Wenige Wochen vor dem Start der neuen Skisprung-Saison hat Sven Hannawald auf seine aktive Zeit zurückgeblickt. (SERVICE: Weltcup-Kalender)
Skisprung-Legende mit Schock-Beichte
Im Interview mit der Apotheken-Umschau sprach er über seinen Burnout, weswegen er 2005 seine Karriere offiziell beendet hat.
Dabei klagte er bereits viel früher über Symptome. „Das war ein schleichender Prozess und fing schon vor meiner Supersaison Ende 2001 an. Ich fühlte mich dauernd müde. Meinem Körper habe ich Pausen gegönnt, aber in meinem Kopf ging es 24 Stunden am Tag, an sieben Tage der Woche ums Skispringen. Auf der Heimfahrt von einem Wettkampf habe ich schon an den nächsten gedacht“, schilderte er.
Er ahnte bereits, dass es ihm nicht gut geht. Er entschied sich dennoch weiterzumachen. „Ich hatte keine Zeit, mich besser um mich zu kümmern. Ich hatte Erfolg. Ich hatte Blut geleckt. Ich wollte nicht um hintere Plätze springen. Ich wollte ganz vorne dabei sein. Halbe Sachen sind nicht mein Ding. Auch da bin ich rigoros“, erklärte der Vierschanzentournee-Sieger von 2002. (NEWS: Alles zum Skispringen)
Hannawald „erlöst“ nach Burnout-Diagnose
Der Erfolg half dem 47-Jährigen jedoch nicht, um wieder gesund zu werden. Es wurde viel mehr schlimmer beim damaligen Vorzeigespringer. „Schon 2003 war ich ständig schlapp. Meine Symptome ähnelten denen von Pfeifferschem Drüsenfieber. Aber das hatte ich nicht. Ich rannte von einem Arzt zum nächsten. Keiner konnte etwas finden. Es hieß immer nur: ‚Wow, Spitzensportler! Sie haben Top-Werte.‘“, erinnerte er sich.
Nach einem Urlaub 2004, bei dem sich Hannawald wie „gehetztes Tier“ fühlte, entschied er sich einen Arzt für Psychosomatik aufzusuchen. Dieser stellte nach einem halbstündigen Gespräch die Diagnose: Burnout!
„Für mich war das eine totale Erlösung. Endlich wusste ich, was mit mir los war, und konnte etwas dagegen tun. Mein Plan: Schnell in eine Klinik gehen, mir erklären lassen, was ich falsch mache, mir ein paar Tipps abholen, was ich besser machen kann – und dann schnell wieder fit werden, um für die anstehende Saison trainieren zu können“, sagte er.
Diesen Plan konnte der Team-Olympiasieger von 2002 aber nicht wie gewünscht umsetzen. „Ich konnte in der Klinik gut abschalten. Doch sobald ich nur an Skispringen gedacht habe, wurde mein Körper unruhig. Ich konnte nicht schlafen, war schweißgebadet. Am Anfang haben mir Medikamente geholfen. Durch die Tabletten kam ich abends zur Ruhe“, beschrieb er seine Zeit in der Klinik.
So verlief das Karriereende von Hannawald
Doch auch nach seiner Therapie ging es nicht aufwärts für den Sportler. Selbst ein Besuch bei den Eltern bereitete ihm nicht die erhoffte Freude, denn “die Unruhe, das flaue Gefühl, das Zittern waren sofort wieder da“. Selbst Laufen war für den Leistungssportler zunächst unmöglich.
Wenige Monate später wusste er dann, dass seine Karriere zu Ende ist. “Eines Tages auf dem Weg in die Halle war es aber dann wieder da – dieses Gefühl von extremer Unruhe und Stress, das ich schon längst überwunden glaubte. Da wusste ich es“, erläuterte Hannawald den „schwersten Tag meines Lebens“.
Mittlerweile hat der heutige TV-Experte seinen Frieden gefunden. So mache ihm seine Arbeit bei der ARD „total Spaß“.