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Montreal Screwjob um Bret Hart, Shawn Michaels: Der mythische WWE-Eklat

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Montreal Screwjob um Bret Hart, Shawn Michaels: Der mythische WWE-Eklat

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Das unrühmliche Ende eines WWE-Helden

Die WWE Survivor Series wurden 1997 zur Bühne für einen realen Ring-Betrug an Wrestling-Ikone Bret Hart. Was steckte hinter dem irrwitzigen „Montreal Screwjob“?
Bret Hart wurde 1997 bei WWE von Shawn Michaels und Vince McMahon aufs Kreuz gelegt
Bret Hart wurde 1997 bei WWE von Shawn Michaels und Vince McMahon aufs Kreuz gelegt
© WWE
Die WWE Survivor Series wurden 1997 zur Bühne für einen realen Ring-Betrug an Wrestling-Ikone Bret Hart. Was steckte hinter dem irrwitzigen „Montreal Screwjob“?

Zwei Wrestling-Ikonen, die nicht so tun, als ob sie Erzrivalen wären - sondern welche sind. Ein Showkampf, der mit einem Bruch des vereinbarten Drehbuchs, einem realen Betrug und einem K.o.-Schlag backstage endet.

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Kann es es eine faszinierendere Geschichte geben in einer Branche, in der das Prinzip Fake Geschäftsmodell ist, in der es eigentlich darum geht, erfundene Feindschaften, Prügeleien und Skandale wie echt wirken zu lassen?

Wie spannend es sein kann, wenn im Wrestling Fiktion und Wahrheit verschwimmen, ist immer wieder zu beobachten, im Vorfeld der WWE Survivor Series 2021 etwa an der Fehde zwischen Becky Lynch und Charlotte Flair, hinter der authentische Spannungen zwischen den früheren Freundinnen stecken.

Kein realer Eklat der Wrestling-Geschichte kann es jedoch aufnehmen mit dem, was bei derselben Veranstaltung im Jahr 1997 passiert ist: dem ebenso mythischen wie folgenschweren „Montreal Screwjob“ (alternativ: „Montreal Incident“) am Ende des Matches zwischen dem „Hitman“ Bret Hart und dem „Heartbreak Kid“ Shawn Michaels - mit dem ewigen WWE-Boss Vince McMahon als Strippenzieher im Hintergrund (Vince McMahon: Sein Aufstieg, sein Vermögen, seine Skandale).

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Was genau war vorgefallen in der damaligen WWF, wie kam es dazu und was waren die Konsequenzen? SPORT1 erzählt die sagenumwobene Geschichte.

WWE-Entlassungen, auslaufende Verträge - nächste Wechselwelle zu AEW? Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Podigee und überall, wo es Podcasts gibt

Montreal Screwjob bei WWE: Was war der Kontext?

Bret Hart, der vor allem auch in Deutschland populäre WWE-Held der Neunziger, verließ im Jahr des Screwjob (“to screw“ bedeutet „reinlegen“, aber auch „f**ken“, im buchstäblichen und übertragenden Sinne) seinen langjährigen Arbeitgeber. Dies war schon vor dem Match bei den Survivor Series 1997 klar, das sich als sein letztes entpuppen sollte. (Bret Harts Aufstieg bei WWE - und sein tragisches zweites Leben)

Es war WWE-Boss McMahon selbst, der dem Kanadier eine Auflösung seines erst ein Jahr zuvor abgeschlossenen 20-Jahres-Vertrags ans Herz gelegt hatte. McMahons Sicht auf den beispiellosen Renten-Deal mit dem damaligen Top-Verdiener hatte sich binnen kurzer Zeit radikal verändert: Er sah ihn als finanziell zu starke Belastung seiner damals kriselnden und durch die Konkurrenz des mit Ikone Hulk Hogan verstärkten Rivalen WCW unter Druck gesetzten Promotion - und vor allem auch als die künftigen Aktionäre abschreckendes Hindernis für den damals im Stillen schon geplanten Börsengang.

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McMahon sah sich zudem auch wegen der vielversprechen anlaufenden Etablierung jüngerer Stars wie Stone Cold Steve Austin in der Einschätzung bestätigt, den damals 40 Jahre alten Hart doch nicht mehr unbedingt zu brauchen.

Hart ging auf McMahon Angebot ein - nicht ohne persönliche Enttäuschung über den Sinneswandel seines langjährigen Bosses. Schon zuvor hatte es Reibung: Hart missfiel die zunehmend auf kontroverse Schockeffekte angelegte Ausrichtung von WWE und auch seine eigene späte Rolle als verbitterter USA-Hasser.

Der Wechsel des Hitman zu WCW war letztlich logischer Endpunkt einer schleichenden Entfremdung - und die Art und Weise, wie sein finaler WWE-Kampf über die Bühne gehen sollte, erwies sich nochmal als großes Streitthema.

Bret Hart vs. Shawn Michaels: Was war das Problem?

