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CM Punk: Ein übler Egomane? Oder ein genialer Gigant?

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CM Punk: Ein übler Egomane? Oder ein genialer Gigant?

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Übler Egomane oder genialer Gigant?

Ex-WWE-Superstar CM Punk ist trotz eines Mega-Eklats zurück bei AEW und genießt die Reizstimmung. Führt er die Liga in neue Höhen - oder macht er mehr kaputt, als er einbringt?
CM Punk ist verheiratet mit der früheren WWE-Wrestlerin AJ Lee
CM Punk ist verheiratet mit der früheren WWE-Wrestlerin AJ Lee
© IMAGO/USA TODAY Network
Ex-WWE-Superstar CM Punk ist trotz eines Mega-Eklats zurück bei AEW und genießt die Reizstimmung. Führt er die Liga in neue Höhen - oder macht er mehr kaputt, als er einbringt?

Der Superstar, der sich vor wenigen Monaten noch selbst demontiert zu haben schien, hatte sich einen sehr gewitzten Clou einfallen lassen für sein triumphales Comeback.

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Ob sie eigentlich David Zaslav kennen würden, fragte Phil Brooks alias CM Punk die Fans des WWE-Konkurrenten AEW. Zaslav, der mächtige Boss des Medien-Imperiums Warner Brothers Discovery kenne in jedem Fall ihn. Und er habe ihm einen Spitznamen gegeben, der die Zuschauer interessieren dürfte: „One Bill Phil“ - Milliarden-Dollar-Phil. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema AEW)

Zaslav, führte der bei WWE einst im bitteren Streit geschiedene Ex-Champ genussvoll aus, wisse als kluger Businessman halt, mit wem er es zu tun habe: Mit „der einzigen Originalware in einem Geschäft voller Falschgeld“.

So, liebe Krümel, nun bitte mal Ruhe, der Kuchen ist zurück - und er kümmert sich jetzt drum, dass AEW bald auch wie WWE einen milliardenschweren TV-Vertrag in der Tasche hat: In äußert gekonnter Weise setzte der rhetorisch brillante Punk vor eineinhalb Wochen den Ton für die Rückkehr, die Fans und Akteure der Showkampf-Branche seitdem bewegt und spaltet wie kaum ein anderes Thema.

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Die übergeordnete Frage dabei: Ist der ewig streitbare Punk wirklich ein genialer Gigant, der den WWE-Rivalen aufs nächste Level heben wird? Oder ist der mittlerweile 44-Jährige ein größenwahnsinniger Egomane, der dort viel kaputt zu machen droht?

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CM Punk sorgte im Herbst 2022 für einen Mega-Eklat

Wer die Nachrichtenlage rund um Punk und AEW in den vergangenen Monaten verfolgt hat, weiß bereits, dass Punks im Herbst 2021 eingeleitetes, umjubeltes Wrestling-Comeback zuletzt nicht nur von einer langwierigen Verletzung ausgebremst worden war.

Am selben Abend, an dem sich Punk im vergangenen September beim Gewinn des AEW World Titles einen Trizepsriss zugezogen hatte, schrieb Punk auch andere Schlagzeilen: Bei der Pressekonferenz nach dem Event All Out trug er in einer hässlich-beleidigenden Abrechnung einen Streit mit den AEW-Mitgründern und -Vizepräsidenten Nick und Matt Jackson (The Young Bucks) in die Öffentlichkeit. Und begann anschließend eine wilde Backstage-Prügelei mit den Bucks und Kenny Omega, als die ihn in dessen Kabine zur Rede stellen wollten.

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Der als „Brawl Out“ in die Annalen eingegangene Rieseneklat schien das Ende von Punks Karriere zu bedeuten, der von Ligaveteran Chris Jericho hinterher angeblich als „Kabinen-Krebsgeschwür“ beschimpft wurde. Punk wirkte nicht mehr vermittelbar.

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Stattdessen zauberte Ligaboss Tony Khan vor einigen Monaten eine überraschende Lösung des unlösbar wirkenden Konflikts aus dem Hut: Er machte Punkt zum Star einer neuen, um ihn herum aufgebauten Samstagsshow namens Collision - zeitlich und räumlich getrennt von seinen internen Kritikern, die bei der Mittwochssendung Dynamite verbleiben.

