Sie war das prominenteste weibliche Gesicht von WWE, als die Wrestling-Liga in den achtziger Jahren zur Weltmarke wurde.
Die Tragödie von Miss Elizabeth
Sie war die „First Lady of Wrestling“, die Frau an der Seite des legendären „Macho Man“ Randy Savage - und auch berühmt als Stein des Anstoßes für dessen große Fehde mit Megastar Hulk Hogan. (NEWS: Alle Neuigkeiten rund um WWE)
Miss Elizabeth war in der comicbunten, lauten Welt testosteronreicher Muskelpakete ein wirkungsvolles Gegengewicht: eine zierliche, gut aussehende Frau, die keine Vollblut-Entertainerin war, aber Sympathie weckte mit der Art, wie sie Liebe, Sorge und Mitgefühl für ihre Schützlinge ausdrückte.
Millionen Fans weltweit verehrten „Miss Liz“ - und waren umso schockierter, als sie vor 20 Jahren mit nur 42 Jahren einen traurig frühen Tod starb.
Miss Elizabeth war Randy Savages reale Ehefrau
Elizabeth Hulette – geboren am 19. November 1960 in der Kleinstadt Frankfort im US-Bundesstaat Kentucky - war tatsächlich Savages Ehefrau, als der 1985 bei der damaligen WWF einschlug.
Hulette hatte am Empfang eines Fitness-Studio gearbeitet, in dem Savage trainiert hatte und ihn dort kennen und lieben gelernt, sie arbeitete dann auch als Moderatorin und in anderen Jobs für die regionale Liga ICW von Savages Vater Angelo Poffo.
Ein halbes Jahr nach der Hochzeit im Dezember 1984 brachte Savage Elizabeth auch mit zu WWE, eingeführt in einer über Wochen gezogenen Story, in der zahlreiche Manager-Legenden um die Dienste des Neuzugangs warben.
Savage gab letztlich allen einen Korb und präsentierte stattdessen die dem Publikum bis dahin unbekannte Elizabeth, mit Glitzerkleid, Pumps und Dauerwelle inszeniert wie eine Hollywood-Schönheit aus den damals populären Blockbuster-Serien „Dallas“ oder „Denver-Clan“. „Sie muss ein Filmstar sein“, sprach Kommentator Gorilla Monsoon das aus, was die Fans von damals denken sollten.
Schlüsselrolle in WWE-Fehde des „Macho Man“ mit Hulk Hogan
Elizabeth begleitete Savage jahrelang durch dessen Erfolgskarriere. Während seine Charaktere wechselten - mal gab er den treusorgenden Beschützer, mal den toxischen Eifersüchtling - blieb Elizabeth der Rolle ihres Lebens treu und entwickelte sich so zunehmend zu einem emotionalen Zentrum des WWF-Programms entwickelte.
Sie spielte dann auch eine Schlüsselrolle in der größten Rivalität Savages mit Topstar Hogan: Elizabeth war zunächst Managerin beider, als sie sich zum Dream Team „The Mega Powers“ zusammenschlossen – und wurde dann Katalysator für die Fehde, in der Savage Hogan vorwarf, seiner Frau nachzustellen.
Im Drehbuch war diese Anschuldigung offensichtlich haltlos, in der Realität sollte sich später tatsächlich eine persönliche Feindschaft zwischen Hogan und Savage entwickeln, in der es – auf andere Art und Weise - auch um Elizabeth ging.
Ein Jahr nach inszenierter WWE-Hochzeit kam die echte Scheidung
Bei WWE führte die Dreiecks-Story zu einem Bruch zwischen Elizabeth und Savage, der sich neu erfand als böser „Macho King“ mit der neuen Managerin Sensational Sherri (2007 ebenfalls zu früh verstorben).
Zwei Jahre später folgten eine große, von manchen Fans mit Tränen begleiteten Versöhnung und eine fiktionale Nachholung der Hochzeit beim SummerSlam 1991. Das „Match made in Heaven“ wurde zur Grundlage neuer Fehden: mit Erzbösewicht Jake „The Snake“ Roberts, der den beiden eine giftige Kobra als Hochzeitsgeschenk unterjubelte. Mit Ikone Ric Flair, der Savage in der 1992 ausgetragenen Fehde um den WWE-Titel aus der Fassung zu bringen versuchte, indem er behauptete, Elizabeth verführt zu haben. (Jake „The Snake“ Roberts: Sein düsteres Mord- und Gewalt-Trauma)
Im selben Jahr veröffentlichte WWE ein Statement Savages, in dem dieser - für die meisten Fans völlig überraschend – mitteilte, dass Elizabeth und er sich geschieden hätten.
