Ist er der Star, den WWE seit Jahren sucht?
Hier spricht der neue Liebling des WWE-Bosses
24 Jahre alt, ein perfekt durchtrainierter Körper, vielversprechend im Ring und am Mikrofon: Austin Theory bringt mit, was die weltgrößte Wrestling-Liga sucht - und ist zuletzt in eine herausgehobene Rolle gehievt worden.
Kein Geringerer als WWE-Boss Vince McMahon persönlich - der Mann, der Hulk Hogan, The Rock und John Cena zu weltbekannten Stars geformt hat - hat Theory vor der Kamera unter seine Fittiche genommen und präsentiert ihn bei der Montagsshow RAW als Zögling, in dem er sein junges Ich entdeckt haben will.
Hat er sich Theory tatsächlich ausgeguckt als den Mann, der sein Milliarden-Unternehmen in die Zukunft führen kann?
Im SPORT1-Interview spricht der frühere Nachwuchs-Bodybuilder aus der Südstaaten-Metropole Atlanta über seinen Weg nach oben, sein großes Idol - und darüber, wie Mogul McMahon hinter den Kulissen wirklich ist.
SPORT1: Austin Theory, Sie wurden jüngst im WWE-TV als der „Dieb“ des 100-Millionen-Dollar-Eis von Vince McMahon enthüllt. War dieser gemeinsame Auftritt ihre erste Begegnung mit dem WWE-Boss?
Austin Theory: Nicht ganz. Als ich auf meinem Weg zum Main Roster war, hatte ich schon ein Meeting mit Vince und es lief großartig. Es war sehr cool und überwältigend - allein schon deshalb, weil er ist, wer er ist. Man versucht natürlich, ihm zuzuhören und etwas von seinem Wissen aufzuschnappen, aber zum Teil ist es auch einfach nur: (Macht ein schockiertes Gesicht und fängt an zu lachen). Ich denke, Sie wissen was ich meine. (WWE-Boss Vince McMahon: Sein eiskalter Aufstieg, sein Vermögen, seine Skandale)
- „Widerlich, was Vince McMahon da gemacht hat“: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Podigee und überall, wo es Podcasts gibt
SPORT1: McMahon hat wegen seiner Vita viele Bewunderer, aber auch viele Kritiker. Ist er als Mensch wirklich so einschüchternd, wie viele ihn sich vorstellen?
Theory: Ich denke, dass er ein Mensch ist, der nie diese einschüchternde Seite verlieren wird. Aber er ist auch eine sehr nette Person. Er ist der Inbegriff von WWE, so sehe ich ihn und das wird er für mich immer bleiben. Er ist ein super Typ und immer, wenn ich bei ihm bin, habe ich das Gefühl, dass die Zeit verfliegt.
SPORT1: Der einprägsamste Moment Ihrer Begegnungen war die Ohrfeige, die er Ihnen vor laufender Kamera verpasst hat. Hand aufs Herz: Hielten Sie das vom ersten Moment an für eine gute Idee?
Theory: Nun, es gab eigentlich überhaupt keine „Idee“, zu der ich mir eine Meinung hätte bilden können. Wir sind dagesessen und dann hieß es, dass wir gleich live sein würden. Das nächste, an was ich mich erinnere, ist, dass ich posiere und eine Ohrfeige abbekomme.
SPORT1: Es gab keine Absprache vorher?
Theory: Nein - und ich denke, es war eine dieser Sachen, von denen man froh ist, dass man vorher nicht wusste, dass sie passieren würden. Man muss tatsächlich das Unerwartete erwarten - und das, was da kam, hatte ich sicher nicht erwartet.
SPORT1: Wie genau sind Sie denn eigentlich zu McMahons Produkt gekommen, was hat Sie zum WWE-Fan gemacht?
Theory: Als ich acht Jahre alt war, habe ich bei RAW ein Promo-Segment von John Cena und Johnny Nitro gesehen.
SPORT1: ... dem späteren John Morrison, dem Sie vor seiner Entlassung noch selbst im WWE-Ring begegnet sind.
Theory: Was ich damals gesehen habe, hat mich einfach interessiert und überwältigt: Ein Ring mit Seilen, schreiende Zuschauer, zwei Typen im Ring, die sich Wörter um die Ohren hauten und dann gegeneinander kämpften. Und dann noch mehr Kämpfe und andere verrückte Dinge. Wie kann man so etwas nicht lieben? Als ich mich dann entschieden habe, selbst Wrestler zu werden, war es dann auch von Beginn an mein Ziel, so schnell wie möglich zu WWE zu kommen. Ich bin auf eine Wrestling-Schule gegangen, habe nach kleinen Schritten gesucht, die ich voranmachen kann, es lief gut - der Rest ist schon Geschichte.
