Die meisten denken beim Springen von Bischofshofen im Jahr 2015 an den schlimmen Sturz von Olympiasieger Simon Ammann. Dabei wird oft vergessen, dass es tags zuvor in der Qualifikation einen noch heftigeren Unfall gab.
Ein Sprung veränderte alles
Und während Ammann mit einer schweren Gehirnerschütterung vergleichsweise glimpflich davon kam und noch immer seinem Sport nachgehen kann, ist der Amerikaner Nick Fairall seit damals auf den Rollstuhl angewiesen.
Emotionales Statement
Am Sonntag, auf den Tag zehn Jahre nach seinem Sturz, hat sich Fairall angesichts der Qualifikation für das letzte Tournee-Springen in Bischofshofen mit einem emotionalen Post zu Wort gemeldet.
„Vor 10 Jahren und vor ein paar Millionen Menschen hat sich mein Leben für immer verändert”, schrieb der heute 35-Jährige auf Instagram zu Bildern, die seinen heftigen Sturz zeigen.
„Mit all den Lektionen, die ich gelernt habe, den Menschen, die ich getroffen habe, und den Erfahrungen, die ich gemacht habe, würde ich diesen Sprung auf jeden Fall noch einmal wagen“, schrieb der US-Amerikaner weiter: „Ich danke euch allen, dass ihr mein Leben lebenswert gemacht habt!“
Schwerer Sturz mit schlimmen Folgen
Die dramatischen Szenen an der Schanze sorgten damals für kollektives Entsetzen: Fairall erwischte den Absprung gut, segelte weit, verlor aber nach der Landung die Balance und knallte kopfüber auf den eisigen Hang.
Sanitäter brachten ihn nach bangen Minuten auf einer Trage in ein Zelt. Fairall wurde noch am selben Tag operiert.
Er hatte sich zwei Rippen gebrochen, die Niere geprellt, die rechte Lunge punktiert, leichte innere Blutungen sowie einen Bruch des ersten Lendenwirbels erlitten, der eine Lähmung in seinen Beinen auslöste.
„Ich werde das alles niemals zurückzahlen können“
Zahlreiche Kollegen hatten Fairall in dieser Zeit finanziell unterstützt, um die Kosten der Reha aufbringen zu können.Unter anderem spendete das deutsche Team das komplette Preisgeld von 30.000 Euro nach dem Sieg im Mannschaftsspringen. „Ich werde das alles niemals zurückzahlen können“, sagte Fairall dazu, „alles, was ich tun kann, ist weiterkämpfen.“
Entsprechend ließ er sich von seinem Schicksal nie unterkriegen. Vom ersten Tag an demonstrierte er Kampfgeist. Direkt nach der Operation an der Wirbelsäule ließ er sich mit erhobenem Daumen im Krankenhaus fotografieren.
Und auch danach dachte er weiter positiv: „Ich kann mich hinsetzen und mich selbst bemitleiden oder ich kann aufstehen und nach den Dingen suche, die mir Spaß mache“, beschrieb er seine Einstellung.
Und so fuhr er trotz seiner Lähmung Wasserski und Monoski auf Schnee, traf sich mit Freunden und Teamkollegen.
Fairall entwickelte ein Motto für sich, das seit jenem schicksalshaften Tag in Bischofshofen sein Leben prägt: „Du kannst immer noch alles tun, was du willst, du musst es nur ein bisschen anders machen.“