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Vierschanzentournee: Keine faire Chance beim Finale? Wellinger ärgert sich

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Vierschanzentournee: Keine faire Chance beim Finale? Wellinger ärgert sich

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Wellinger-Frust: Keine faire Chance?

Deutschland muss weiter auf den nächsten Tournee-Sieger nach Sven Hannawald warten. Andreas Wellinger ärgert sich über die Bedingungen bei seinem ersten Sprung. Ryoyu Kobayashi schafft etwas, was noch keinem in diesem Jahrtausend gelungen war.
Andreas Wellinger verpasste den Tournee-Sieg als Zweiter knapp
Andreas Wellinger verpasste den Tournee-Sieg als Zweiter knapp
© IMAGO/GEPA pictures
Deutschland muss weiter auf den nächsten Tournee-Sieger nach Sven Hannawald warten. Andreas Wellinger ärgert sich über die Bedingungen bei seinem ersten Sprung. Ryoyu Kobayashi schafft etwas, was noch keinem in diesem Jahrtausend gelungen war.

Andreas Wellinger atmete tief durch, verbeugte sich im wilden Flockenwirbel lächelnd vor seinem Bezwinger Ryoyu Kobayashi und ließ sich von den Teamkollegen für eine großartige Vierschanzentournee feiern.

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Im Showdown von Bischofshofen ist der Traum der deutschen Skispringer vom Gesamtsieg wieder einmal geplatzt, nach seinem zweiten Platz durfte sich aber auch der „wiederauferstandene“ Wellinger als Champion fühlen.

„Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits bin ich extrem stolz darauf, was ich die letzten zehn Tage abgeliefert habe. Andererseits haben wir es wieder nicht geschafft“, sagte Wellinger bei der ARD nach einer emotionalen Achterbahnfahrt vom rauschenden Auftaktsieg in Oberstdorf bis zum finalen Showdown in Bischofshofen.

Vierschanzentournee: Kraft siegt in Bischofshofen

Der 28 Jahre alte Olympiasieger landete im Schneetreiben vor 14.300 Zuschauern nach guten Sprüngen auf 132,0 und 137,0 m (267,9 Punkte) schließlich auf dem fünften Tagesrang.

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Kobayashi (287,6/137,0+139,0) zeigte aber nicht den Hauch einer Schwäche, wurde hinter dem Österreicher Stefan Kraft (288,9) Zweiter und lag im Tourneeranking letztlich 24,5 Punkte (rund 14 Meter) vor Wellinger - vor Bischofshofen waren es nur 4,8 Punkte gewesen.

Kraft landete acht Punkte hinter Wellinger auf Gesamtrang drei. „Wir waren cool unterwegs und müssen akzeptieren, dass da eben einer besser gewesen ist“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Zu langsam in der Spur: Deshalb ärgert sich Wellinger

Wellinger ärgerte sich dennoch: „Warum das heute so bitter ist? Weil ich im Vergleich zu gestern einen Schritt nach vorne gemacht habe. Es ist keine Ausrede, aber ich bin im 1. Durchgang viel langsamer gefahren als normal. Normalerweise fahre ich Topspeed mit ein paar Zehntel voraus, jetzt war ich drei Zehntel dahinter.“

Die Ursache für diesen Geschwindigkeitsverlust hatte Wellinger auch ausgemacht: „Ich bin leider in einer Phase gesprungen, als der Schneefall zugekommen hatte. Es war vom Fahrgefühl nicht gut. Ich habe ihn ein bisschen angerollt und dann fehlte einfach die Energie.“

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Skisprung-Ikone Jens Weißflog sah es bei t-online ähnlich: „Ich sehe den ersten Durchgang schon als Knackpunkt. Vor allen Dingen, weil Wellinger dort in einer Gruppe war, wo es nach meinem Eindruck noch relativ viel geschneit hat. Hinten raus schien der Schneefall geringer zu werden und es waren größere Weiten drin.“

