Das Stühlerücken hinter den WWE-Kulissen nach dem folgenschweren Sex- und Schweigegeld-Skandal um Boss Vince McMahon nimmt die nächste neue Wendung.
Neues WWE-Beben: Weitere Details
Laut übereinstimmenden Medienberichten ist der eigentlich als entmachtet geltende Ligavorstand und McMahon-Schwiegersohn „Triple H“ Paul Levesque am Mittwoch an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt - und hat dort mit einer Aufsehen erregenden Ansage für Wirbel gesorgt. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
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Triple H an alter WWE-Machtbasis: „Ich bin zurück“
Wie zuerst John Pollock von Post Wrestling vermeldete, war Levesque im Performance Center von Orlando und wandte sich an die dort arbeitenden Talente und Trainer. Wie inzwischen auch andere Portale berichten, fiel dabei der Satz „Ich bin zurück!“, wobei offen blieb, was genau damit gemeint war.
Der langjährige Szene-Insider Dave Meltzer vermeldet in seinem Wrestling Observer Radio aber mittlerweile als Gewissheit, dass Levesque nun wieder „mehr Macht“ habe.
Die 52 Jahre alte Ringlegende galt jahrelang als Kronprinz McMahons, der auserkoren schien, von diesem die kreative Hoheit über WWE zu erben, das „PC“ war sein Machtzentrum, Levesque steuerte von dort aus den Aufbaukader NXT und war generell federführend bei der Talentpolitik der Liga.
Im vergangenen Jahr stellten mehrere Entwicklungen Levesques Rolle im Unternehmen in Frage, zum einen seine lebensgefährlichen Herzprobleme im Sommer (wegen der er mittlerweile seine Ringkarriere für beendet erklärt hat), zum anderen ein schon vorher eingeleiteter Verlust an internem Einfluss.
Vince McMahon hatte Levesques Einfluss verringert
Schwiegervater Vince riss die Kontrolle über die Talentförderungspolitik wieder an sich und verordnete neue Leitlinien, der im Zuge von Levesques Aufstieg einst ausgebootete Talentchef John Laurinaitis bekam seine alte Rolle zurück, zahlreiche langjährige Vertraute Levesques wurden entlassen - unter ihnen die mittlerweile von Konkurrent AEW verpflichteten William Regal und Samoa Joe.
Das Tagesgeschäft bei NXT leitete zuletzt Levesques legendärer Weggefährte Shawn Michaels, wobei McMahon und dessen Kreativdirektor Bruce Prichard die großen Linien vorgaben (während Levesque autonomer regiert hatte).
Nach allgemeinem Eindruck wurde Levesque von McMahon dafür verantwortlich gemacht, dass er mit NXT den „Wednesday Night War“ gegen AEW verlor und generell den Aufstieg des 2019 gegründeten Rivalen nicht bremsen konnte (nachdem McMahon und Levesque eigentlich schon die Gründung von AEW mit einem Überlauf-Angebot an große Teile der Gründungscrew hatten vereiteln wollen).
Die Machtverhältnisse sortieren sich offenbar weiter neu
Levesque verblieb trotz allem im Unternehmensvorstand mit Sitz in Stamford, Connecticut und verhielt sich nach außen hin still und loyal, durch den vergangene Woche enthüllten McMahon-Skandal steht er nun wieder vor einer neuen Situation.
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Der interne Rivale Laurinaitis ist wegen seiner eigenen Verwicklung in die anrüchigen Vorgänge beurlaubt, Boss Vince ist trotz seiner offensiven Auftritte bei RAW und SmackDown geschwächt und Levesques Ehefrau und Vorstandskollegin Stephanie - deren eigene WWE-Zukunft zuletzt auch in Frage stand - ist nun als Interimschefin offiziell an Vinces Stelle getreten.
Dass nun auch Levesque wieder Oberwasser bekommt, lässt sich in verschiedene Richtungen interpretieren, denkbar ist zum Beispiel, dass der angezählte Vince sich unter Druck sieht, den bei seinen Stars und in der Szene allgemein sehr anerkannten und beliebten Levesque wieder mehr einzubinden und vorzuzeigen, um damit auch selbst aus der Defensive zu kommen.
WWE gerät weiter unter Druck - aber die TV-Quoten steigen
WWE ist in den vergangenen Tagen zusätzlich durch einen Kurseinbruch an der Börse unter Druck geraten - und durch Ermittlungen von mittlerweile fünf verschiedenen Anwaltskanzleien, die untersuchen, ob die WWE-Verantwortlichen ihren Pflichten gegenüber den Aktionären nachgekommen sind.
Dem Unternehmen drohen Sammelklagen von Aktionären, ähnlich wie nach den Wirren um die umstrittenen Geschäftsbeziehungen zu Saudi-Arabien, in dem sich Investoren ebenfalls von der Informationspolitik von WWE hinters Licht geführt fühlten - WWE musste damals am Ende eine zweistellige Millionensumme investieren, um die Klagen außergerichtlich beizulegen.
Kurios: Die TV-Quoten von WWE sind in der Woche nach der Skandal-Enthüllung gestiegen, in der begehrten jungen Zielgruppe erlebten SmackDown (plus 30 Prozent), RAW (26 Prozent) und auch NXT (50 Prozent) auf dem US-Kernmarkt beeindruckende Zugewinne - während die Sendungen von Konkurrent AEW (wie viele andere TV-Shows) im selben Zeitraum große Einbrüche erlebten. Der Neugier-Effekt, ob und wie WWE auf den Skandal reagieren würde, scheint eine Rolle gespielt zu haben.