Möglich machten es Medienpartner Warner und allen voran Chef Zaslav, der bei Khan angefragt hatte, ob seine erfolgreich angelaufene Promotion zwei weitere Stunden TV-Zeit füllen könnte. Und der sich vom Konzept einer auf den größten und kommerziell erfolgreichsten Star der Liga zugeschnittenen Show gern überzeugen ließ.

Punk wird bei AEW vom Liebling zur Reizfigur

Punks am vorletzten Wochenende vollzogene Rückkehr ist für AEW und Warner bislang erfolgreich angelaufen: Die Einschaltquoten und Ticketverkäufe bekamen einen Schub (wobei die zweite Collision-Ausgabe stark abfiel, wie inzwischen bekannt wurde) - und am Sonntag ging auch der erste kritische Moment des Comebacks unfallfrei über die Bühne.

Der Pay Per View Forbidden Door, der erste Termin, bei dem Punk wieder auf derselbe Card war wie die Bucks und Omega, verlief ohne Zwischenfall. Laut übereinstimmenden Medienberichten hatte Khan die Kabinen der Streitparteien so weit auseinandergelegt wie möglich. Anscheinend hat er auch Anwälte engagiert, die ein Kontaktverbot überwachen.

Die Atmosphäre rund um Punks Comeback ist eine völlig andere als die nach seinem AEW-Debüt 2021, dem Rücktritt vom Rücktritt nach sieben Jahren Ringpause. Während er damals überall euphorisch empfangen wurde, kassiert er nun außerhalb seiner Heimatbasis Chicago viele laute Buhrufe von Fans, die von ihm enttäuscht zu sein scheinen.

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Punk stört es nicht - im Gegenteil: Mit seiner betont reuelosen, großkotzigen, von Sticheleien gegen die „Counterfeit Bucks“ (Falschgeld-Bucks) durchzogenen Comeback-Ansprache forderte er die Reizstimmung stattdessen gezielt heraus.

Punk zitiert sarkastisch Hulk Hogan

„One Bill Phil“, als böser „Heel“ immer wieder in besonderer Paradeform, gefällt sich in der Rolle als umstrittener Zampano, bei dem man nie so genau weiß: Meint er das jetzt wirklich ernst? Oder spielt der erklärte Fan der britischen Anarcho-Komiker Monty Python ein sarkastisches Spiel mit doppeltem Boden?

Als Antwort auf die Buhrufe beim zweiten Collsion in Omegas Heimat Kanada kopierte er auch provokant Gesten und Aktionen Hulk Hogans, dessen Egomanie berühmt-berüchtigt war.

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Die Ironie, dass Hogans Egotrips damals auch viel zum Untergang von WCW beigetragen haben, ist Punk dabei wohlbewusst: In einem SPORT1-Interview kurz nach seinem ersten Comeback sinnierte er selbst ausführlich über die ambivalenten Parallelen zwischen ihm und Hogan.

Wie Khan später auf einer Pressekonferenz erklärte, war auch Punks mit ihm abgesprochene Erwähnung Zaslavs eine bewusste Anspielung auf die Ära Hogans beim früheren WWE-Rivalen WCW - und dessen gute Beziehung zu dem einstigen TV-Imperator Ted Turner.

Im selben Atemzug bestätigte auch Khan auch plötzlich die vorher eisern beschwiegenen Gerüchte, dass er mit Warner über einen Milliarden-Dollar-Vertrag über die TV- und Streaming-Rechte verhandelt: „Dafür pushen wir“, plauderte der 40-Jährige aus.

Ex-WCW-Boss: „Er ist schlimmer als Hulk Hogan“

Der als großer Wrestling-Fan aufgewachsene Milliardärssohn Khan - Vater Shahid gehören die Jacksonville Jaguars und der FC Fulham - lässt Punk gewähren. Er setzt auf „Controversy creates Cash“, das vielzitierte Motto von Hogans Ex-Boss Eric Bischoff.

Wobei Bischoff, der die Szene inzwischen als Podcaster von der Seitenlinie aus begleitet, ironischerweise zu Punks großen Kritikern gehört.

Punk sei „schlimmer als Hogan“, attackierte ihn Bischoff kürzlich, als Punk sein Comeback auf der Zielgeraden aufgrund von Detailstreitigkeiten fast platzen ließ. Bischoff hält Punk generell für einen überbewerteten Blender - ganz faktensicher zeigte er sich dabei aber nicht. Als erfolgreichster Merchandise-Magnet und Antreiber von Einschaltquoten, Ticket- und vor allem Pay-Per-View-Verkäufen hat sich Punk bewiesen.

