Das größte Show-Wochenende von WWE hat Fans mit gemischten Gefühlen hinterlassen - nun grätscht Konkurrent AEW mit einem eigenen Megashow-Hammer dazwischen.
AEW kontert WWE mit Megashow-Hammer
Bei der aktuellen Ausgabe der TV-Show Dynamite in Long Island, New York hat Ligaboss Tony Khan angekündigt, in diesem Sommer die bislang mit Abstand größte Show in der jungen Ligageschichte auf die Beine zu stellen. Und die Veranstaltung in WrestleMania-Dimension steigt in Europa! (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema AEW)
Zusammen mit dem frisch verpflichteten Ex-Wrestler und früheren WWE-Kommentator Nigel McGuinness aus Großbritannien und Wrestler Adam Cole teilte Khan mit: Am 27. August findet der unter dem AEW-Banner (halb-)neue Pay Per View All In 2023 in London statt - und zwar vor potenziell über 80.000 Fans im ehrwürdigen Londoner Wembley-Stadion.
Es war die zweite große Nachricht, die bei AEW Dynamite enthüllt wurde - neben der Verpflichtung der auch von WWE umworbenen Verheißung „Switchblade“ Jay White.
AEW All In im Wembley-Stadion von London
Khan hatte bereits vorab eine „wichtige“, für die Liga wegweisende Ankündigung in Aussicht gestellt. Damit, dass es eine Europashow sein würde, hatten nicht wenige gerechnet - aber sie ist größer als angenommen.
Als naheliegender Ort für das Europa-Debüt galt lange das weit kleinere Londoner Craven Cottage, Heimarena des FC Fulham, der Khans milliardenschwerem Vater Shahid gehört (wie auch die Jacksonville Jaguars aus der NFL).
Stattdessen sieht die Khan-Familie die Nachfrage nach der ersten, durch die Corona-Pandemie lang hinausgezögerte Europashow der Liga mittlerweile groß genug, um sie gigantisch aufzuziehen - und auch mit einem symbolischen Hieb gegen den Marktführer.
Das Wembley-Stadion ist eng mit der WWE-Geschichte verbunden: Vor 31 Jahren stieg dort der legendäre SummerSlam 1992 mit dem berühmten Hauptkampf zwischen Bret Hart und der früh verstorbenen England-Legende „The British Bulldog“ Davey Boy Smith.
Mit dem Wembley-Debüt - der Vorverkauf beginnt am 5. Mai - toppt AEW nun auch die nächste WWE-Großveranstaltung in London, Money in the Bank 2023 in der 20.000 Fans fassenden O2 Arena. Sollte AEW die Kapazität annähernd nutzen können, wird All In auch größer als WWE Clash at the Castle in Cardiff im Vorjahr (nach WWE-Angaben knapp über 62.000 Fans).
Das Projekt Wembley ist aus AEW-Sicht auch kein so großes Wagnis, wie es auf den ersten Blick aussehen mag: In England ist AEW Dynamite ein riesiger Quotenerfolg und wird dort auch mehr gesehen als die Shows von WWE, die dort nicht im Free-TV laufen. Viel internationales Publikum wird bei einer so groß aufgezogenen Europa-Premiere hinzukommen.
Adam Cole als neues Aushängeschild
Der Showname knüpft an das erste All In 2018 in Chicago an, die von den AEW-Gründern Cody Rhodes, Kenny Omega und The Young Bucks (Nick und Matt Jackson) noch allein veranstaltet wurde und den Grundstein für AEW legte - mit dabei war seinerzeit auch Rey Mysterio, damals noch nicht wieder unter WWE-Vertrag.
Es ist nun aber das erste Mal, dass AEW den Namen aufgreift und die Show damit in eine Reihe mit dem Gründungsmythos stellt. Khan würdigte bei der Gelegenheit auch Omega, die Bucks und den mittlerweile wieder bei WWE aktiven Rhodes (im WrestleMania-Hauptkampf überraschend unterlegen gegen Roman Reigns).
