Mit dem Bruch der deutschsprachigen Gruppierung Imperium in ihrer bisherigen Form hat WWE nicht nur hiesige Fans schockiert zurückgelassen - nun scheinen die Hintergründe für die Aufsehen erregenden Ereignisse enthüllt zu sein.
Deutscher WWE-Knall: Grund enthüllt?
Wie das gewöhnlich gut informierte Insider-Portal Fightful von Sean Ross Sapp berichtet, soll Imperium in einer veränderten Konstellation auf eine größere Bühne berufen werden: Demnach soll es wohl für die deutsche Hoffnung Marcel Barthel und Österreich-Phänomen Gunther (ehemals: WALTER) vom Aufbaukader NXT zur Freitagsshow Friday Night SmackDown gehen. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Marcel Barthel und Gunther wohl als Tag Team zu SmackDown
Die beiden sollen ohne den bisherigen dritten Mann Fabian Aichner als Tag Team agieren und damit wohl mittelfristig ins Rennen um die aktuell von Roman Reigns‘ Neffen und Bloodline-Kollegen Jimmy und Jey Uso gehaltenen Tag-Team-Titel gehen.
In der ersten NXT:Ausgabe nach der Megaveranstaltung WrestleMania 38 hatte Gunther ein vorher unangekündigtes Titelmatch gegen den RAW frisch gekürten NXT-Champion Bron Breakker - am Ende „clean“ ohne unsaubere Umstände. Es war die erste eindeutige, im TV ausgestrahlte Niederlage des österreichischen Phänomens seit dem Ende seiner 870-tägigen Regentschaft als UK-Champion von WWE gegen Ilja Dragunov - und erst seine zweite überhaupt seit seiner WWE-Ankunft Anfang 2019.
Damit nicht genug: Vier Tage nach dem Ende ihrer Tag-Team-Titel-Regentschaft ließ Aichner Barthel bei einem Match gegen die Creed Brothers im Stich und verließ den Ring. Der auf sich gestellte Barthel verlor, die Creeds wurden nach dem Match von dem neu eingeführten Duo Pretty Deadly attackiert.
Imperium - im vergangenen Jahr schon durch die Entlassung von Alexander Wolfe (Axel Tischer) dezimiert - soll nun also offenbar ein klassisches Tag Team werden - eine offensichtlich kurzfristig gefällte Entscheidung. (SPORT1-Interview: Axel Tischer über „leere Versprechungen“ bei WWE)
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Eine plötzlich wirkende WWE-Entscheidung
Noch am WrestleMania-Wochenende in Dallas hatte WWE Imperium gemeinsam zu einem internationalen Medientermin geschickt.
Im Gespräch mit SPORT1 reagierte Gunther dabei gelassen auf die Aufregung um seinen vieldiskutierten Namenswechsel. „Wenn man sich die Karriere von Wrestlern anschaut, gibt es fast keinen, der über die ganze Karriere nur einen Namen trägt“, sagte er: „Wäre es andersrum gewesen, wäre ich vorher Gunther gewesen und jetzt WALTER, wäre jetzt zu 100% der gleiche Aufschrei gewesen. Nach ein paar Monaten legt sich das Ganze wieder und die Aufregung hat sich gelegt. Viele Leute mögen Veränderungen nicht. Das ist halt so und da muss man durch. Aber ich glaube, Veränderung ist die einzige Kontante im Leben.“
Auch Barthel bekräftigte nochmal seine kurz zuvor schon im ausführlichen SPORT1-Interview bekundete Ansichten zu dem Thema: „Wir machen das schon. Wir sind alle auf dem richtigen Weg.“
Es wirkte nicht so, als ob die drei ahnten, was konkret auf sie zukommen würde - wenngleich ihnen prinzipiell klar war, wie schnell bei WWE alles anders sein kann, als es noch kurz zuvor ausgesehen hatte.
„Wir sind nicht so, dass wir sagen: In einem Jahr wollen wir da sein und dann sind wir da und da“, hielt Barthel auf die Frage nach den langfristigen Zielen des Trios fest - Aichner äußerte sich ähnlich: „Es ist hier sehr wichtig, dass man im Moment lebt.“
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Imperium arbeitete hart an Hauptkader-Empfehlung
Bei den Verantwortlichen von NXT (früher Triple H, seit dessen Herzproblemen leitet Shawn Michaels dort das Tagesgeschäft) genießen Imperium erklärtermaßen hohe Wertschätzung. Zuletzt arbeiteten alle drei aber auch sichtbar hart daran, ihre langfristigen Karriere-Chancen bei WWE nochmal zu erhöhen,
Barthel und Aichner fuhren ihre Klasse im Ring nochmal hoch und trainierten sich auch einen deutlich definierteren Körper an, Schwergewicht WALTER - der lange aus persönlichen Gründen abgelehnt hatte, in die USA zu zu ziehen - dachte im vergangenen Jahr um, verlagerte seinen Lebensmittelpunkt und verordnete sich ebenfalls ein hartes Workout-Regime, in dem er viele Pfunde verlor. Eine Empfehlung für eine Beförderung in die Hauptshows RAW und SmackDown schien das unausgesprochene, aber klar erkennbare Ziel.
Vor allem dem in der Szene hoch anerkannten „Ringgeneral“ Gunther wird Großes zugetraut, wenn WWE es richtig anstellt.
Was wird aus Fabian Aichner?
Genau das stand für viele Fans zuletzt zunehmend in Frage. Der von mehreren Irritationen begleitete Namenswechsel von WALTER zu Gunther wurde von vielen schon als Missgriff empfunden, am WrestleMania-Wochenende kam eine neue Irritation hinzu, als das Trio ein neues, selbst komponiertes Theme bekam - anstelle der bewährten und atmosphärischen Klassik-Klänge des 2. Satzes aus der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak. Barthel und Aichner verloren bei der Gelegenheit auch ihre Tag-Team-Titel an das Duo MSK.
Die Niederlage Gunthers wirkte schon vor der Enthüllung der Hintergründe wie der Schlusspunkt für ihn bei NXT. Den amtierenden Champion mit einer klaren Niederlage „over“ zu bringen ist in der WWE-Welt oft der letzte Schritt vor einem Wechsel in einen anderen Kader oder eine andere Veränderung.
Die Trennung von Aichner scheint auch die Ahnung zu bestätigen, dass WWE in 1,91-Meter-Mann Barthel - Sohn des deutschen Catch-Pioniers Axel Dieter - größeres Star-Potenzial zu sehen scheint. Aichners langfristige Zukunft wirkt vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen höchst ungewiss.
Joe Gacy und Harland rücken mit Schock-Story ins Zentrum
Anstelle von Gunther und Co. wurde bei NXT das Duo aus Joe Gacy und Harland (der ehemalige Brock-Lesnar-Lookalike Parker Boudreaux) als neue Top-Bösewichte ins Zentrum gerückt, die beiden entführten am Ende der Show in einer Schock-Aktion den frisch in die Hall of Fame eingeführten Rick Steiner, Breakkers Vater.
Gacy porträtiert bei NXT einen finsteren Charakter, eine böse überzeichnete Perversion eines vorgeblich „woken“ Gerechtigkeitsfanatikers.
Schon vor Monaten berichtete der gut informierte Wrestling Observer, dass die prominente Platzierung des Charakters ein persönlicher Wunsch von WWE-Boss Vince McMahon ist, der sich von der kontroversen Natur der Figur Mainstream-Publicity versprechen soll.