Hat der Rücktritt des langjährigen WWE-Bosses Vince McMahon den deutschsprachigen Hoffnungsträger Gunther vor einem Karriere-Knick gerettet?
Wollte WWE Österreich-Star „begraben“?
Es ist die Kernaussage einer angeblichen Enthüllung aus dem Inneren der Promotion, das in der Fanszene gerade Staub aufwirbelt. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Insider-Account behauptet: Gunther drohte Degradierung
Der anonyme Twitter-Account WrestleVotes, der in der Vergangenheit schon einige WWE-Interna nach außen getragen hat, behauptet, dass Gunthers Aktien bei der früheren Ligaführung zuletzt gesunken seien.
„Seit seinem Auftritt bei RAW am 4. Juli hat der Zuspruch der damaligen Mächtigen für Gunther wirklich abgenommen, aus welchem lächerlichen Grund auch immer“, schreibt der Account: „Es ging bis an den Punkt, dass ein Begräbnis im TV gekommen wäre. Einen Monat später und ein ziemlicher Unterschied.“
Das Wort „Begräbnis“ / “burial“ ist Insider-Sprech und steht im Wrestling für ein Match oder Segment, das die betreffende Person sehr schlecht aussehen lässt und sie nachhaltig nach unten definiert.
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Was der Meldung Glaubwürdigkeit verleiht: WrestleVotes hat in der Vergangenheit mit mehreren „Scoops“ bewiesen, dass sie Einblicke hinter die WWE-Kulissen haben: 2019 wurde dort detailgenau der „Öko-Gürtel“ von Daniel Bryan beschrieben, bevor er enthüllt wurde, vor allen anderen Nachrichtenseiten vermeldete der Account im selben Jahr auch den Hall-of-Fame-Einzug von Torrie Wilson und Brutus Beefcake. In diesem Jahr lagen sie richtig mit dem zu diesen Zeitpunkt überraschenden Leak, dass der zurückkehrende Cody Rhodes bei WWE wohl dasselbe Theme und denselben Auftritt bekommen würde wie zuvor bei Konkurrent AEW.
Starker Auftritt bei SmackDown
Der in Europa und der US-Independent-Szene sehr profilierte Gunther (ehemals: WALTER) war im April von WWE vom Aufbaukader NXT in den Hauptkader SmackDown befördert worden. Trotz diverser unter Fans umstrittener Änderungen an seinem Charakter - auf die er in einem SPORT1-Interview Ende April gelassen reagiert hat - monatelang stark dargestellt worden. Höhepunkt war der Gewinn des traditionsreichen Intercontinental Titles.
Der angebliche Wendepunkt, von dem nun die Rede ist, war ein Gastspiel bei der Montagsshow RAW, in dem Gunther einen Auftritt des Comedy-Charakters R-Truth unterbrach und diesen in einem als spontan dargestellten Match schnell abfertigte.
Seitdem war aufgefallen, dass Gunther in den Wochen bis zu McMahons Ende Juli Rücktritt kein TV-Match mehr bestritt. Er blieb allerdings präsent durch den Aufbau eines Titelmatches gegen den Japaner Shinsuke Nakamura und eine Story, in der er seinen deutschen Partner Ludwig Kaiser (Marcel Barthel) mit seinen berüchtigten Flachhand-Chops zu traktieren begann - als Strafe für echtes oder vermeintliches Versagen in Kämpfen mit Nakamura. (Chronologie des WWE-Skandals: Dieses Doppelleben brachte Vince McMahon zu Fall)
Am Freitag stieg nun das Match gegen Nakamura, als Hauptkampf bei SmackDown, Gunther gewann es und sah dabei exzellent aus.
Unter Triple H dürfte Gunthers Stand sicherer sein
Wäre es unter McMahon anders gelaufen? Man darf in jedem Fall davon ausgehen, dass Gunther unter dem neuen Kreativchef „Triple H“ Paul Levesque einen sichereren Stand hat.
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McMahons Ungeduld bei der Entwicklung von Stars war berüchtigt, auch war der Ex-Chef bekannt dafür, dass bei ihm auch schon herausragende Wrestler durchgefallen sind, wenn sie nicht seinen Vorstellungen eines unterhaltsamen Charakters entsprachen - was auch auch schon für den inzwischen zu Konkurrent AEW gewechselten Schweizer Claudio Castagnoli (Cesaro) ein Problem war.
McMahons Schwiegersohn Levesque dagegen hat Gunther, Kaiser und ihre frühere Gruppierung Imperium in der Vergangenheit WWE-intern aktiv gefördert - auf SPORT1-Nachfrage hatte er schon vor Jahren seine höchste Wertschätzung für die deutschsprachigen Aushängeschilder bekundet.
Und was seit dem Machtwechsel auch schon auffiel: Gunther setzte seit dem Wechsel zu Triple H mehrfach Tweets ab, in denen das Wort „Pro Wrestling“ prominent vorkam - ein Ausdruck, der unter McMahon auf dem Index stand, aus Vermarktungsgründen ließ er das Wrestling in seinen Shows stets „Sports Entertainment“ und Wrestler „Superstars“ nennen. Unter seinem Nachfolger ist die Sprachregelung nicht mehr so streng. Und Gunther hat es offensichtlich erfreut registriert.