Es schien wie eine für immer traurig unvollendete Geschichte. Nun ist es die Geschichte eines märchenhaften Sensations-Comebacks.
Eine märchenhafte Wembley-Sensation
Nigel McGuinness, einer der besten Wrestler der Nuller-Jahre, ist zurück im Ring. 13 Jahre nach seinem frühen Karriere-Ende, weil Verletzungsprobleme seine Karriere ausbremsten. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu AEW)
Der frühere Rivale des neuen AEW World Champions Bryan Danielson (Daniel Bryan) feierte bei der Megashow AEW All In im Wembley-Stadion in seiner Geburtsstadt London eine laut umjubelte Rückkehr – vor einer Traumkulisse von über 50.000 Fans, die ihm in jungen Jahren so nie vergönnt war.
Und es sieht so aus, als ob der inzwischen 48-Jährige noch mehr vorhat.
Legendäre Matchserie gegen Bryan Danielson
McGuinness (bürgerlich: Steven Haworth) begründete seinen Ruhm als Top-Wrestler vor rund 20 Jahren bei der mittlerweile von AEW aufgekauften Liga Ring of Honor (ROH).
Der studierte Chemiker war World Champion der Liga, aus der auch zahlreiche spätere WWE- und AEW-Stars wie Danielson, CM Punk, Samoa Joe, Seth Rollins und viele andere hervorgegangen waren. Seine herausragenden Matches gegen Danielson sind Klassiker, für viele bis heute eine der besten und intensivsten Matchserien der Geschichte.
Während Danielson und andere Weggefährten bei WWE groß herauskamen, endete McGuinness‘ Karriere mit einer bitteren Note: Im Jahr 2009 platzte ein eigentlich schon vereinbarter Deal, weil McGuinness aufgrund eines Muskelschadens durch den Medizincheck fiel.
Rücktritt zwei Jahre nach geplatztem WWE-Deal
McGuinness ging zum damaligen Konkurrenten TNA, wo er als Desmond Wolfe mit zwei großen Matches gegen WWE Hall of Famer Kurt Angle zwar groß einschlug, dann aber einen Knick erlebte. Als er 2011 im Unfrieden schied, sah er für seine Karriere keine Perspektive mehr und trat nach einer Abschiedstournee durch kleinere Ligen zurück.
Zwischen 2016 und 2022 arbeitete McGuinness als Kommentator für WWE, nach seiner Entlassung schloss er sich in derselben Funktion AEW an - er war auch bei All In eigentlich Teil des Kommentatorenteams. Nun bewahrheiteten sich schon länger anhaltende Spekulationen, dass es McGuinness zurück in den Ring ziehen könnte.
Und die Art und Weise, wie McGuinness wiederkehrte, ist schon jetzt ein Happy End, das für ihn und seine Fans lange außer Reichweite schien.
Als junger Fan beim SummerSlam 1992
McGuinness saß vor 32 Jahren selbst als junger Fan im Wembley-Stadion und verfolgte begeistert den legendären Hauptkampf zwischen Bret Hart und dem tragisch jung verstorbenem British Bulldog – stilecht mit der Gesichtsbemalung des damals frisch zu WWE zurückgekehrten Ultimate Warrior. (WWE-Klassiker mit Schatten: „Er rauchte die ganze Nacht Crack“)
Dass McGuinness in dem Traditionsstadion selbst einmal einen großen Auftritt feiern würde, war lange undenkbar: In seinen jungen Jahren war er ein Phänomen der Independent-Szene geblieben, das bestenfalls vor knapp über 1000 Zuschauern aufgetreten war. Bei WWE ergab sich letztlich nie die Gelegenheit, als Aktiver auf die größere Bühne zu treten.
Bei AEW standen die Zeichen günstiger: Ligaboss Tony Khan schätzt das Vermächtnis der goldenen ROH-Jahre sehr. Zugute kam McGuinness nun auch, dass seine Heimat England eine größere Rolle in der Marktstrategie von AEW spielt: Die Liga ist dort für das breite Publikum präsenter als WWE, das dort im Pay-TV läuft - und die All-In-Shows waren das Tor für den Einstieg in das Geschäft mit den großen Stadionshows.
Dass McGuinness in Wembley - wo er wie früher zu dem Oasis-Klassiker „Fucking in the Bushes“ einlief - laut, begeistert und mit Sprechchören empfangen wurde, hat bewiesen, bei wie vielen Fans er anhaltend beliebt und nicht vergessen ist. McGuinness wiederum zeigte in seinen Sequenzen mit Kazuchika Okada und Landsmann Zack Sabre Jr., dass er wieder in Topform ist.
Für alle Beteiligten dürften die Reaktionen bei dem Casino Gauntlet Match eine Ermutigung sein, an das Comeback anzuknüpfen und wahr zu machen, was McGuinness schon in diversen Interviews angedeutet hat: die heiß ersehnte Neuauflage der Rivalität mit Danielson, der im Hauptkampf von All In erstmals den AEW World Title gewann.