Es war das rätselhafteste Match auf der Card des WWE Royal Rumble 2023 - und von der Auflösung hatten viele sich offenbar mehr erwartet.
WWE-Auflösung enttäuscht viele
Im Schatten der beiden großen Rumble-Matches und den spektakulären Schlussszenen um Sami Zayn und Roman Reigns‘ Bloodline bestritt am Samstag auch Rückkehrer Bray Wyatt seinen erstes im TV ausgestrahltes Match seit seinem Comeback im Herbst. (BERICHT: So lief das Royal Rumble Match der Männer - und so das der Frauen)
Der Kampf war angekündigt als „Pitch Black Match“ (pitch black = pechschwarz), was das bedeutete, wurde bewusst offen gelassen. Das präsentierte Endprodukt war in jedem Fall einzigartig und bildstark, das Gesamtbild aber polarisierte, nicht wenige zeigten sich enttäuscht.
„Ich hoffe, es war das letzte Match dieser Art“, kritisierte etwa der langjährige Wrestling-Journalist Wade Keller in seinem Pro Wrestling Torch. (NEWS: Alles zum Thema WWE)
- „Ich habe Angst, dass WWE mit Cody Rhodes denselben Fehler macht wie mit Roman Reigns“: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt
Bray Wyatt geht beim WWE Royal Rumble nächsten Schritt
Wyatt, der bis zu seiner zwischenzeitlichen Entlassung im Sommer 2021 die maskierte Horrorfigur „The Fiend“ darstellte, präsentierte sich seit seiner Rückkehr als vermeintlich Geläuterter, der nicht mehr sein gewalttätiges Selbst von früher sein wollte.
Dass dies eher nicht funktionieren würde, deutete sich dabei von Anfang an: Wyatts innere Unruhe wurde schnell wieder geweckt: von dem mysteriösen „Uncle Howdy“, der in der Story als eine Art „Enabler“ seiner Sucht dargestellt wird - und von den Provokationen seines Rumble-Gegners LA Knight.
Die Fehde eskalierte zuletzt symbolisch, als Wyatt bei der TV-Show SmackDown sein „Firefly Funhouse“ zurückbrachte, bei seinem vorigen Engagement der Vorbote der Verwandlung in den Fiend. Für zusätzliches Rätselraten sorgte am Montag bei RAW ein Auftritt des legendären Undertaker, bei dem der Wyatt etwas zuflüsterte, dessen Inhalt bis jetzt unklar geblieben ist.
Pitch Black Match mit besonderen Effekten
Für das Pitch Black Match - offiziell: „Mountain Dew Pitch Plack Match“, eine Crosspromo für einen Softdrink - tauchte Wyatt nun nicht als Fiend auf. Stattdessen präsentierte er eine Art Zwischenstufe, ohne Maske, dafür mit einer leuchtenden Gesichtsbemalung.
Die war ein wesentliches Element des Kampfs, der letztlich ein ganz normales Match ohne Disqualifikation war, für das das Arenalicht abgedunkelt wurde, ähnlich wie einst in den ersten Matches des Fiend - oder auch einst für Undertaker-“Bruder“ Kane. (Undertaker vs. Kane: Die kaum bekannten Geheimnisse der legendären Fehde)
Für die optische Erkennbarkeit des Geschehens sorgten Leuchteffekte bei den Protagonisten (Wyatts Tattoos, Knights Ringgear) und ihrer Umgebung.
Uncle Howdy verfehlt sein Ziel
Vor dem Match gab es einen atmosphärischen Einzug Wyatts zu seinem neuen Theme „Shatter“ von Code Orange, in dem er einmal mehr durch eine leuchtende Tür schritt (eine Verbeugung vor seinem tragisch verstorbenen Freund Brodie Lee / Luke Harper, dessen Debüt bei AEW dasselbe Motiv hatte).
Der eigentliche Kampf, den beide sich lieferten, dauerte nur rund vier Minuten. Wyatt siegte klar mit seinem Finisher Sister Abigail und unterstrich damit seinen höheren Rang in der Liga-Hierarchie.
Als Knight dann zurückschlagen wollte, folgte der eigentliche dramaturgische Höhepunkt: Wyatt dominierte Knight weiter - nun mit einer neuen Maske, die ihn unverwundbar zu machen schien. Er prügelte sich mit Knight in den Eingangsbereich, hielt ihn mit seinem Aufgabegriff Mandible Claw fest - dann tauchte über ihm Uncle Howdy auf, sprang von einer Plattform auf Knight herab und löste Pyro-Effekte auf. Auf der Plattform tauchten dann auch wieder die Figuren aus dem Firefly Funhouse auf. (HINTERGRUND: Wie ein realer Mordfall zur Erfindung des Fiend-Finishers führte)
Dass Howdy Knight tatsächlich deutlich verpasste, schmälerte vor allem für die Zuschauer vor Ort im Alamodome von San Antonio den Effekt - und war am Ende nur einer von mehreren Kritikpunkten. (Haben WWE-Fans die Identität von Uncle Howdy enttarnt?)
„Das war einfach eine Nichtigkeit“, schrieb Keller: „Ich glaube nicht, dass das irgendwas für Bray getan hat.“ Die Kürze des Matches habe auch nicht zur Länge des „Hypes“ gepasst und hätte sich „antiklimaktisch“ angefühlt.
Auch Alexa Bliss lässt weiter Rätsel offen
Es bleibt abzuwarten, inwiefern Wyatts Auftritt nun schon den Endpunkt seiner Verwandlung darstellt. Es hieß von Beginn an, dass WWE mit ihm einen „Langzeitplan“ habe, der bei WrestleMania 39 Anfang April gipfeln soll.
Auch Wyatts alte Gefährtin Alexa Bliss scheint dabei eine Rolle zu spielen, auch ihre Geschichte wurde beim Rumble weiter mit der Figur des Uncle Howdy verknüpft.
Nach einer letztlich klaren Niederlage von Bliss gegen RAW-Damenchampion meldete sich Howdy in einem düsteren Videosegment und fragte die konsternierte Bliss, ob sie sich „in der Verantwortung“ fühle.
Bliss‘ Antwort blieb vorerst offen - wie immer noch vieles in dieser Geschichte ...