Pius Paschke grinste schelmisch, doch ansonsten blieb Deutschlands Skisprung-Oldie ganz cool. Seinen überraschenden zweiten Weltcupsieg beim windumtosten Saisonauftakt in Lillehammer nahm der formidable Spätstarter so gelassen zur Kenntnis, als hätte er schon sämtliche Titel als Dutzendware gewonnen.
Deutsche „Rakete“ trotzt Turbulenzen
„Ich lerne halt jedes Jahr dazu. Dass es aber jetzt schon aufgeht, ist megageil“, sagte der 34-Jährige nach dem Paschke-Hammer in Lillehammer in der ARD. Das musste als Gefühlsausbruch reichen.
Aufholjagd im zweiten Durchgang
Der erste Weltcup-Sieg des beharrlichen Bayern aus Kiefersfelden im Dezember 2023 in Engelberg war eine mittlere Sensation, der zweite des ältesten DSV-Adlers am Samstag auf der Olympiaschanze von 1994 zumindest eine faustdicke Überraschung - die sich aber schon in den ersten Sprüngen des Wochenendes und beim deutschen Mixed-Sieg am Freitag angedeutet hatte.
Dass es nach Platz sechs im ersten Durchgang noch zum Sieg vor den Österreichern Daniel Tschofenig und Maximilian Ortner reichte, ließ dann aber auch Bundestrainer Stefan Horngacher Bauklötze staunen. „Der Pius war herausragend, das ist heute ein ganz schwieriges Springen gewesen“, sagte der Coach.
Paschke hatte nach dem ersten Durchgang mit 131,5 m doch ein Stückchen hinter der Spitze gelegen, kam dann aber mit dem teils gewaltigen Rückenwind im Finale am besten zurecht und zeigte einem „raketenverdächtigen“ Traumflug auf 138,5 m, wie es Horngacher beschrieb. Mit 317,1 Punkten lag er deutlich vor Tschofenig (309,2) und Ortner (307,1). Österreichs Topstar Stefan Kraft, der zur Halbzeit geführt hatte, fiel auf Platz vier zurück.
Durchwachsener Start für das restliche deutsche Team
Die weiteren Deutschen erlebten einen durchwachsenen Auftakt. Topspringer Andreas Wellinger (Ruhpolding) kämpfte sich nach verpatztem ersten Durchgang mit 136,0 m im Finale noch von Platz 29 auf zwölf vor und wendete damit einen Fehlstart ab.
Karl Geiger (Oberstdorf) hatte im zweiten Durchgang Pech mit dem am Ende gewaltigen Rückenwind und musste sich mit Rang 17 begnügen. Bei seinem ersten Weltcupspringen seit März 2023 kam Markus Eisenbichler auf Platz 24, der Weg zu alter Stärke ist für den Ex-Weltmeister noch weit.
Philipp Raimund (Oberstdorf) wurde 22., Stephan Leyhe (Willingen) belegte Rang 27. Youngster Adrian Tittel kam bei seinem Weltcup-Debüt auf Platz 28 und sammelte seine ersten Punkte. Der 20-Jährige aus Aue darf dank seines dritten Platzes bei der Junioren-WM bei den „Großen“ ran.
Deutschlands Frauen mit Topergebnissen
Für die ersten deutschen Topergebnisse hatten am Samstag die Frauen gesorgt: Katharina Schmid (Oberstdorf) als Zweite und Selina Freitag (Aue) als Dritte feierten beim Debüt des neuen Bundestrainers Heinz Kuttin ein Doppel-Podest hinter der überragenden Slowenin Nika Prevc.
Schmid zeigte dabei, dass sie nach der durchwachsenen Vorsaison - damals sprang sie erstmals Mitte Januar auf das Podest - wieder zur allerengsten Weltspitze gehört. „Das Gesamte hat schon sehr gut gepasst. So kann es gerne weitergehen“, sagte die siebenmalige Weltmeisterin Schmid.
Maß der Dinge ist allerdings die 19 Jahre alte Prevc, die bei ihrem überlegenen achten Karriere-Sieg nach Sprüngen auf 138,5 und 138,0 m (269,9 Punkte) umgerechnet rund zwölf Meter vor Schmid (247,6/123,0+129,5) lag. Freitag (244,4/135,5+129,5) verlor das deutsche Duell nur knapp.