Doch Weißflog betone auch: „Schlussendlich hat er es selbst in der Hand gehabt und es hat halt nicht gereicht. Man muss schon auch die eigenen Voraussetzungen für einen Sieg schaffen.“

Auch Wellinger wollte zu keiner Sekunde den Sieg von Kobayashi in Zweifel stellen: „Ryoyu ist unglaublich gut gesprungen, das hätte ich wahrscheinlich so oder so nicht gebogen. Es ärgert mich nur ein bisschen, weil es mich gehindert hat, so richtig in den Tag reinzustarten.“

Kobayashi entsetzt erst Hannawald - und schreibt dann Geschichte

Kobayashi war in der Gesamtschau aller vier Schanzen einfach eine Klasse für sich - und das, obwohl er sich als erster Springer seit Janne Ahonen 1998/99 den Tournee-Triumph ohne Tagessieg sicherte: In allen Springen wurde „Roy“ Zweiter.

„Ich bin sehr glücklich, habe alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe“, sagte der 27-Jährige: „Jetzt gönne ich mit einen Wodka Red Bull.“

Dabei wurde es im ersten Durchgang noch hektisch: Kobayashi hatte allen Ernstes seine Ski in der Kabine vergessen und musste zurückeilen - kein Problem, lächelnd joggte er durch das Springerlager, von Druck keine Spur. „Das ist mir schon einmal passiert. Das war klar mein Fehler“, gab er später zu.

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Skisprung-Ikone Sven Hannawald konnte bei der ARD dagegen kaum glauben, dass so etwas einem Springer passieren kann: „Ich vergesse alles - aber nicht die Skier. So etwas habe ich noch nie gehört.“

Kobayashi fuhr eiskalt seinen dritten Gesamtsieg nach 2018/19 und 2021/22 ein, rückte damit in einen elitären Klub vor: Er ist erst der sechste Springer, der die Tournee mindestens dreimal gewonnen hat. Selbst die Rekordmarke des Finnen Janne Ahonen von fünf Siegen scheint für den Japaner erreichbar.

Versöhnlicher Tournee-Abschluss für DSV-Adler Paschke

Pius Paschke kam zum Abschluss auf Rang acht und erreichte ebenso einen versöhnlichen Abschluss einer insgesamt enttäuschenden Tournee.

Solide verabschiedeten sich die Oberstdorfer Philipp Raimund als 14. und Karl Geiger als 15. - Wellinger war allerdings einziger Deutscher unter den Top 10 der Endabrechnung.

Wellinger selbst wurde zum zweiten Mal Tournee-Vize. Schon 2017/18 war er Zweiter gewesen, wenig später erlebte er mit dem Einzel-Olympiasieg von Pyeongchang den Höhepunkt, im folgenden Jahr mit dem Kreuzbandriss den Tiefpunkt seiner Karriere.

Es folgte eine schwere Phase, in der Wellinger zeitweise im drittklassigen FIS-Cup antrat. Erst im Winter 2022/23 befreite er sich nachhaltig aus dem Dauertief und nutzt seitdem sein nachgewiesenes Riesentalent aus.

Deutschland wartet weiter auf einen Hannawald-Nachfolger

Dennoch geht das Warten auf einen deutschen Tourneesieg ins 23. Jahr.

Keine andere Top-Nation durchlebt eine solche Flaute, seit Hannawalds Triumph ging der Gesamtsieg siebenmal an Österreich (zuletzt 2015), viermal an Polen (2021) und Finnland (2008), dreimal an Japan (2024), zweimal an Norwegen (2023) sowie je einmal an Slowenien (2016) und sogar Tschechien (2006).

„Die Hoffnung lebt, dass ich endlich einen Nachfolger bekommen“, sagte Hannawald. In diesem Jahr wird „Hanni“ 50 - auch das zeigt, wie lange die deutsche Durststrecke bereits dauert.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)