Sechseinhalb Monate nach Bekanntwerden seiner schweren Herzprobleme hat WWE-Legende Triple H seine aktive Karriere für beendet erklärt - und erstmals ausführlich über das dramatische Ereignis gesprochen.
Das folgenschwere Herz-Drama um Triple H
Paul Levesque, wie das Vorstandsmitglied der Wrestling-Liga seines Schwiegervaters Vince McMahon bürgerlich heißt, verdeutlichte dabei, dass sein Leben in akuter Gefahr gewesen war. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Nachdem zunächst nur Ausschnitte des Interviews mit dem bekannten Sportjournalisten Stephen A. Smith auf ESPN veröffentlicht worden waren, ist mittlerweile das komplette Gespräch gesendet - was weitere Details seiner Geschichte zu Tage förderte.
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Triple H: „Ich werde nie mehr wrestlen“
Levesque, dass die Herzprobleme im September 2021 infolge von Lungenproblemen aufgetreten wären: Er hätte einer anstrengenden und reiseintensiven Phase rund um das Großereignis SummerSlam Atemnot gespürt.
Er hätte zunächst an Corona geglaubt - Levesque war doppelt geimpft und von einer symptomlosen Infektion genesen -, stattdessen entpuppte sich die Krankheit als virale Lungenentzündung, die seinen Organismus schwer schädigte.
Levesque hätte schließlich Blut gespuckt und in die Notaufnahme gemusst, dort seien schwere Störungen seiner Herzfunktion festgestellt worden. Levesque führte aus, dass seine Ejektionsfraktion - der Anteil des ausgeworfenen Blutes bei einer Kontraktion des Herzens - nach und nach bis auf 11 Prozent herabgesunken sei. Normal sind 60 Prozent.
„Ich war im Sturzflug und an der Ein-Yard-Linie“, sagte Levesque im Gespräch mit dem bekannten Smith (dessen Agent einst der heutige WWE-Präsident Nick Khan war).
Ein Grund für seine Probleme sei genetische Veranlagung: Sein Vater hätte mit 62 einen dreifachen Bypass bekommen, sein Großvater sei mit 70 an Herzproblemen gestorben, sein Urgroßvater - wie er erst nach seiner eigenen Erkrankung erfahren hätte - mit 52, dem Alter in dem Levesque sich jetzt befindet. Levesque hätte eine erblich bedingte Blockade eines Teils der linken Koronararterie, unter Ärzten „widowmaker“ (Witwenmacher) genannt. Levesque bekam einen implantierbaren Defibrillator eingesetzt.
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Bei WWE verlor Levesque zuletzt an Einfluss
In den Ring werde er nicht mehr steigen, erklärte der 52-Jährige, der bis 2019 noch in unregelmäßigen Abständen Matches bestritten hatte: „Ich bin fertig mit den Ringauftritten. Ich werde nie mehr wrestlen.“
Levesque hatte sich zuletzt auf seinen Hauptjob im WWE-Management konzentiert, er galt bis vor kurzem als Kronprinz von McMahon, mit dessen Tochter Stephanie er verheiratet ist und drei Kinder hat. Noch vor seinem Herz-Drama begann im August jedoch eine schrittweise Entmachtung Levesques.
Zu Beginn des Jahres setzte sich dieser Prozess mit der Entlassung zahlreicher Vertrauter fort, mit denen er den Aufbaukader NXT gelenkt hatte. Unter anderem traf es den langjährigen Weggefährten William Regal - der selbst soeben die Branche mit der Enthüllung schwerster gesundheitlicher Probleme geschockt hatte.
Nachfolger von Vince McMahon? Nicht mehr denkbar
Die Offenbarung des vollständigen Ausmaßes von Levesques Problemen lässt die Vorgänge hinter den WWE-Kulissen in den vergangenen Monaten in einem klareren Licht erscheinen: Von eingeweihten Beobachtern wird nun als unumgänglich bewertet, dass Levesque dort eine weniger aktive Rolle spielt als vorher.
Sein vorheriges Rollenprofil bei NXT sei ein „16-Stunden-Job“ gewesen, berichtet der Wrestling Observer - und wäre für ihn nun zu stressig und ein lebensgefährliches Risiko. Als Nachfolger für den als Workaholic bekannten McMahon kommt Levesque unter den Umständen nun de facto nicht mehr in Frage.
Bei der Talententwicklung von WWE - die Levesque lange geprägt hat - scheint er aber weiter mitzureden, der geschäftliche Teil des Interviews war auf das Thema fokussiert. Auffällig: Den Strategiewechsel zu einer Fokussierung auf Schwergewichte ohne Wrestling-Hintergrund - der eigentlich eine Abkehr von seiner vorherigen, offeneren Linie ist, trug Levesque demonstrativ mit.
„Wir suchen ‚larger than life‘“, erklärte er: „Keiner zahlt Geld, um den Typen von nebenan zu sehen. Den sieht man umsonst vom Fenster aus. Wir brauchen Größeres, Leute, von denen die Menschen nicht glauben, das es sie gibt.“
Große Fehden mit zahlreichen Topstars
Triple H war Mitte der Neunziger auf der internationalen Wrestling-Bühne aufgetaucht, zunächst als Jean-Paul Lévesque beim damaligen WWE-Rivalen WCW. 1995 folgte der Wechsel zur damaligen WWF - und der Beginn einer der erfolgreichsten WWE-Karrieren der modernen Ära.
Der zunächst als Hunter Hearst Helmsley antretenden Triple H hielt 14 World Title bei WWE und prägte die Liga vor allem als „Top Heel“, als Oberbösewicht - eine Rolle, in der er sich so lange an der Spitze der Liga hielt wie niemand vor ihm.
Triple H bestritt große Fehde gegen Topstars verschiedener Generationen, von The Rock und Stone Cold Steve Austin über John Cena, Randy Orton und Batista bis zu den heutigen Liga-Aushängeschildern Roman Reigns und Brock Lesnar. In besonderer Erinnerung sind auch seine großen WrestleMania-Matches gegen den Undertaker 2001, 2011 und 2012.
Die spektakulär inszenierten Einmärsche von Triple H zur Musik von Motörhead waren stets ein Höhepunkt der Megashow. Zu der legendären Hardrock-Band knüpfte Levesque auch persönlichen Kontakt, er war 2016 einer der Redner auf der Beerdigung von Frontmann Lemmy Kilmister.
Als Teil der legendären Gruppierung D-Generation X - die er zusammen mit seinem guten Freund Shawn Michaels und seiner früh verstorbenen Ex-Lebensgefährtin Chyna begründete - zog Triple H 2019 in die Hall of Fame ein. Seit seinem Herz-Drama hatte sich Triple H weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgemeldet und sich nur noch selten geäußert, zuletzt zum Tod seines Freundes „Razor Ramon“ Scott Hall.
Zwei Jahre nach dem Karriere-Ende des Taker, der in einer Woche selbst in die Hall of Fame einzieht, verliert WWE in Triple H den letzten noch aktiven Topstar der Attitude Era, der Boomzeit der Liga um die Jahrtausendwende.