Die Enthüllungsmeldungen haben sich bewahrheitet, die Puzzleteile haben sich zusammengesetzt: Österreich-Phänomen Gunther und sein deutscher Partner Marcel Barthel sind auf der ganz großen WWE-Bühne angekommen.
So lief der deutsche WWE-Hammer
Der frühere WALTER und der nun ebenfalls mit neuem Namen antretende Sohn der deutschen Catch-Legende Axel Dieter sind in der Nacht zum Samstag offiziell bei Friday Night SmackDown angekommen, der wichtigsten TV-Show der weltgrößten Wrestling-Liga. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Gunther gewann in Milwaukee sein erstes Match klar und wurde dabei in einer Weise präsentiert, die den Gedanken nahelegt, dass er mittelfristig als Herausforderer für den am Sonntag bei WrestleMania 38 gekürten Doppel-Champion Roman Reigns aufgebaut wird.
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Gunther gewann ein Einzelmatch gegen No-Name Joe Alonzo in dominanter Manier. Barthel - nun umbenannt in Ludwig Kaiser - scheint vorerst eher eine Manager-Rolle einzunehmen. Barthels bisheriger Tag-Team-Partner Fabian Aichner aus Südtirol tauchte - wie schon zuletzt berichtet - nicht bei SmackDown auf. Auch der Name Imperium, mit dem das Trio im Aufbaukader NXT angetreten war, fiel bei SmackDown nicht.
„Ludwig Kaiser“ stellt Gunther auf Deutsch vor
Dass bei Gunther, Barthel und Aichner etwas in Bewegung ist, offenbarte sich schon am Dienstag bei NXT, als Aichner Barthel bei einem Match im Stich ließ - und Gunther in einem auffällig kurzfristig angesetzten Titelmatch gegen Champion Bron Breakker seine erste Niederlage nach dem dauerhaften Wechsel in die USA kassierte.
Tatsächlich zeigt sich nun: Die Ereignisse waren Vorbote der Beförderung von Gunther und Barthel als Duo, allem Anschein nach mit Fokus auf Schwergewicht Gunther als Einzelstar.
Barthel präsentierte sich beim Einzug Gunthers als Sprachrohr, stellte den „Ringgeneral“ erst auf englisch, dann auf deutsch als „Inbegriff von Eleganz und Effizienz“ vor. Es folgte der Einzug - wie schon zuletzt bei NXT nicht mehr zu den atmosphärischen Klängen von Antonin Dvoraks 2. Satz der 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“, sondern zu einer daran angelehnten Eigenkomposition als neuem Entrance Theme. Beide trugen ein rotes Outfit anstelle der bisherigen Imperium-Signalfarbe Schwarz.
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US-Kommentator Pat McAfee - früherer Pro-Bowl-Punter in der NFL und bei WrestleMania selbst gegen WWE-Boss Vince McMahon im Einsatz - empfing Gunther euphorisch mit dem Denglisch-Ausruf: „Guten Tag to this specimen!“
„Meine Brust blutet gerade real“
Im Ring machte Gunther - dessen Vergangenheit als weltweit anerkanntes Phänomen der Euro-Szene andeutungsweise anerkannt wurde - kurzen Prozess: Er überrollte den Independent-Wrestler Joe Alonzo, der bei WWE nicht unter Vertrag steht und für Gunther die Rolle als „Jobber“ ausfüllte.
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Die berüchtigten „Chops“ von Gunther - heftige Hiebe mit der flachen Hand - fanden sich als Stilmittel auch bei SmackDown wieder, Alonzo berichtete hinterher auf Twitter: „Meine Brust blutet gerade real.“ Kaiser begleitete das Match vom Ringrand aus mit genussvoller Mimik. Nach rund zwei Minuten beendete Gunther den Kampf mit einer Powerbomb, Ringrichterin Jessika Carr zählte bis drei und hob Gunthers Arm.
Der von Irritationen begleitete Streit um seinen Namenswechsel verfolgte Gunther auch bei SmackDown: Nach einer Weile begannen die Zuschauer „WALTER“ zu rufen - was McAfee ungerührt als „Gunther-Chants“ bezeichnete. (SPORT1-Interview: Marcel Barthel und Fabian Aichner über den Namens-Wirbel, ihren Muskel-Zuwachs und den Tod von Scott Hall)
Man sieht in jedem Fall: Einem hörbaren Teil des WWE-Publikums muss Gunther - der für seine sich anbahnende Hauptkader-Karriere zuletzt hart trainiert und sichtbar abgespeckt hat - gar nicht mehr nahegebracht werden. In den vergangenen drei Jahren hatte Gunther unter seinem alten Namen den WWE-Europakader NXT UK dominiert: Er regierte dort 870 Tage als Champion, ehe er den Titel im Sommer in einem epischen Duell an seinen deutsch-russischen Dauerrivalen Ilja Dragunov abtrat.
