In seiner Funktion als Experte beim ZDF hat Severin Freund schon klare Worte zum Manipulations-Skandal der norwegischen Skispringer gefunden - nun hat sich der frühere Weltmeister auch in Norwegen Gehör verschafft.
Freund-Klartext im norwegischen TV
In einem Interview mit dem Sender NRK am Rande des Weltcups in Vikersund hat der 36-Jährige seine Forderungen nach einem radikalen Systemwandel bei der Betrugsbekämpfung bekräftigt - und seine Vorstellungen konkretisiert.

Freund: „Es gibt ein Problem mit dem System“
„Es gibt ein Problem mit dem System. Als ehemaliger Skispringer und heutiger Fan war es schon schockierend, wie weit die Norweger gegangen sind. Das ist etwas, das ich nicht verstehen kann und das ich nicht erwartet habe“, sagte Freund.
Der Gesamtweltcupsieger von 2015 konstatierte, dass etwas „mit dem System nicht stimmt“, wenn ein derartiger Betrug wie bei der WM in Trondheim überhaupt versucht wird: „Sie haben offensichtlich nicht daran gedacht, dass es große Konsequenzen gibt.“ Dies sei ein Zeichen, dass sich etwas ändern müsse und die Bestrafung durch den Weltverband FIS größere Abschreckungswirkung brauche: „Es bedarf klarerer Regelungen in Bezug auf Sanktionen und was Disqualifikationen für die Zukunft bedeuten.“
Das aktuelle Reglement habe „eine Kultur geschaffen, in der man sich gedacht hat: Wir haben die Weltmeisterschaft auf heimischem Boden und wir wollen das Risiko eingehen.“ Hart genug seien die Strafen also offensichtlich nicht: „Am Ende des Tages muss man ein Umfeld schaffen, in dem die Springer und die Teams sagen: Okay, wir haben da vielleicht eine Idee, aber wir wollen das Risiko nicht eingehen, weil zu viel auf dem Spiel steht.“
Norwegische Stars suspendiert
Ein Video-Leak, bei dem zu sehen war, wie das norwegische Team bei der WM die Anzüge der beiden Topstars Marius Lindvik und Johann Andre Forfang illegal manipulierte, hatte den Skandal bei der WM in Trondheim ins Rollen gebracht.
Nachdem Lindvik und Forfang bereits am Mittwoch wegen nachgewiesener betrügerischer Manipulation an ihren Anzügen suspendiert worden waren, zog die FIS nach weiteren Untersuchungen einen Tag später auch den früheren Skiflug-Weltrekordler Robert Johansson, den Weltcup-Siebten Kristoffer Eriksen Sundal und Robin Pedersen aus dem Verkehr.
Zur Schadensbegrenzung erließ die FIS neue Regeln: Bis Ende März darf jeder Springer über nur noch einen Anzug verfügen, dieser wird bis 30 Minuten vor dem ersten und 30 Minuten nach dem letzten Sprung vom Weltverband verwahrt.