WWE-Konkurrent AEW hat die „riesige Neuverpflichtung“ präsentiert, die Ligaboss Tony Khan in den vergangenen Tagen in Aussicht gestellt hat: Es ist der frühere WWE-Star „Limitless“ Keith Lee!
Debüt-Hype bringt AEW großen Quotenschub
Der ehemalige Champion des Aufbaukaders NXT, im November nach mehreren glücklosen Anläufen im RAW-Kader von WWE gefeuert, hat bei der TV-Show Dynamite sein Debüt absolviert und sich gleich einen prominenten Platz beim nächsten Pay Per View gesichert.
Ein weiteres Überraschungs-Debüt in Form von „Switchblade“ Jay White kam hinzu - über das Khan später erklärte, dass er es kurzfristig eingefädelt hätte, um für eine irreführende Ankündigung zu entschädigen.
Was am WWE Royal Rumble und Ronda Rouseys Comeback enttäuscht hat: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Podigee und überall, wo es Podcasts gibt
Der vorab kreierte Hype um Lees Debüt hat seine Wirkung auf die Fans nicht verfehlt: Dynamite bekam in den USA einen bemerkenswerten Quotenschub, der gerade vor dem Hintergrund der Konkurrenz zu Olympia beeindruckte: In der werberelevanten Zielgruppe stieg das Rating von 0,35 auf 0,41, die Gesamtzuschauerzahl stieg auf den Jahreshöchstwert von 1,129 Millionen.
Dynamite toppte damit im „demo rating“ auch die dieswöchige Ausgabe der WWE-Tradititionsshow Monday Night RAW (0,36 - 1,39 Millionen gesamt), wobei der Vergleich in dieser Woche hinkt: RAW musste wegen Olympia auf den kleineren Sender Syfy ausweichen.
Ex-WWE-Star Keith Lee besiegt Isiah Kassidy
Der 37 Jahre alte Lee, als 155 Kilo schwer angekündigt und auf jeden Fall deutlich gewichtiger als bei seinen letzten WWE-Auftritten, besiegte bei seiner Premiere Isiah Kassidy, Mitglied des von Legende Matt Hardy begleiteten Tag Teams Private Party.
Der Kampf war konzipiert als „Showcase“ für Lee, der herausstrich, welche Art von Auftritten ihn bei NXT und vorher in der Independent-Szene berühmt gemacht hatten: eine besondere Mischung aus Flug- und Power-Aktionen - für die Kassidy wild durch die Gegend geworden wurde.
Lee besiegte Kassidy am Ende mit seinem Finisher Big Bang Catastrophe und zog damit in das „Face of the Revolution Ladder Match“ bei der Großveranstaltung Revolution ein. Im Anschluss fertigte er Kassidy und Partner Marq Quen ab, als die ihn weiter attackieren wollten.
Wissenswertes zum Thema Wrestling:
Kann Lee bei AEW wieder der Alte sein?
Lee war im WWE-Hauptkader Ende 2019/20 groß eingeführt worden, als er im Rahmen der NXT-Invasion und als Teilnehmer am Royal Rumble den Topstars Roman Reigns und Brock Lesnar Paroli bot, seine endgültige Beförderung erwies sich jedoch als Flop.
Lees Versuch, sich den Erwartungen von WWE-Boss Vince McMahon an dessen „Big Men“ anzupassen und sich der „Weniger-ist-mehr-Philosophie“ der Liga anzupassen führten zu einer Verwässerung dessen, was Lee zuvor ausgemacht hatte. Nachdem ihn auch noch eine schwere und lebensgefährliche Corona-Infektion zurückwarf, endete ein letzter, erfolgloser Neustart als „Bearcat“ Keith Lee mit seiner Entlassung. (Keith Lee im SPORT1-Interview über seinen Stilwechsel bei WWE - und einen Ratschlag des Undertaker)
Ob Lee bei AEW wieder an bessere Zeiten anknüpfen kann, wird unter Fans und Experten heiß diskutiert: Skeptiker verweisen auf Lees fortschreitendes Alter und die Folgen seiner von Herzproblemen begleiteten Covid-Infektion, die in Kombination mit seinem anscheinend bewusst wieder größer gewordenen Gewicht Fragezeichen aufwerfen, ob Lee noch der „Limitless Lee“ sein kann, als der er unter eingefleischten Fans populär geworden war.
Sein Auftritt in dem Leitermatch - das auf die Stärken des „alten“ Keith Lee zugeschnitten ist - wird in dieser Hinsicht eine Standortbestimmung.
Jay White schreitet durch die „verbotene Tür“
Neben dem Auftritt von Lee bot AEW ein weiteres Überraschungsdebüt: „Switchblade“ Jay White, ehemaliger World Champion der Japan-Liga NJPW, half in einem Backstage-Segment den Young Bucks und Adam Cole, das ebenfalls bei NJPW populär gewordene Duo Rappongi Vice (Rocky Romero und Trent Beretta) zu attackieren.
