Die Anbahnung des Comebacks von Kenny Omega und den Young Bucks war ein klares Signal. Dies ist ein noch klareres.
AEW vs. Punk: Brisante Hintergründe
Bei der aktuellen Ausgabe der TV-Show Dynamite am Mittwoch feierte Colt Cabana seine überraschende Rückkehr gefeiert - womit sich Ligaboss Tony Khan im großen Ärger um seinen bisherigen Topstar CM Punk endgültig klar positioniert hat. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu AEW)
Inzwischen sind neue Hintergründe bekannt, die den Eindruck bestätigen - aber auch neue Fragen zu der brisanten Vorgeschichte um Cabana und den entfremdeten Ex-Kumpel Punk aufwerfen.
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Colt Cabanas Rückkehr war Tony Khans Chefsache
Punks ehemals bester Freund war der unfreiwillige Auslöser des Eklats um den früheren World Champion - und war bei der berüchtigten Wut-PK Punks nach dem Pay Per View All Out vor Khans Augen eine der zentralen Zielscheiben seiner Schimpftiraden.
Das emotionale und von den Fans umjubelte Comeback Cabanas - der bei seinem Einzug Tränen in den Augen hatte -vermittelt nun die deutliche Botschaft, dass Punk wegen der PK und der anschließenden Backstage-Prügelei keine Zukunft bei AEW hat. Beide Seiten sollen aktuell über eine Vertragsauflösung verhandeln.
Wie der Wrestling Observer inzwischen berichtet, war der Auftritt Cabanas - der wohl vorerst ein einmaliger bleiben werde - sei ein persönliches Projekt von Khan, Hauptziel sei ein „Moral-Boost“ für die Kabine gewesen. Cabana sei bei Wrestler-Kollegen sehr beliebt - was auch ein Faktor im Verhängnis um Punk war.
Brisant: Cabana war auch als Producer ausgebootet
Der 42 Jahre alte Cabana war seit knapp einem Jahr nicht mehr im AEW-TV zu sehen, Berichten zufolge soll er im Frühjahr kurz vor der Entlassung gestanden haben.
Die sich andeutende Ausbootung soll schon damals größeren, von der breiteren Öffentlichkeit unbemerkten Unmut in der AEW-Kabine ausgelöst haben: Es stand der - von Punk wie Khan zurückgewiesene - Verdacht im Raum, dass Punk die Finger im Spiel hatte. Die beiden einst dicken Kumpel hatten sich im Konflikt um die teuren Prozesskosten des gemeinsamen Rechtsstreits gegen WWE-Arzt Chris Amann böse zerstritten.
Der Observer lenkt den Blick nun auf einen bislang wenig beachteten Aspekt der Geschichte: Cabana sei demnach bei AEW nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera ausgebootet worden. Cabanas sei auch in seinem Neben- bzw. Hauptjob als Producer von Matches der Nebenshows „Dark“ und „Dark: Elevation“ nicht mehr eingesetzt worden, seit er zwischenzeitlich in Australien gewesen sei, um dort eine Rolle in Dwayne Johnsons Serie „Young Rock“ zu übernehmen (als WWE-Kultfigur Brooklyn Brawler).
Im selben Zeitraum habe Punks guter Freund und Mentor Ace Steel seinen Producer-Job bekommen - den er nun wegen seiner Beteiligung an der Prügelei verloren hat.
Tony Khan kommentiert Personalie nicht
Dieser Kontext schwächt die Glaubwürdigkeit der Versicherung, dass Punk mit der Personalie Cabanas nichts zu tun hatte. Unabhängig davon, ob er selbst in der Frage mitgeredet hat: Der Eindruck, dass Khan das Umfeld der Liga in Punks Sinne und auf Kosten Cabanas umgestaltet hatte, lässt sich schwer verwischen.
Khan selbst wich in einem Interview mit Sports Illustrated in dieser Woche Fragen nach den Hintergründen von Cabanas Comeback aus und kommentierte das Thema Punk, Omega, Young Bucks wie üblich nicht.
Khan gab Cabana schon im Frühjahr letztlich doch einen neuen Deal und plante ihn für die im Aufbau befindliche Schwesterliga ROH ein - doch die anfangs kaum beachtete Affäre Cabana löste trotzdem einen Strudel von Ereignissen aus, die letztlich im großen Knall um Punk mündeten.
Ärger um Cabana mündete in großem Knall um CM Punk
Im Mai thematisierte Punks damaliger Rivale Hangman Page - inzwischen gut mit Cabana befreundet - das Thema unterschwellig und unabgesprochen bei einem TV-Rededuell mit Punk, indem er diesen als Heuchler und Backstage-Intriganten porträtierte.
Punk war tief erzürnt und rächte sich drei Monate später, als er Page seinerseits ohne Absprache im AEW-TV beleidigte und bloßstellte.
Der gärende Stunk eskalierte schließlich bei der Pressekonferenz bei All Out, in der Punk Page wüst beschimpfte, sich auch Cabana nochmal vornahm und diverse peinliche Details ihres vergangenen Streits ausbreitete.
Punk schoss nebenbei auch gegen die Liga-Vizepräsidenten Omega und die Young Bucks - denen er unterstellte, hinter seinem Rücken die Medien gegen ihn aufgehetzt zu haben (was diverse prominente Wrestling-Journalisten zurückwiesen). Es war der Auslöser für die folgenschwere Prügelei mit den Bucks und Omega - und dafür, dass der in einer Geheim-Untersuchung als Verursacher beschuldigte Punk nun abserviert wird.
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CM Punk zurück zu WWE?
Der zurückkehrende Cabana wurde am Mittwoch als Überraschungsgegner für ROH World Champion Chris Jericho präsentiert. Er verlor, durfte aber viel Paroli bieten - der ganze Auftritt nicht zuletzt durch das Zusammenspiel mit Jericho eine vielsagende Geste.
Jericho soll zuletzt zu denjenigen gehört haben, die sich für Punks Ausbootung ausgesprochen hätten. Angeblich hat Jericho Punk nach All Out auch zur Rede gestellt und als „Kabinen-Krebsgeschwür“ bezeichnet. Der populäre Fan-Account WrestleOps wertete Cabanas Comeback dementsprechend als „größten Stinkefinger, den man CM Punk hätte zeigen können“.
Wie es mit Punk nach seinem anbahnenden AEW-Aus nun weitergeht, gilt als völlig offen: Der seit langem mit Punks Umfeld vertraute Journalist Nick Hausman (Wrestling Inc.) berichtete zuletzt, dass er von mehrere Vertrauten Punks gehört hätte, dass er „nie mehr wrestlen würde“ - Punk sei finanziell abgesichert und würde sich nun wohl wieder anderen Projekten zuwenden.
Fightful wiederum zitiert andere Quellen aus Punks Umfeld, die das Gegenteil glauben: Punk hätte sich wieder den „Wrestling-Virus“ eingefangen. Sollte die Einschätzung stimmen, ist davon auszugehen, dass er ein Comeback bei WWE anstreben wird - das für Branchenbeobachter trotz der ebenfalls schwer belasteten Geschichte längst nicht mehr als ausgeschlossen gilt.