Hammer-Enthüllung am Rande der WWE-Megashow WrestleMania: Der Wrestling-Marktführer und das MMA-Pendant UFC formieren ein neuen Kampfsport-Imperium!
WWE-UFC-Megabeben: Neue Details!
Die UFC-Mutterfirma Endeavor hat sich mit WWE „definitiv“ auf eine Übernahme verständigt, wie alle beteiligten Unternehmen in der Nacht zum Montag in einer Mitteilung bestätigten. Die neue, börsennotierte Firma hat noch keinen offiziellen Namen, läuft vorerst aber unter dem Kürzel „TKO“. Eine Finalisierung der Neugründung - ein so genannter „Reverse Morris Trust“ soll nach Klärung offener rechtlicher Fragen im Lauf des Jahres erfolgen.
CNBC hatte den Deal wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung in Los Angeles enthüllt - als die meisten Fans und Medientrosse gerade in der Anreise ins SoFi Stadium steckten. Die offizielle Bekanntgabe erfolgte mitten in der Nacht amerikanischer Zeit. (NEWS: Alle Neuigkeiten rund um WWE WrestleMania 39)
Bei der Pressekonferenz nach WrestleMania hatte WWE-Vorstandsmitglied „Triple H“ Paul Levesque die Meldung noch nicht bestätigen wollen, legte nur Wert auf die Feststellung: „WWE geht nirgendwo hin. Wir tun weiter, was wir tun - und fangen gerade erst damit an.“
Dafür meldeten sich am Morgen darauf die beiden mächtigen Macher des Deals ausführlich zu Wort und nannten neue Details.
WWE und UFC formieren neue Firma
Die zentralen Pfeiler des Deals: Im Zuge der Übereinkunft soll - wie CNBC schon vorher angedeutet hatte - ein neues Milliarden-Unternehmen entstehen, das zu 51 Prozent Endeavor und zu 49 Prozent den WWE-Aktionären um Firmengründer und Hauptanteilseigner Vince McMahon gehören wird.
CNBC spricht vom „De-facto-Ende der Jahrzehnte langen Geschichte von WWE als Familienunternehmen“. Endeavor hatte die UFC 2016 in einem 4-Milliarden-Dollar-Deal erworben, in der jetzigen Transaktion wird der Wert der UFC bei über 12 Milliarden bemessen, der von WWE bei 9,3.
Der in diesem Jahr nach seinem zwischenzeitlichen Rücktritt wegen Skandal-Enthüllungen an die Macht zurückgekehrte McMahon übernimmt eine Führungsrolle als „Executive Chairman“, Dana White soll UFC-Präsident bleiben, der bisherige WWE-CEO Nick Khan wird zum Präsidenten des WWE-Zweigs der neuen Firma.
Nummer 1 in der Führungshierarchie ist aber Hollywood-Mogul und Endeavor-Chef Ari Emanuel - der bei WrestleMania schon in der ersten Zuschauerreihe saß - als CEO auch der neuen Firma. Alleinherrscher ist McMahon also nicht mehr, was auch erklärt, warum er seine Rolle bei WWE soeben mit einem Anstellungsvertrag auf eine neue formale Grundlage gestellt hat.
Vince McMahon mischt auch kreativ wieder mehr mit
McMahon und Emanuel zeichneten am Sonntag ein gemeinsames Interview mit CNBC auf, in dem sich die beiden hochzufrieden mit der Übereinkunft präsentierten und sich ihrer gegenseitigen Wertschätzung versicherten.
Der 77 Jahre alte, zuletzt monatelang öffentlich abgetauchte McMahon - nun mit gefärbten Haaren und Schnurrbart unterwegs - bestätigte die Berichte, dass er fortan auch im Kreativbereich von WWE involviert sein wird. McMahon erklärte, dass er eine „größere“ Rolle in dem Bereich spielen werde, schränkte aber auch ein, dass er sich nicht mehr so sehr „in die Details einschalten wird“, wie er es früher „geliebt“ hätte.
Es klingt so, als ob McMahons Schwiegersohn Levesque seine Rolle als „Chief Content Officer“ behält. Wie das Fachportal Fightful berichtet, ist dies inzwischen auch in einer internen Mail kommuniziert wordeb,
Weder in den Berichten noch in der offiziellen Mitteilung wurde Levesque erwähnt - was auch bei WWE-Angestellten vor Ort in Los Angeles aufmerksam registriert worden ist. In der neuen Firma wird es ein Board of Directors geben, in das Endeavor 6 und WWE 5 Personen entsendet. Die genaue Besetzung werde „zu einem späteren Zeitpunkt“ verkündet.
