Eine der größten Wrestling-Ikonen der Welt nimmt ihren verdienten Platz in einer legendären Ahnengalerie ein: Keiji Muto alias The Great Muta wird Teil der WWE Hall of Fame.
WWE verleibt sich einen Mythos ein
Der künftige Ruhmeshallen-Kollege „Nature Boy“ Ric Flair verkündete die Nachricht am Mittwoch in der WWE-Webshow The Bump: Muto, der kürzlich seine lange und ruhmreiche Karriere beendet hat, wird am 31. März in Los Angeles eingeführt, nach der letzten Ausgabe der TV-Show SmackDown vor der Megashow WrestleMania, Flair wird der Laudator. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Der 60 Jahre alte Muto ist das zweite Neumitglied neben Rey Mysterio - obwohl er selbst nie bei WWE angetreten war. Der Marktführer hat jedoch den Anspruch, mit seiner Hall of Fame das gesamte Wrestling zu repräsentieren. Muto gesellt sich zu seinen ebenso bedeutsamen Landsmännern Jushin Thunder Liger, Tatsumi Fujinami und dem im vergangenen Herbst verstorbenen Antonio Inoki.
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The Great Muta war Vorbild für viele Stars bei WWE und Co.
Speziell wegen des mystischen Great-Muta-Charakters ist Muto zu einem weltbekannten Phänomen geworden, mit großem Einfluss auf die nach ihm geborenen Wrestling-Generationen: Die oft kopierte Figur wurde zur Blaupause für die Idee eines übernatürlichen Alter Egos, mit dem Wrestler besonders wichtige Fehden und Matches auf die nächste Stufe führen - wie zum Beispiel auch Bray Wyatts „Fiend“ und Finn Balors „Demon“ bei WWE.
Muto erfand außerdem diverse Aktionen, die heute zum Standardrepertoire gehören (Moonsault, Shining Wizard), er popularisierte die Farbnebel-Spuckattacke „Asian Mist“, mit der ihm unter anderem WWE-Star Asuka und Malakai Black bei AEW Tribut zollen. (HINTERGRUND: So funktioniert der „Asian Mist“)
Nicht zuletzt wurde auch ein legendär brutales Match gegen Landsmann Hiroshi Hase stil- und begriffsbildend: Die „Muta-Skala“ („Muta scale“) entwickelte sich zum geflügelten Wort und Gradmesser dafür, wie exzessiv der Einsatz von Blut in einem Kampf sein kann.
Great Muta 1989 bei WWE-Rivale WCW eingeführt
Eingeführt wurde der Great Muta 1989 in den USA, wohin Muto damals eine für japanische Jungstars übliche, lange Weiterbildungsreise unternahm.
Beim damaligen WWE-Rivalen WCW wurde Muta von Manager Gary Hart als Sohn des Great Kabuki vorgestellt, eines vorher ebenfalls in Amerika aktiven Mystery-Charakters. Muta übernahm von ihm den „Asian Mist“ und die düstere Gesichtsbemalung. Seine eigene Aura wuchs im Lauf der Jahre aber weit über die des geistigen Vaters hinaus.
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Ex-Judoka Muto wechselte in Japan beständig zwischen seinem „normalen“ Selbst und der Muta-Figur hin und her und feierte damit riesige Erfolge: Er hielt die World Titles aller drei dort bedeutenden Ligen - NJPW, AJPW und NOAH.
In der Heimat ist Muto auch berühmt für seine Verbindung mit zwei anderen Legenden: dem ebenfalls auch international bekannten Masahiro Chono und dem 2005 tragisch früh verstorbenen Shinya Hashimoto, gemeinsam waren das Trio als „Three Musketeers“ bekannt. Die Geschichte des Great Muta ist dazu auch an vielen Punkten mit der Historie des US-Wrestlings und dessen Umbrüchen verknüpft.
Großes Duell mit Hulk Hogan 1993
Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger spielte Muta bei WCW eine größere Rolle mit Matches gegen Legenden wie Flair, Sting und den jungen Steve Austin (damals noch „Stunning“ statt „Stone Cold“).
Im Jahr 1993 gab es dann bei NJPW ein großes Match gegen den damals noch amtierenden WWF-Champion Hulk Hogan, kurz bevor der sich von seiner langjährigen Heimatliga löste und selbst zu WCW wechselte. Es folgte auch ein gemeinsamer Kampf von Muta und Hogan gegen das transpazifische Duo The Hell Raisers - Road Warrior Hawk und „Power Warrior“ Kensuke Sasaki (Der tragische Mythos der Legion of Doom).
Muta war dann auch Teil von Hogans legendärer Gruppierung nWo (New World Order), beziehungsweise des von Musketier-Kollege Masa Chono angeführten nWo Japan: Die gemeinsamen USA-Gastspiele mündeten unter anderem in einem „Dream Match“ gegen die Steiner Brothers bei Bash at the Beach 1997. Es war die Show, bei der später NBA-Bad-Boy Dennis Rodman zusammen mit Hulk Hogan in den Ring stieg.
USA-Auftritte auch bei TNA, ROH und AEW
Muta war dann auch noch mal mit von der Partie, als WCW im Sommer 2000 in den Untergang steuerte: Die geringschätzige Art und Weise, wie das Phänomen damals eingesetzt wurde - in Ein- bis Zwei-Minuten-Matches gegen die Pseudo-Boyband „Three Count“ und den als Wrestler völlig gefloppten Ex-MMA-Kämpfer Tank Abbott - stand sinnbildlich für die Mentalität des damals verantwortlichen Kreativlenkers Vince Russo.
Eine darauffolgende Story, in der sich Muta mit dem düsteren Vampiro den „Dark Carnival“ formte und seine alte Rivalität mit Sting wiederaufleben ließ, wurde ihm etwas gerechter, blieb aber auch unter ihren Möglichkeiten.
Nach dem Ende von WCW ließ sich Muta 2014 auch beim damals größten WWE-Konkurrenten TNA (heute: Impact Wrestling) sehen, 2019 gab es einen späten Höhepunkt: Bei einer großen, von NJPW und der US-Promotion ROH veranstalteten Show im ausverkauften New Yorker Madison Square Garden war Muta Überraschungsteilnehmer einer Battle Royal.
Noch mit 58 Champion bei NOAH
In der Heimat überraschte die Liga NOAH noch im vergangenen Jahr damit, dass sie Muto mit 58 nochmal zum Champion machte - ein PR-Manöver, mit dem die einst von den Legenden Mitsuharu Misawa und Kenta Kobashi groß gemachte Liga neue Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Mutos Popularität war auch durch diverse TV-, Film- und andere Medienauftritte genährt: Selbst die Blockbuster-Serie „Game of Thrones“ schmückte sich 2013 bei einem Promo-Event in Tokio mit Muto (und dem in Japan ebenfalls vergötterten Kampfsport-Star Bob Sapp).
Im Herbst und Winter 2022/23 zelebrierte Muto eine große Abschiedstournee, die unter anderem ein Duell mit dem von WWE entsandten Shinsuke Nakamura und ein letztes Match an der Seite von Sting und dessen Zögling Darby Allin beinhaltete. Im Februar machte Muta nach einem letzten Kampf gegen Tetsuya Naito und einem symbolischen, eineinhalbminutigen Abschiedsmatch gegen Weggefährte Chono endgültig Schluss.