Trotzdem ist seine Rückkehr laut übereinstimmenden Berichten auch intern von Diskussionen begleitet, ob der Schaden größer ist als der Nutzen.

WWE soll mit Punk-Trubel bei AEW gerechnet haben

Für viel Wirbel auf allen Seiten sorgte am vergangenen Wochenende ein Bericht von Szene-Guru Dave Meltzer in seinem Wrestling Observer Newsletter. Er zitierte einen anonymen „Topstar“ der Liga, der nach eigenen Angaben die „Angst“ verspürt, auf einer „tickenden Zeitbombe“ zu sitzen und dass Punks Comeback „kein Happy End“ haben werde. Punk postete darauf bei Instagram den Song „Time Bomb“ von Rancid.

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Meltzer selbst stellte dabei klar, dass dies nicht die einhellige Meinung aller sei, es gebe auch Stimmen, die gute Chancen sehen, dass sich letztlich alle Seiten professionell arrangieren würden.

Spannenderweise ergänzte Meltzer aber auch: Aus WWE-Kreisen hätte er schon von Anfang an die Prognose gehört, dass Punk bei AEW zum Spaltpilz werden würde - und dass er von WWE nach den harmonischen ersten Monaten auch weiterhin den Tenor gehört hätte: Warte nur ab …

WWE ließ Chance auf Punk-Comeback vorbeiziehen

Man muss wissen: Vor seinem Comeback bei AEW hatte Punk sehr deutlich durchblicken lassen, dass er auch für eine Rückkehr zu WWE offen gewesen wäre. Ligachef Vince McMahon ignorierte allerdings die Avancen - als Punk dann zu Konkurrent AEW ging, sollen die Bosse von Fox WWE intern gerügt haben, wie man sich die Gelegenheit denn entgehen hätte lassen können.

Punk war allerdings einer der seltenen Fälle, in dem McMahon nicht um einen Star kämpfte und keinen Wert darauf legte, verbrannte Brücken zu reparieren. Auch McMahons Kronprinz „Triple H“ Paul Levesque soll nicht gut auf ihn zu sprechen sein.

Die Altlasten waren vor einigen Wochen wieder Thema, als Punk plötzlich einen Überraschungsbesuch bei einer WWE-Show in seiner Heimatstadt Chicago absolvierte und dabei unter anderem auch versöhnlich auf Levesque zuging - während er gerade mit AEW über sein Comeback verhandelte. WWE schickte letztlich Securitys, die Punk baten, sich aus der Arena zu entfernen.

Punk gegen The Elite: Ein Machtkampf mit mehreren Ebenen

Zur Erinnerung: Punk - dessen Popularität genau heute vor 12 Jahren mit seiner legendären Pipe Bomb Promo in den Himmel wuchs - verließ die Liga 2014 nach einem heftig eskalierten Streit: Punk warf WWE unter anderem vor, eine lebensgefährliche Infektion nicht richtig behandelt zu haben. Dazu gab es auch viele, oft wiederholte Vorwürfe mangelnder Wertschätzung.

Die öffentliche Abrechnung mündete in einer Klage des WWE-Docs Chris Amann wegen Rufschädigung, die indirekt auch eine Rolle in den jetzigen Verwicklungen bei AEW spielt.

Punk traf bei AEW auf seinen ehemals besten Freund Colt Cabana, der seinerzeit mit ihm verklagt wurde (Punk hatte seine Vorwürfe in Cabanas Podcast öffentlich gemacht) und sich dann mit ihm über die Prozesskosten zerstritt.

Eine zerbrochene Freundschaft mit Folgen

Der Streit mit den Bucks, Omega und ihrem Freund Hangman Page entzündete sich daran, dass die ihm vorwerfen, bei Khan Cabanas Entlassung gefordert zu haben - was Khan und Punk zurückweisen. ESPN berichtete im Zuge eines großen Interviews mit Punk allerdings, dass The Elite und auch andere Leute in der Liga bis heute überzeugt seien: Punk und Khan lügen.

Auch in dem Ärger zwischen Punk und seinen Kritikern geht es nicht nur um die Affäre Cabana. Das tiefersitzende Problem kreist auch um Macht- und Stilfragen: Punks Kritiker nehmen ihm übel, dass er die für den Aufbau von AEW riesigen Verdienste der Bucks öffentlich herabgewürdigt hat und ihre Führungseignung infrage stellte („können nicht mal einen Supermarkt leiten“) - während Punks Version der Geschichte ist, dass er selbst mit verdeckten Intrigen bekämpft worden sei und sich dagegen nur zur Wehr gesetzt hätte.

