Ein früherer WWE-Champion steht vor einer ungewissen Zukunft beim Wrestling-Marktführer. Verlängert er seinen auslaufenden Vertrag? Oder steuert er den Konkurrenten AEW an?
WWE-Topstar erwägt Wechsel
Laut übereinstimmenden Medienberichten hat Drew McIntyre noch keinen neuen Deal mit WWE unterschrieben und noch keine Entscheidung über seine Zukunft gefällt. Wohin zieht es den „Scottish Warrior“, dem trotz seiner Erfolge ein Makel des Unvollendeten anhaftet? (NEWS: Alle Neuigkeiten rund um WWE)
Drew McIntyre pausiert bei WWE aktuell
Wie Fightful berichtet, läuft das Arbeitspapier des 37-Jährigen Anfang 2024 aus. Ob es zu einer Verlängerung oder einem Abgang sei unklar, es gebe keine klare Tendenz in die eine oder andere Richtung. Der Wrestling Observer vermeldet denselben Stand.
Aktuell pausiert McIntyre, um Verletzungen auszukurieren. Der Anfang April bei WrestleMania 39 Teil des vielgelobten Europa-Dreikampfs zwischen Intercontinental-Champion Gunther aus Österreich und seinem langjährigen Freund und Weggefährten Sheamus aus Irland war sein bislang letzter Fight. Vor dem Hintergrund seiner kurz zuvor enthüllten Vertragssituation fiel auf, dass er den Pinfall einsteckte, obwohl eine Einzelfehde gegen Gunther vorher wie ein logisches Anschlussszenario gewirkt hätte.
Es ist übliches Prozedere in der Branche, Stars die dabei sind, eine Liga zu verlassen, die letzten großen Matches verlieren zu lassen. Im Fall McIntyre ließ sich herauslesen, dass WWE vorgebaut hat für das mögliche Szenario, dass der Kampf McIntyres letzter WrestleMania-Kampf war.
WWE-Durchbruch von Corona getrübt
McIntyres Geschichte mit WWE reicht bis ins Jahr 2007 zurück, in dem der Mann aus Ayr seinen ersten Vertrag unterschrieb und groß herausgebracht werden sollte als „Chosen One“ von Ligaboss Vince McMahon. Der damalige „Push“ - dem jetzigen von Jungstar Austin Theory nicht unähnlich - hatte nicht den gewünschten Erfolg, McIntyre wurde 2014 gefeuert.
Mit herausragenden Leistungen in der amerikanischen und europäischen Independent-Szene kämpfte sich das 1,96 Meter große, agile Schwergewicht aber zurück aufs WWE-Radar. Sein zweites Engagement ab 2017 ist deutlich erfolgreich, McIntyre schaffte den Durchbruch zum WWE-Champion, gewisse Fußnoten allerdings blieben.
McIntyres Krönung zum WWE-Champion bei WrestleMania 36 im Jahr 2020 gegen Brock Lesnar war getrübt von der heraufziehenden Corona-Pandemie: Statt wie geplant vor 75.000 Fans im Super-Bowl-Stadion der Tampa Bay Buccaneers ging er im leeren TV-Studio des Performance Centers in Orlando über die Bühne.
„Bittersüßer“ Moment bei Clash at the Castle
Die Gelegenheit, den durch höhere Gewalt verpassten Moment nachzuholen, ließ WWE mehrfach verstreichen: Beim Comeback der Fans bei WrestleMania 37 in Tampa verlor McIntyre überraschend sein Titelmatch gegen den zwischenzeitlich zum Zug gekommenen Bobby Lashley.
Auch bei seinem bislang größten Auftritt beim europäischen Heimspiel Clash at the Castle im September 2022 unterlag McIntyre im walisischen Cardiff letztlich gegen Universal Champion Roman Reigns. Dessen historische, seit bald 3 Jahren andauernde Regentschaft, war WWE am Ende wichtiger als die Option einer emotionalen Krönungszeremonie McIntyres.
McIntyre sprach in späteren Interviews von einem „bittersüßen“ Moment, der durch die von vielen als deplatziert empfundene Gesangseinlage, zu der Stargast Tyson Fury ihn hinterher animierte, eine seltsame Note bekam.
Die Niederlage McIntyres befeuerte die Diskussion, ob der Ruf als Unvollendeter an ihm haften bleibt und eine Chance verstrichen ist, die nicht wiederkommen wird. Auch McIntyre selbst wirkte in den vergangenen Jahren grüblerisch, ob ihm noch immer etwas fehlt, das andere Stars haben.
McIntyre will auf das Level von Reigns und Lesnar
„Wo ich jetzt stehe, damit bin ich nicht zufrieden“, sagte McIntyre im vergangenen Jahr auf SPORT1-Nachfrage offen, als er im Vorfeld von WrestleMania auf die damalige Titelvereinigung zwischen Reigns und Brock Lesnar angesprochen wurde.
Er versuche, die beiden Ausnahmerscheinungen genau zu studieren und „herauszufinden, was ich tun muss, um auf die Ebene zu kommen, auf der Roman und Brock sind“. Deren „Starpower und Anziehungskraft“ zu erreichen, sei sein Ziel und er wolle „alles tun, um auch dort zu landen“.
Spannend vor diesem Hintergrund: Fightful berichtet, dass McIntyre nun aufmerksam registriert habe, dass er im Vorfeld des jüngsten WWE-Draft nicht vorab mitgeteilt bekommen hätte, dass er von SmackDown zu RAW transferiert wird. Dies sei bei größeren Stars eigentlich Standard.
Wechsel zu AEW, um Karriere-Blockade zu lösen?
McIntyres Ehrgeiz, noch mehr zu erreichen, als er bislang bei WWE erreicht hat, wird eine entscheidende Rolle bei seiner Zukunftsentscheidung spielt: Sieht er bei WWE noch die Chance, seine hochgesteckten Ziele zu erreichen? Oder hält er eine Luftveränderung für geboten?
Die Vergangenheit - nicht zuletzt McIntyres eigene - hat immer wieder gezeigt, dass Arbeitgeberwechsel stockende Karrieren aus Sackgassen befreien können. Und laut Fightful hat McIntyre erwägt auch die Option, WWE zu verlassen und später wiederkommen. Mit 37 Jahren ist McIntyre als Wrestler noch nicht im Alter, in dem sein nächster Vertrag sein letzter sein muss.
Gut für den „Scottish Warrior“: Bis zu seinem Vertragsende wird AEW frisches Geld aus den bis dahin verlängerten TV-Verträgen zur Verfügung haben und damit seinen Preis in die Höhe treiben können. Auch WWE bekommt durch den Verkauf an UFC-Mutterfirma Endeavor neue finanzielle Feuerkraft.
Die Causa McIntyre ist - neben denen der AEW-Mitgründer Kenny Omega und The Young Bucks, deren Verträge ebenfalls bald auslaufen - eine der spannendsten Free-Agent-Personalien des kommenden Jahres.