Das Zusammenspiel von WWE und UFC mit ihren recht ähnlichen Geschäftsmodellen wird die Marktmacht beider Unternehmenszweige in ihrer jeweiligen Branche weiter vergrößern, wirft aber auch einige Fragen auf.
Ein neuer mächtiger Schattenmann hinter WWE
Es wird unter anderem interessant zu beobachten, wie die umstrittenen Alphatier-Persönlichkeiten McMahon und White koexistieren werden - die sich einst als Konkurrenten empfanden, zumindest bei ihren diversen Crossover-Aktivitäten aber gut miteinander ausgekommen waren. Viel Neugier weckt unter Szenebeobachtern vor Ort und anderswo aber vor allem, wie die ebenfalls sehr raumgreifenden Persönlichkeit Emanuel WWE künftig beeinflussen wird.
Der 1961 geborene Geschäftsmann aus Chicago ist ein weitschweifig vernetzter und mythisch umrankter „Big Player“ in Hollywood. Das Kerngeschäft der in Beverly Hills - also in unmittelbarer Nähe zum WrestleMania-Standort - ansässigen Endeavor-Zentrale sind Talentagentur-Dienstleistungen für Stars und Entertainment-Firmen jeder Art, sie vertreten unter anderem auch die NFL und die NHL.
Emanuel ist in Hollywood-Kreisen bekannt wie ein bunter Hund und war selbst schon Vorbild für Film- und Serienfiguren: Der von Jeremy Piven in „Entourage“ verkörperte Ari Gold spielt auf Emanuel an, ebenso eine von Bob Odenkirk (“Better Call Saul“) porträtierte Rolle des Agenten Stevie Grant in der 90er-Sitcom „Die Larry Sanders Show“.
Emanuel hat wie McMahon eine gute Geschäftsbeziehung mit Donald Trump, der in seinem früheren Leben als TV-Persönlichkeit Klient Emanuels war. Der als „Superagent“ porträtierte Geschäftsmann steht aber anders als McMahon und White der Demokratischen Partei nahe - sein Bruder Rahm Emanuel war als Stabschef hochrangiges Mitglied der Regierung von Barack Obama.
McMahons neuer Boss ist Skandalfiguren gewöhnt
Gut für McMahon: Auch mit dem oft schmutzigen Kampfsport-Geschäft hat der schillernde Emanuel - seit einem Jahr in zweiter Ehe verheiratet mit der rund 30 Jahre jüngeren Modedesignerin Sarah Staudinger - keine Berührungsängste. Emanuel griff im Poker um WWE selbst zu listigen Mitteln: Noch vor wenigen Wochen täuschte er die Öffentlichkeit und die eigenen Investoren mit der Behauptung, dass seine Firma in Bezug auf WWE „nichts tun wird“.
Toleranz für Skandale zeigte Emanuel im Umgang mit UFC-Stars wie Conor McGregor und Jon Jones immer wieder - jüngst auch erst, als er UFC-Präsident Dana White ohne Konsequenzen davonkommen ließ, nachdem im Januar ein Video öffentlich geworden war, in dem White sich eine handgreifliche Auseinandersetzung mit seiner Frau lieferte.
Auch bei McMahon scheint es Emanuel zu reichen, dass trotz vieler offener Fragen in Bezug auf die teils schweren Vorwürfe sexueller Belästigungen und auch körperlicher Übergriffe juristisch keine Konsequenzen mehr zu erwarten sind.
McMahon gab sich in dem CNBC-Interview als (halbwegs) reuiger Sünder (“Ich habe Fehler gemacht, habe aber jeden eingestanden und hinter mir gelassen“). Emanuel wischte alle von Moderator Scott Wapner angedeuteten Bedenken über McMahons Verbleib beiseite: „Ich hätte ihm einen Bodyslam verpasst, wenn er gegangen wäre!“ Es sei eine „Ehre“, weiter auf McMahons Fähigkeiten bauen zu können.
Was wird aus dem Saudi-Arabien-Deal?
Bei anderen Themen zeigt der selbst nicht skandalfreie Emanuel mehr Härte: Im Antisemitismus-Skandal um Rapstar Kanye West richtete Emanuel - der selbst jüdisch ist - einen öffentlichen Appell an die mit West kooperierenden Firmen, ihn fallen zu lassen.
Ein Kapitel der Emanuel-Geschichte, die im Umfeld von WWE nach SPORT1-Informationen gerade auch besonders heiß diskutiert wird: Als Herr über Endeavor und die UFC hat Emanuel 2018 (nach der Staatsaffäre um den Mord an Jamal Khashoggi) die Geschäftsbeziehungen mit Saudi-Arabien gekappt, damals und heute einer der wichtigsten Partner von WWE - und auch einer der nun wohl unterlegenen Interessenten im Wettbieten um das McMahon-Reich.