Punk hat mittlerweile öffentlich dafür um Entschuldigung gebeten, wie sehr er die Situation hat eskalieren lassen. Inhaltlich zurückgenommen hat er nichts.

Überzeugung war schon immer ein Wesensmerkmal

Ehrlich im Recht und im Sinne ihrer Liga handelnd - so viel kann man festhalten - wähnen sich beide Seiten. Und speziell bei Punk war ein hohes und intensives Maß an Überzeugung immer schon ein Wesensmerkmal. Schon sein ursprünglicher Wrestling-Charakter spiegelte das wider.

Der in schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsene Punk rückte dabei eine ins priesterliche übersteigerte Überhöhung seiner Anti-Drogen-Einstellung in den Vordergrund (“Straight Edge means I‘m better than you“) - im realen Leben entwickelt als Reaktion auf die negative Prägung durch seinen alkoholkranken Vater.

Die Grundzüge dieses so faszinierenden wie widersprüchlichen Charakters - Urteilsschärfe, die oft chirurgisch präzise auf den Punkt trifft, mal aber auch ungerecht übers Ziel hinausschießt - offenbarte Punk immer wieder auch im wahren beruflichen Leben.

Er sei eine „paranoide, neurotische, von Ängsten bestimmte, sehr vorsichtige Person“: So beschrieb sich Punk selbst in seiner Antritts-PK für AEW, als es um die Frage ging, warum er sich der Liga nicht früher angeschlossen hätte, obwohl sie ihn von Beginn an umwarb. 2019 endeten erste Avancen allerdings ergebnislos und irritationsreich - auch damals gab es atmosphärische Störungen, bei denen Unstimmigkeiten mit den Bucks eine Rolle spielten. Auch damals waren es am Ende ausgiebige Gespräche zwischen Punk und dem Entscheider Khan, die die Wogen glätteten.

Worst Case: The Elite könnte zu WWE wechseln

Ob Khan die sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Punk und seinen Widersachern nun wieder irgendwie in Einklang bringen kann?

Sicher ist: Der Konflikt ist ungelöst, wie virulent er noch ist oder noch werden wird, ist die andere Frage. Punk, die Bucks und Omega haben Schweigevereinbarungen unterschrieben, nicht mehr öffentlich über das Thema zu reden. Auch Page - der Mann, der Punk in einem Rededuell vor der Kamera als Erster verdeckt kritisiert hatte und damit den Stein ins Rollen gebracht hatte - sagt schon seit langer Zeit nichts mehr zum Thema und will anscheinend nur noch seine Ruhe davor haben.

Die Hoffnung fast aller Fans und Beteiligten: Alles möge sich beruhigen und in eine potenziell lukrative, zwischen Realität und Fiktion pendelnde Fehde á la Bret Hart vs. Shawn Michaels überführt werden. Die Art von Fehde, in der Punk stets zu Hochform aufläuft.

Punk hätte nach eigenen Angaben nichts dagegen, auch die mit ihm befreundeten Tag Team Champions FTR - die selbst mit The Elite keine Probleme (mehr) haben -, werben seit langem dafür.

Wenn es irgendwann so kommt, wäre es das Happy End. Das für AEW unglücklichste Ende, das im Raum steht: Die Bucks, Omega und Page, deren Verträge in diesem Jahr auslaufen, könnten sich ermüdet von AEW abwenden und ihrem Weggefährten Cody Rhodes zu WWE folgen. Es wäre ein Erdbeben von unkalkulierbarem Ausmaß - und definitiv das Gegenteil von gutem Business für AEW.

Khan ist sich dieser Gefahr bewusst, und hat Punk trotzdem zurückgebracht. Sein offensichtlicher Plan: Das Thema diplomatisch lösen - Cabana ist längst wieder eingebunden, ebenso der zwischenzeitlich gefeuerte, an der Prügelei beteiligte Punk-Kumpel Ace Steel - und damit den Marktwert aller beteiligten Stars weiter ausschöpfen, allen voran den des genial-größenwahnsinnigen, scharf-sensiblen „One Bill Phil“.

Ob das Kalkül aufgeht, ist die große Frage.