Bret Hart und der acht Jahre jüngere Michaels waren seit den frühen Neunzigern Ring-Rivalen mit viel gemeinsamer Geschichte: Unter anderem bestritten sie das erste „Ladder Match“ der WWE-Historie und ein Intercontinental-Titelduell bei den Survivor Series 1992, zudem war Hart der Gegner Michaels‘ bei dessen erstmaligem Aufstieg zum World Champion 1996 - in einem sechzigminütigen Iron Man Match bei WrestleMania 12.

In zunehmenden Maße war die Dauerfehde der beiden Ausnahme-Wrestler auch hinter den Kulissen zu einer Feindschaft geworden: Der junge Michaels war als Skandalnudel und launenhafte Backstage-Diva berüchtigt, der sich oft über ihn ärgernde Hart war auf seine eigene Weise auch ein Dickkopf, was zu wiederholten Kollisionen der Egos führte.

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Michaels hinterließ bei Hart den Eindruck, dass er nach seinem Aufstieg zum Champion alle Register zog, um ein Rückmatch gegen Hart und einen potenzielle Niederlage zu vermeiden. Zur Eskalation kam es, als Michaels im Mai 1997 seine damalige Schurkenrolle nutzte, um in einem Rededuell vor laufender Kamera einen überaus pikanten, nicht mit Hart abgesprochenen Seitenhieb zu platzieren.

„HBK“ machte eine für Eingeweihte eindeutige Andeutung, dass der Familienvater Hart eine außereheliche Affäre mit der später tief gefallenen Kollegin Sunny gehabt hätte (“Lately, you‘ve had some sunny days, my friend“). Eine reale Backstage-Prügelei und eine zweimonatige Suspendierung Michaels‘ waren die Folge.

Vor den Survivor Series am 9. November war der Titel über Umwege nochmal an Hart gegangen - und wegen der persönlichen Verwerfungen mit Michaels hinterlegte er bei McMahon eine klare Forderung: Er würde den Titel in der kanadischen Heimat nicht an den verhassten Michaels abgeben.

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Als Begründung führte Hart auch den Verlauf eines für ihn unbefriedigenden Friedensgipfels mit Michaels an, in dem dieser sich weiter unprofessionell geriert und ihm deutlich gemacht hätte, dass er sich im Ring auch nicht für ihn „hinlegen“ würde.

Was genau war abgesprochen? Und was passierte stattdessen?

Nach längeren Streitigkeiten einigten sich Hart und McMahon im Vorfeld der Series schließlich darauf, dass das Match gegen Michaels mit einem Disqualifikations-Ende und einer Massenprügelei zwischen Brets Gruppierung Hart Foundation und der D-Generation X um Michaels und den jungen Triple H enden sollte. Hart sollte vor seinem WCW-Start im Dezember seinen Titel bei einer anderen Gelegenheit abgeben (Die tragischen Schicksale von Bret Harts Weggefährten).

Ohne Hart zu informieren, kündigte McMahon die Vereinbarung jedoch einseitig auf: Unter dem Eindruck des sich herumsprechenden WCW-Wechsels sah er es doch als untragbare Situation an, den Titel bei Hart zu belassen - und WCW-Boss Eric Bischoff die Gelegenheit zu geben, sich mit der Verpflichtung des noch amtierenden WWF-Champions zu brüsten.

Zusammen mit Michaels und seinen langjährigen Mitarbeitern und Vertrauten Pat Patterson, Gerald Brisco und Bob Remus (Sgt. Slaughter) heckte McMahon stattdessen heimlich ein anderes Finish aus: In dem Moment, in dem Michaels Hart in dessen eigenen Aufgabegriff Sharpshooter nahm, ließ McMahon den Kampf von Ringrichter Earl Hebner abläuten und Michaels zum Sieger erklären.

Der verdutzte Hart - der den Griff noch auskonterte, um zum mit ihm abgesprochenen Ende überzuleiten - wusste zunächst nicht wie ihm geschah, auch Michaels tat verwirrt, die Pay-Per-View-Übertragung wurde recht unvermittelt beendet. Als Hart realisierte, was los war, spuckte er dem außerhalb des Rings stehenden McMahon ins Gesicht, warf im Ring wütend Kameras, Monitore und anderes Equipment kaputt.

Was passierte hinter den Kulissen?

Der aufgebrachte „Hitman“ stellte zunächst Michaels zur Rede - eine Szene, die für die Nachwelt in der damals gefilmten Backstage-Doku „Wrestling with Shadows“ aufgezeichnet und gesendet wurde. Michaels bestritt seine Beteiligung und behauptete, genauso wütend auf McMahon zu sein wie Hart. Erst Jahre später gab Michaels zu, dass er eingeweiht war, McMahon hatte ihm und anderen Mitwissern zu der Scharade geraten, um sie vor der Wut von Hart und den empörten Kollegen zu schützen.