„Ein Leben wie ein Vogel in einem Käfig“
Die Trennung des vermeintlichen Traumpaars war real - und hatte Gründe, die dem Story-Geschehen ähnelten.
„Randy hat Liz ein Leben wie ein Vogel in einem Käfig führen lassen“, berichtete Weggefährte Bret Hart einmal in einem Interview: „Der Charakter, den er gespielt hat: Das war er. Er war super-eifersüchtig.“ (Bret „The Hitman“ Hart: Sein tragisches zweites Leben)
Savage soll Elizabeth bei den gemeinsamen Touren isoliert und abgeschirmt haben, nur Hogan und dessen damalige Ehefrau Linda zog er ins Vertrauen. Diverse Kollegen - unter ihnen auch Randys kürzlich verstorbener Bruder Lanny („The Genius“) - verwiesen allerdings auch darauf, dass das Verhalten einen verständlichen Kern hatte: Savage hätte seine Gattin vor der systemischen Drogenkultur und anderen Schattenseiten der Branche fernhalten wollen. Der Beschützerinstinkt schien jedoch in unzumutbare Paranoia zu kippen.
Eine Reise zu Hulk Hogans Familie mündete im Bruch
Die TV-Doku „Dark Side oft he Ring“ zeichnete 2019 nach, wie die Geschichte endete: Während Hulk Hogan den Film „Mr. Babysitter“ drehte, ließ sich Savage darauf ein, dass Elizabeth mehrere Monate nach Florida reiste und mit auf die Kinder Nick und Brooke aufpassen sollte (später selbst berühmt geworden durch die MTV-Realitydoku „Hogan Knows Best“).
Als Savage herausfand, dass Elizabeth sich heimlich und gegen seinen Willen ein eigenes Hotelzimmer nahm, um auch Zeit für sich zu haben, kam es zu einer großen Szene und zum Bruch. Savage kündigte letztlich auch den Hogans die Freundschaft, weil er sie als illoyal und verantwortlich für das Beziehungsende empfand. Erst kurz vor Savages Tod 2011 gab es eine Aussöhnung.
Trotz der hässlichen Trennung blieben die Ex-Eheleute verbunden, brachte Savage Elizabeth 1996 zurück in die Branche und vermittelte ihr einen gut bezahlten Job bei seinem damaligen Arbeitgeber WCW.
Elizabeth porträtierte dort - entgegen ihres vorherigen Images - eine Schurkenfigur, war Teil der Gruppierungen Four Horsemen und New World Order (nWo). Hinter den Kulissen begann Elizabeth - bis 1999 in kurzer zweiter Ehe mit einem Anwalt aus Florida verheiratet - eine neue Beziehung mit Savages Wrestler-Kollege Lex Luger. Die Partnerschaft erwies sich als Verhängnis.
Tod nach Überdosis im Beisein von Partner Lex Luger
Der einstige WWE-Liebling Luger fiel nach dem WCW-Untergang 2001 tief in ein Sumpf aus Drogen und Alkohol und wurde im Frühjahr 2003 mehrfach verhaftet - einmal, weil er Elizabeth im gemeinsamen Haus geschlagen haben soll: Die Polizei fand sie am 19. April mit zwei blauen Augen, einer Beule am Kopf und einer aufgeplatzten Lippe vor.
Zwölf Tage danach, am 1. Mai 2003, starb Elizabeth in Lugers Beisein an einer durch Wodka verschlimmerten Überdosis Schmerztabletten. Luger wurde wegen der Drogen, die danach im Haus gefunden wurden (Steroide, Hormone und Tabletten), zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Der heute 64-Jährige, der wegen seiner körperlichen Probleme inzwischen im Rollstuhl sitzt, gibt sich die moralische Schuld an Elizabeths Tod: Er hätte sie in eine gemeinsame Drogensucht gleiten lassen, ohne im Blick zu haben, dass sein doppelt so schwerer Körper mehr ausgehalten hätte als ihrer.
Elizabeth Hulette, die bis heute zur Verwunderung vieler kein Teil der WWE Hall of Fame ist, ruht auf dem Friedhof ihrer Geburtsstadt Frankfort.