White ist bei NJPW Teil des „Bullet Club“, dem einst auch die Bucks und Cole angehört hatten, und ist dort eigentlich ein aufstrebender Main-Event-Star. Er war aber nicht mehr in Japan zu sehen, seit dort die strengen Corona-Einreisebestimmungen gelten, die mit seinem persönlichen Lebensmittelpunkt anscheinend nicht vereinbar sind.
- Folgen Sie den SPORT1-Wrestlingexperten Martin Hoffmann (@Wrestlerzaehler) und Marcus Hinselmann (@heelturnmarcus) auf Twitter
AEW-Boss Khan erklärte später, dass er Whites Auftritt am Sonntag fixiert hätte, nachdem ihm durch Fan-Feedback klar geworden sei, dass er bei der Bewerbung von Lees Debüt einen falschen Eindruck erweckt hätte.
Khan hatte von einem Debütanten gesprochen, der durch eine “Forbidden Door“ schreite, was nach seiner eigenen Definition eigentlich nicht auf Lee zutrifft, der als von WWE gefeuerter Free Agent keiner anderen Liga und damit keiner vermeintlich „verbotenen Tür“ verpflichtet ist.
Die weiteren Highlights:
- Jungstar MJF eröffnete die Show, indem er sich mit einer Sänfte in den Ring tragen ließ und zusammen mit seiner Gruppierung The Pinnacle (Shawn Spears, FTR, Wardlow) seinen schmutzigen Sieg gegen Topstar CM Punk groß feierte - und dabei bewusst dreist über den Beitrag seines Bodyguards Wardlow hinwegging.
Punk hatte schließlich genug und forderte ein Rückmatch - nicht gegen MJF, sondern gegen Wardlow, den er ermutigte, sich endlich gegen seinen Boss MJF zu stellen und damit Panikreaktionen bei MJF auslöste. Punk, flankiert von Legende Sting und dessen jungem Schützling Darby Allin, bekam schließlich folgenden Deal: Er könne sich mit einem Sieg über FTR (ehemals: The Revival) ein Rückmatch gegen ihn verdienen, müsse dazu aber einen anderen Partner als Sting oder Allin finden.
Punk gelang das, er rekrutierte den frisch zurückgekehrten Jon Moxley und besiegten FTR in einem actionreichen Match mit einigen umjubelten Kabinettstückchen. Als Tribut an die verstorbenen Road Warriors (Legion of Doom bei WWE) Animal und Hawk packten Punk und Moxley unter anderem deren Spezialaktion Doomsday Device aus.
- Das zuletzt spannungsreich gewordene Binnenklima in Chris Jerichos Gruppierung Inner Circle entlud sich in einem „Meeting“ im Ring, das eigentlich für Klärung sorgen sollte: Santana und Ortiz warfen dabei die Frage auf, ob ihr alter Kumpan Eddie Kingston recht hätte mit seiner Ansicht, dass ihre Verbindung mit Jericho ihnen inzwischen mehr schade als nutze. Jericho und Jake Hager einigte sich am Ende schließlich mit dem Duo, die Differenzen kommende Woche im Ring zu klären - während der zwischen den Stühlen stehende Sammy Guevara erklärte, dass seine Kollegen ihren Ärger in den Griff kriegen sollten, sonst werde er den Circle verlassen.
- Im Hauptkampf der Show verteidigte World Champion Hangman Page seinen Titel in einem blutig-spektakulären Texas Death Match gegen den Riesen Lance Archer. Fans brutaler Old-School-Schlachten bekamen diverse nostalgische Momente, etwa als Archer wie einst Abdullah The Butcher mit einer Gabel auf Page einstach (und anschließend dessen Blut ableckte), auch Archers legendärer Manager Jake „The Snake“ Roberts schaltete sich unter dem Jubel der Fans mit einem Short Arm Clothesline ein. (Die reale Horror-Story des Jake Roberts: Missbrauch und ein Mord prägten sein Leben)
Am Ende bekam Page Archer mit einer spektakulären Variation seines Buckshot Lariat klein, in der er den Ringrichter als Abschussrampe nutzte, um sich und Archer vom Ringrand durch einen Tisch zu befördern. Nach Pages Sieg setzte AEW dessen nächste Herausforderung in Szene: Mit eisiger Miene rückte der neue Top-Herausforderer Adam Cole an und gab Page den Gürtel, den er bald selbst haben möchte.
Die Ergebnisse von AEW Dynamite am 9. Februar 2022:
Wardlow besiegt The Blade
Face of the Revolution Qualifying Match: Keith Lee besiegt Isiah Kassidy
CM Punk & Jon Moxley besiegen FTR
TBS Women‘s Title Match: Jade Cargill (c) besiegt AQA
Serena Deeb besiegt Katie Arquette
AEW World Title Texas Death Match: Hangman Page (c) besiegt Lance Archer