen gewissen Kultstatus errungen durch seine offenherzigen und schimpfwortgeladenen Interviews, in denen er über frühere Kollegen lästerte - Hogan allen voran.
Der Sheik hatte auch einen Sprüche klopfenden Twitter-Account mit über 600.000 Followern, der sein Image pflegte. Bedient wurde er allerdings nicht von ihm selbst, sondern von seinen Managern Jian and Page Magen. Auch sonst blieb umstritten, inwieweit das Image des späten Sheik eine ebensolche Inszenierung wie sein Wrestling-Charakter war.
Fest steht: Im realen Leben musste Vaziri einige Dramen und Tragödien verkraften: Er war lange drogenabhängig, einen schlimmen Schicksalsschlag erlitt er zudem, als seine älteste Tochter Marissa 2003 von ihrem Freund ermordet wurde (der mittlerweile auch nicht mehr am Leben ist).
Vaziri hinterlässt seine langjährige Ehefrau Caryl, zwei noch lebende Töchter und fünf Enkelkinder.