Zugleich hatte auch der Auftritt des frisch aus einer langen und beängstigenden Verletzungspause zurückgekehrten Cole Signalwirkung: Khan erklärte, dass Cole „aus demselben Holz geschnitzt“ sei wie das Gründer-Quartett - eine Botschaft, wie hoch der 2021 von WWE zu AEW gewechselte Cole mittlerweile in der Hierarchie steht.
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AEW stellt weitere Coups in Aussicht
Generell herrscht nach dem vom Eklat-Abgang CM Punks überschatteten Krisenherbst 2022 aktuell wieder spürbar gute Laune in der AEW-Führung.
Boss Khan präsentierte sich am Freitag in Los Angeles bei einer Pressekonferenz - bei der auch SPORT1 vor Ort war - in Hochstimmung und deutete an, dass in seiner Liga demnächst noch viele weitere „interessante“ Dinge passieren würden.
Khan wird damit unter anderem darauf angespielt haben, dass die wegweisende Verlängerung des auslaufenden TV-Vertrags mit Warner Brothers Discovery mittlerweile als sicher gilt, Berichten zufolge ist auch eine dritte wöchentliche Show in Planung, anscheinend für den Samstag anvisiert.
Goldberg? Banks und Naomi? McInytre? CM Punk?
Auch weitere Personal-Coups scheinen ins Haus zu stehen: Khan sprach am Freitag zum wiederholten Mal auffällig offen über sein Interesse an der nicht mehr bei WWE unter Vertrag stehenden Legende Bill Goldberg, undementiert ließ Khan zuletzt auch die wieder heißer gewordenen Spekulationen um die bei WWE abtrünnigen Ex-Damenchampions Mercedes Moné und Trinity Fatu (Sasha Banks und Naomi).
Auch die um WrestleMania enthüllte Meldung, dass Drew McIntyres WWE-Vertrag in diesem Jahr ausläuft und aktuell noch keine Verlängerung in Sicht ist, wird Khan aufmerksam registriert haben. Im Rennen um Kenny Omega, dessen AEW-Vertrag in diesem Jahr ausläuft, dürften sich die Gewichte durch die veränderte Führungslage bei WWE auch zu Gunsten von AEW verschoben haben.
Selbst eine Versöhnung mit CM Punk erscheint mittlerweile wieder möglich: Der Wrestling Observer vermeldete vergangene Woche, dass Khan Punk zurück wolle und entsprechende Schritte eingeleitet hätte - unter anderem eine Verlegung des Herbst-Events All Out in das United Center in Punks Heimat Chicago, wo 2021 sein Debüt stattfand.
Nachdem Punk mit einem brisanten und vorwurfsvollen Instagram-Post zuletzt aber neue Irritationen ausgelöst hat, ist derzeit wieder unklar, wo die Dinge stehen.
Seitenhieb auf McMahon-Beben bei WWE
Khans Stimmungshoch dürfte nicht kleiner geworden sein durch die neuerliche Machtübernahme von Vince McMahon bei WWE: Mit dem auch bei WWE-Fans umstrittenen Mogul als Gegenspieler war das Leben für AEW leichter als mit „Triple H“ Paul Levesque, der in den vergangenen Monaten viele vorher enttäuschte Anhänger zu WWE zurückgeholt hatte.
Einen Seitenhieb auf das McMahon-Beben und das chaotische und vielkritisierte „RAW after Mania“ ließ sich AEW bei Dynamite auch nicht nehmen. Ex-WWE-Star Bryan Danielson (Daniel Bryan) platzierte in einer Promo-Ansprache seines Blackpool Combat Club eine offensichtlich auf RAW gemünzte Ansage.
Im Zuge einer Attacke auf Combat-Club-Rivale Hangman Page erklärte Danielson (im realen Leben ironischerweise erklärtermaßen ein großer Bewunderer McMahons) sich und seine Kollegen (Jon Moxley, Claudio Castagnoli, Wheeler Yuta) zu den „einzigen echten professionellen Wrestlern hier bei AEW“ - und ergänzte den Zusatz: „Nach dem, was ich diese Woche gesehen habe, sind wir auch die einzigen professionellen Wrestler in Amerika!“