Gunther tritt in die Fußstapfen von „Big“ Otto Wanz
Barthel / Kaiser ist der dritte Deutsche, der in einer WWE-Hauptshow auftaucht, nach dem in den Neunzigern schnell fallen gelassenen Ex-Bodybuilder Brakus (Achim Albrecht) und seinem im vergangenen Jahr ausgebooteten Ex-Partner Alexander Wolfe (Axel Tischer) - Ex-Nationalkeeper Tim Wiese hatte sich nach seinem Match bei einer Deutschland-Tour nicht mit WWE einigen können. (SPORT1-Interview: Hier begründete Tim Wiese sein WWE-Aus)
Gunther (bürgerlich: Walter Hahn) ist der erste Österreicher, der bei WWE mehr als einen Gastauftritt absolviert: Mit seiner USA-Karriere - die aus privaten Gründen lange gar nicht sein Ziel gewesen war - tritt er in die Fußstapfen der 2017 verstorbenen Austria-Ikone „Big“ Otto Wanz, der in den Achtzigern kurz World Champion bei der damals bedeutsamen Liga AWA war.
Neben Wanz ist auch dessen frisch in die WWE Hall of Fame eingeführter Rivale Big Van Vader (Bull Power) ein Vorbild des ähnlich hart zuhauenden Gunther, der zu Beginn seiner Karriere auch „Big Van Walter“ hieß. Hahn und Barthel sind durch ihre lange gemeinsame Vergangenheit in der Euro-Szene - vor allem auch in der größten deutschen Liga wXw - auch privat gut befreundet.
Die weiteren Highlights:
- Der vom im WrestleMania-Hauptkampf gegen Brock Lesnar siegreichen Reigns bei RAW angekündigte „nächste Schritt“ erwies sich als Aufforderung an seine Neffen Jimmy und Jey Uso, die Dominanz der Bloodline weiter zu zementieren. So wie er WWE und Universal Title vereint hat, sollen Jimmy und Jey nun auch die RAW Tag Team Titel von RK-Bro zu SmackDown holen. Als Einstimmung auf die neue Mission wurde am Ende der Show Shinsuke Nakamura verprügelt, durch die schwere Verletzung von Partner Rick Boogs im Match gegen die Usos bei Mania allein zurückgeblieben.
- Das kontroverse Ende des Damentitelmatches zwischen Charlotte Flair und Ronda Rousey bei WrestleMania führte zu einer Herausforderung Rouseys zu einem nur durch Aufgabe gewinnbarem „I Quit Match“ bei der nächsten Großveranstaltung WrestleMania Backlash. Flair lehnte zunächst ab - was Drohungen der früheren UFC-Queen zur Folge hatte. Inzwischen ist das Match von WWE offiziell gemacht worden.
- Der sich andeutende Bruch zwischen Happy Corbin und Lakai Madcap Moss vollzog sich im Talk-Segment „Happy Talk“, in dem Corbin Moss für die WrestleMania-Niederlage gegen Drew McIntyre verantwortlich machte. Moss ließ es nicht auf sich sitzen: Der Gewinner sder André the Giant Memorial Battle Royal scheint seine Chance als Einzelwrestler zu bekommen.
- Ein Comeback, das bei SmackDown verkündet wurde: Die nun zweifache Mutter Lacey Evans kehrt aus der Babypause zurück und wurde dabei zunächst in einem Videosegment präsentiert - das ihre schwere Kindheit und Jugend und ihre Armee-Vergangenheit in den Vordergrund rückte. Die Zeichen stehen auf einen „Face Turn“ zum Publikumsliebling.
- Neu in den Hauptkader stößt derweil auch der frühere NXT-Damenchampion Raquel Gonzalez - nun umgetauft in Raquel Rodriguez:
Die Ergebnisse von WWE Friday Night SmackDown am 8. April 2022:
Xavier Woods besiegt Butch
Gunther besiegt Joe Alonzo
Drew McIntyre besiegt Sami Zayn durch Count Out
Liv Morgan besiegt Sasha Banks