Sie hat Wrestling-Geschichte geschrieben als allererste schwarze Frau, die im Showkampfgewerbe jemals einen bedeutsamen World Title hielt - umso trauriger und vielsagender ist, was nun bekannt geworden ist.
Legende 2022 unbemerkt verstorben
Sandy Parker ist tot, und das bereits seit mehr als zwei Jahren - doch weder die Showkampf-Szene noch die größere Öffentlichkeit hatte davon Notiz genommen. Wie sehr die Erinnerung an Parker verblasst ist, spricht Bände darüber, dass die historische Errungenschaft zu einem Zeitpunkt kam, an dem ihr kein hoher Stellenwert zugeschrieben wurde - was sich auch im Nachhinein nur bedingt gebessert hat.
Sandy Parker schrieb in Japan Wrestling-Geschichte
Die 1,56 Meter kleine Parker wurde laut dem Portal Slam Wrestling, das ihren Tod nun öffentlich gemacht hat, am 1. November 1944 in Kanada geboren. Vor 51 Jahren, am 13. Mai 1973, errang sie den größten Erfolg ihrer Karriere, als sie in Japan den WWWA World Title der Liga AJW von Miyoko Hoshino errang.
In der Wrestling-Hochburg Japan hatten Frauenkämpfe weit früher als in den USA und anderswo größere Relevanz und Akzeptanz. Die Liga übernahm in den Siebzigern den WWWA Title, den einst die US-Pionierin Mildred Burke etablierte - in Japan hoch anerkannt als weibliches Pendant zum großen Lou Thesz, unter dem Dach des Ligenverbunds NWA viele Jahre lang World Champion und Aushängeschild der männlichen Showkämpfer.
Noch größer wurde der Ruhm von AJW und dem WWWA Title in den späten Siebzigern und Achtzigern, als ihn japanische Legenden wie Jackie Sato, Jaguar Yokota und die in diesem Jahr in die Hall of Fame eingezogene Bull Nakano hielten - ihrerseits Vorbilder der heutigen japanischen WWE-Stars Asuka, Kairi Sane und Iyo Sky.
Teil einer rauen, sexistischen Ära
Vom Ruhm der heutigen weiblichen WWE-Stars konnte Parker nur träumen, sie wuchs hinein in eine raue, von selbstverständlichem Sexismus geprägte Wildwest-Ära des Frauenwrestlings.
Parker war zu Beginn ihrer Karriere Teil des Tour-Zirkels um den langjährigen WWE-Damenchampion The Fabulous Moolah, damals eine Art Matriarchin der Szene, die heute in zwiespältiger Erinnerung ist: Zu ihrem Machtsystem sollen üble Methoden gehört haben - unter anderem auch Prostitution mit ihr verbundener Wrestlerinnen, um Buchungen bei männlichen Promotern zu bekommen. Auch Parker erhob den Vorwurf.
Parkers Verhältnis zu der 2007 verstorbenen WWE Hall of Famerin Moolah war generell angespannt, Berichten zufolge gab es auch Konflikte darum, dass Parker ihren lesbischen Lebensstil - in der damaligen Subkultur überdurchschnittlich verbreitet - offener auslebte als von Moolah gewünscht.
Aus dem Rampenlicht verschwunden
Parker hatte ihre Karriere 1977 beendet und lebte zuletzt in Las Vegas, wo sich ihre Spur in den vergangenen Jahren verlor.
Wie Slam berichtet, hatte zuletzt Anfang 2022 der Autor und regionale Wrestling-Experte Jamie Greer mit Parker Kontakt. Er hätte damals in Parkers Haushalt eine Pflegekraft erreicht, die Parker nach anfänglicher Weigerung ans Telefon gelassen hätte. Sie hätte in einem rund 15-minütigen Gespräch begeistert und angeregt aus ihrem Leben erzählt. Weitere Kontaktversuche seien unbeantwortet geblieben, nach einigen Wochen wäre das Telefon abgestellt gewesen.
Über Parkers Tod war nur noch in Erfahrung zu bringen, dass sie um den 21. Juni 2022 herum in ein Krankenhaus eingeliefert und dort starb. Auch der genaue Todestag ist unbekannt.