- Folgen Sie den SPORT1-Wrestlingexperten Martin Hoffmann (@Wrestlerzaehler) und Marcus Hinselmann (@heelturnmarcus) auf Twitter
SPORT1: Ende 2019 debütierten Sie im NXT-Kader, kurz darauf wurden Sie schon zum ersten Mal ins Main Roster befördert - dann aber ging es wieder zurück. Es gab Meldungen über eine Degradierung und Suspendierung, die mit persönlichen Vorwürfen zusammenhingen, die gegen Sie im Raum standen. Gibt es da von Ihrer Seite aus etwas klarzustellen?
Theory: Es war damals einfach so, dass ich überhaupt erst nur bei RAW war, um eine Lücke zu füllen, die sich damals ergeben hatte. So funktioniert WWE nun mal: Wenn man an einem Ort gebraucht wird, geht man da hin. Als ich da war, gab es andere Ideen und eine andere Richtung, in die sich die Geschichte entwickeln sollte: Buddy Murphy, mein damaliger Partner an der Seite von Seth Rollins, hatte seine große Story mit der Mysterio-Familie, das war im Fokus. Die Gruppierung „The Way“, in die ich stattdessen dann bei NXT gekommen hat, existierte damals bereits als lose Idee, die Konturen annahm, als ich wieder da war. So ist WWE: Man muss hier einfach eine gewisse Flexibilität haben, die Bereitschaft Aufgaben zu übernehmen, die man teilweise recht kurzfristig bekommt - und Geduld.
SPORT1: Bei „The Way“ war Ihr Mentor Johnny Gargano, der so etwas wie die Herz und Seele des NXT-Kaders war, seinen WWE-Vertrag nun aber hat auslaufen lassen. Wie haben Sie seinen emotionalen Abschied vergangene Woche erlebt?
Theory: Ich war vor Ort im Performance Center - und es war überwältigend: Es hatte noch niemanden so richtig getroffen, bis Johnny zum Ring ging und anfing zu weinen. Ich glaube, selbst seine Frau Candice hat ihn zuvor noch nie weinen sehen. Wenn man sich nur Johnnys Leidenschaft und seine Emotionen anschaut, merkt man, dass NXT an diesem Abend ein sehr großes Stück verloren hat. Wobei ich „verloren“ nicht in einem negativen Sinne verwenden möchte: Es wurde eine große Erinnerung erschaffen. Uns wurde klar, dass es jetzt in eine neue Richtung geht und ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.
SPORT1: Was haben Sie von Gargano gelernt?
Theory: Johnny hat mir am meisten dabei geholfen, mehr in mir zu ruhen. Er hat mir verdeutlicht, dass es wichtig ist, locker zu bleiben, Spaß zu haben, den Moment zu genießen und was aus ihm zu machen. Dass ich es nicht in meinen Kopf lassen soll, dass die Kameras an sind und wie ich vor ihnen wirke, sondern dass ich einfach ich selbst bleibe.
SPORT1: Bei RAW ist Ihr Markenzeichen nun, dass Sie Selfies mit ihren Gegnern machen. Wie kam es zu der Idee?
Theory: Nun, Selfies sind eine recht neue und „coole“ Sache und ich wollte etwas Neues und Anderes machen. Das Spannende an der Sache ist auch: Es verknüpft die TV-Welt von WWE mit der großen Social-Media-Welt. Man sieht dort durch meine Selfies eine Perspektive, die man als Fernsehzuschauer nicht haben kann. Dadurch wird der Fan ein wenig näher in unsere Welt transportiert und genau das ist es, was WWE versucht zu tun - Fans diese Innenansicht zu geben und sie Teil unserer WWE-Familie werden zu lassen.
SPORT1: Haben Sie einen Traumgegner, auf den Sie bei WWE gern treffen würde. Wer wäre Ihr bevorzugter Kontrahent für ein großes Match vor zigtausenden Fans bei WrestleMania?
Theory: Es gibt so viele große Namen. Roman Reigns, Edge, The Miz, AJ Styles und Randy Orton. Es gibt so viele Optionen. Ich bin sehr dankbar dafür, von allen lernen zu können. Aber wenn ich mich festlegen müsste: John Cena, mein Kindheitsheld und Lieblingswrestler.