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McMahon verschanzte sich zunächst für eine Weile in seinem Büro und wurde schließlich vom legendären Undertaker - damals schon Anführer und Sprachrohr der Wrestler-Kollegen - aufgefordert, dass er sich bei Hart entschuldigen müsste, um eine Meuterei abzuwenden.

Als McMahon dann in Harts Umkleidekabine das Gespräch suchte, kassierte er von diesem zunächst eine wütende Aufzählungen aller Anlässe, bei der er Hart ins Gesicht gelogen hätte - und wurde schließlich mit einem Faustschlag niedergestreckt.

Welche Konsequenzen hatte der Montreal Screwjob?

Hart vollzog den Wechsel zu WCW, wohin ihn auch einige Weggefährten wie die inzwischen verstorbenen Schwäger Jim „The Anvil“ Neidhart und „The British Bulldog“ Davey Boy Smith folgten - in einem besonders spektakulären Move wechselte auch der vor der Kamera mit Michaels verbündete „Ravishing“ Rick Rude kurzerhand die Seiten.

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Anderen empörten Kollegen wie dem späteren Hall of Famer „Mankind“ Mick Foley - der die RAW-Ausgabe nach den Series bestreikte - riet Hart davon ab, aus Sympathie für ihn vertragliche Verpflichtungen zu verletzen und ihren Lebensunterhalt zu gefährden.

Auch Brets jüngerer Bruder Owen Hart verblieb wegen seines weiterlaufenden Kontrakts bei WWE, Owens tragischer Unfalltod vor laufender Kamera im Jahr 1999 und die skandalösen Versäumnisse der Liga dabei vertieften den Konflikt zwischen Bret und McMahon, der bis über das unfreiwillige Karriere-Ende des „Hitman“ im Jahr 2000 hinaus anhielt.

Sind Bret Hart, Shawn Michaels und Vince McMahon mittlerweile versöhnt?

Quasi. In der bis heute wechselhaften Beziehung zwischen Hart und McMahon war im Jahr 2006 so weit Gras über den Konflikt gewachsen, dass der Hitman einer Aufnahme in die WWE Hall of Fame zustimmte, unter der Bedingung, Michaels dort nicht antreffen zu müssen. Im Jahr 2010 ließ sich der damals 52-jährige Bret gar auf ein WWE-Comeback und eine Verarbeitung der Screwjob-Story zur inszenierten Fehde ein, mit einem Match gegen McMahon bei WrestleMania 26.

Das Verhältnis zum „Heartbreak Kid“ war bis dahin gestört geblieben, auch die persönliche Wandlung des inzwischen seit vielen Jahren skandalfreien Michaels zum gläubigen Christen kaufte Hart ihm lange nicht ab. Im Zuge von Harts Wiederkehr kam es dann jedoch auch zwischen ihm und Michaels zu einer im WWE-TV ausgestrahlten Versöhnung - die von beiden als real geschildert wurde.

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Was blieb vom Screwjob?

Auch über die persönliche Geschichte von Hart, Michaels und McMahon hinaus viel.

Für McMahon und WWE erwies sich der Mega-Eklat letztlich als Glücksfall: Der WWE-Boss schlug gekonnt Kapital daraus, wie er sich durch den Betrug an Liebling Hart bei den Fans unbeliebt machte - was er durch ein umstrittenes Rechtfertigungs-Interview (“Bret screwed Bret“) im eigenen TV-Programm verstärkte.

Sein Verhalten in dem Screwjob wurde zur Grundlage seines On-Air-Charakters als machtversessener Oberbösewicht „Mr. McMahon“ - der als Widerpart des nach Harts Abgang ungemein erfolgreichen Steve Austin eine Schlüsselrolle in der „Attitude Era“ spielte, der Boom-Periode, die WWE wieder zur Nummer 1 im Wrestling machte und die sich selbst zerlegende WCW in den Abgrund trieb.

McMahons Selbstbild als vorausdenkender Chef, der tut, was er tun muss, wenn es „best for business“ ist, wird dieser Lauf der Dinge nicht geschadet haben - siehe auch: Undertaker vs. Brock Lesnar bei WrestleMania 2014.

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Der von WWE vielfach zitierte Screwjob - unter anderem beim ersten Titelgewinn von Dwayne „The Rock“ Johnson ein Jahr darauf - ging in den Mythenschatz des modernen Wrestlings ein.

Was an diesem Mythos auch wirklich nur Mythos ist, ist in einigen Details bis heute umstritten. Ein Teil der Fans und auch einige bekannte Wrestler haben die Ansicht bekundet, dass der ganze Screwjob ein ultimativer Fake war, mit dem McMahon, Michaels und Hart gemeinsam die ganze Wrestling-Welt an der Nase herumgeführt hätten.

Mehr als eine charmante Verschwörungstheorie sind die unbelegten Mutmaßungen - denen detaillierte journalistische und autobiografische Dokumentationen der damaligen Abläufe gegenüberstehen - aber nicht.

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