„Hier geht es nicht um Kenny Omega und die Young Bucks gegen CM Punk. Hier geht es um Leute, die ihr Handwerk zur Schau stellen. Ihr könnt Kenny Omega ausbuhen, oder die Young Bucks, oder CM Punk, aber ich hoffe, ihr vergesst nicht, dass wir menschliche Wesen sind, die sich bemühen, unsere Kunst zu vollführen.“
Sorgt dieser Biss für Kabinen-Ärger?
Mit diesen Worten kommentierte Wrestling-Star Kenny Omega in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit Sports Illustrated den anhaltenden Ärger um den im Streit scheidenden Ex-Champion CM Punk bei WWE-Rivale AEW. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu AEW)
Im selben Atemzug empfahl Omega - wie die Bucks (Nick und Matt Jackson) auch Mitgründer und Vizepräsident der Liga von Boss Tony Khan - den Fans auch empfahl: „Lasst es auf sich beruhen.“
Es las sich für viele wie ein versöhnlicher Haken unter dem in einer Backstage-Prügelei eskalierten Konflikt der Genannten. Sie lasen es nicht ganz richtig, wie sich am selben Abend zeigen sollte.
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„Und Junge: Die waren nicht glücklich“
Omega und die Bucks absolvierten am Mittwochabend bei der TV-Show Dynamite ihr zweites Match seit dem Ende ihrer Suspendierung wegen der Causa Punk. Ausgerechnet in Punks Heimatstadt Chicago, wo der frühere WWE-Champion trotz seiner umstrittenen Verhaltensweisen immer noch hörbaren Volksheldenstatus hat.
In diesem Kontext ließen „The Elite“ die Situation doch noch nicht ganz auf sich beruhen, sondern kosteten sie mit diversen Anspielungen auf den Eklat zum wiederholten Mal genüsslich aus.
Und bald darauf sickerte dann auch durch, dass dies im Umfeld Punks nicht gut angekommen ist. „Ich weiß, es gibt Leute, die CM Punk nahestehen. Und Junge: Die waren nicht glücklich mit diesem Sechs-Mann-Tag-Team-Match“, berichtete Wrestling-Journalist Dave Meltzer in seinem aktuellen Wrestling Observer Radio.
Was an dieser zunächst nicht näher ausgeführten Schilderung aufhorchen lässt: Prominente Leute, die CM Punk nahestehen, gibt es auch immer noch in der AEW-Kabine.
Young Bucks und Kenny Omega nehmen CM Punk aufs Korn
Was genau geschehen war: Anders als am Samstag bei Full Gear, wo The Elite mit Jubel und „Fuck CM Punk“-Rufen empfangen worden waren, gab es in Punks Heimatbasis deutliche Buhrufe.
Omega und die Bucks griffen die Negativstimmung auf und agierten in Chicago wieder voll als böse „Heels“, in dem Match gegen das Death Triangle provozierte Omega die Zuschauer unter anderem damit, dass er Punk die „Go-to-Sleep“-Geste und den gleichnamigen Move klaute. Matt Jackson veralberte außerdem auch, wie Punk im Match gegen seinen Kumpel Hangman Page dessen Buckshot Lariat misslang...
... während Omega mit einem Biss gegen Pac zitierte, wie er selbst in der Backstage-Prügelei nach All Out von Punks mittlerweile gefeuertem Kumpan Ace Steel in den Arm gebissen wurde.
Auch Punk verkneift sich Nachtritte nicht
Im totalen Widerspruch zu Omegas eingangs zitierten Worten stand das, was er und die Bucks gemacht haben, nur auf den ersten Blick.
Letztlich haben Omega und die Bucks auch mit diesen Aktionen ihr Handwerk zur Schau gestellt. Es ist althergebrachter Brauch im Wrestling, reale Situationen in Insider-Anspielungen einzuarbeiten, um ihre Geschichten zu erzählen und ihren Charakter zu definieren (The Elite verloren zur Freude der Punk-Fans letztlich auch das Match).
„Es ist mein Job, dass Leute sauer auf mich sind und ich glaube, ich mache ihn gut, ich verwische Grenzen. Es geht immer darum, die Leute zu provozieren“: So beschrieb CM Punk einst selbst sein Wrestling-Verständnis - als er sich verteidigte, bei einer WWE-Story mitgemacht zu haben, die den Tod von Undertaker-Manager Paul Bearer ausschlachtete.
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Auch in der aktuellen Situation agierte Punk entsprechend und auf eigene Rechnung: Sein eigener, unabgesprochener „Shoot“ gegen Elite-Kumpel Hangman Page brachte den Ärger überhaupt erst richtig ins Rollen - und auch Punk hat bereits öffentlich sarkastisch über die Prügelei gewitzelt, nachdem er als Kommentator für die MMA-Liga CFFC sein Kamera-Comeback feierte (“Au, meine Hand tut mir weh“).
Was denken Punks Freunde wie FTR?
Nichtsdestotrotz ist damit nicht ausgemacht, dass die Aktion von Omega und den Bucks von allen als netter Spaß gelesen wird.
Wie Punk selbst das sieht, wird für die AEW-Vizes keine Rolle mehr spielen, zu bedenken ist aber auch: Punk hat immer noch Kumpels in der Liga - allen voran eines der populärsten Tag Teams bei AEW: FTR.
Dax Harwood und Cash Wheeler, die bei AEW eine gute Freundschaft mit Punk geschlossen haben, haben pikanterweise auch mit den Bucks eine lange Vorgeschichte: Schon zu WWE-Zeiten begannen FTR (damals: The Revival) eine Social-Media-Fehde mit den Bucks, die dann schließlich im WWE-Abgang von FTR, ihrem AEW-Wechsel und zwei vielgelobten „Dream Matches“ mündete.
Das persönliche Verhältnis der Bucks und FTR - deren Vertrag mit AEW im kommenden Jahr ausläuft - wirkt aber seit einiger Zeit angespannt. Wie FTR den Konflikt der Bucks mit ihrem Freund Punk sehen, wäre spannend zu wissen - wie üblich kommunizieren die beiden darüber aber öffentlich nur in Andeutungen.
Ob und wie sehr der angebliche Ärger um die Aktionen der Bucks und Omega die Kabinenchemie beeinflussen, wird womöglich erst im Lauf der kommenden Wochen und Monate klar werden.