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Skispringen: Sven Hannawald - Profil, Karriere, Titel, Steckbrief

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Skispringen: Sven Hannawald - Profil, Karriere, Titel, Steckbrief

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Hannawald - Vier Schanzen zum Glück

Mit dem Triumph bei der Vierschanzentournee 2002 wird Sven Hannawald zur Legende. Aber auch Magersuchtgerüchte und Burnout gehören zu seiner Karriere.
SKISPRINGEN: VIER SCHANZEN TOURNEE 01/02 in Obertsdorf 2002 feiert Sven Hannawald den größten Erfolg seiner Karriere - als erster Springer überhaupt gewinnt er alle Springen der Vierschanzentournee
SKISPRINGEN: VIER SCHANZEN TOURNEE 01/02 in Obertsdorf 2002 feiert Sven Hannawald den größten Erfolg seiner Karriere - als erster Springer überhaupt gewinnt er alle Springen der Vierschanzentournee
© Getty Images
Manuel Habermeier
Mit dem Triumph bei der Vierschanzentournee 2002 wird Sven Hannawald zur Legende. Aber auch Magersuchtgerüchte und Burnout gehören zu seiner Karriere.

Sven Hannawald

Geburtstag: 9.11.1974
Geburtsort: Erlabrunn (ehem. DDR)
Sportart: Skispringen
Größte Erfolge: Weltmeister im Team (Ramsau/1999, Lahti/2001), Skiflug-Weltmeister (Vikersund/2000, Harrachov/2002), Olympiasieger im Team (Salt Lake City/2002), Vierschanzentournee 2002
Karriereende: 3.8.2005

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Es ist der 6. Januar 2002. In Bischofshofen findet das letzte Springen der Vierschanzentournee statt. Der Sieg bei der Prestigeveranstaltung ist Sven Hannawald kaum noch zu nehmen. Zu groß sind die mehr als 40 Punkte Vorsprung, die der Deutsche nach drei Springen in der Gesamtwertung hat. Eigentlich gibt es keinen Anlass mehr für große Spannung vor Hannawalds letztem Sprung.

Aber die Zuschauer sind in Strömen gekommen. Nicht nur wegen dem Event an sich, das schon seine ganz eigene Faszination ausübt. Nein, sie wollen sehen, ob Sven Hannawald das schafft, an dem schon so viele Topspringer vor ihm gescheitert sind. Wird der damals 27-Jährige tatsächlich als erster Springer überhaupt alle vier Springen der Tournee gewinnen können? Zahlreiche Experten hielten es fast schon für unmöglich, auf den vier Schanzen zu triumphieren. Zu groß sind die Unterschiede der Sprungstätten, die Nervenbelastung, die Tagesform - zu viele Faktoren sprechen dagegen.

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Aber Sven Hannawald war heute angetreten, um die Experten zu widerlegen. Als Bester des ersten Durchgangs klettert er als letzter Springer auf den Baken. Er fährt an, springt über den Schanzentisch, findet sofort seine Position und fliegt Richtung Auslaufzone. Nach 131,5 Metern setzt er auf. Schon direkt nach dem Telemark weiß er, er hat den Mythos Vierschanzentournee besiegt. Er reckt die Arme nach oben, schreit seinen Jubel hinaus.

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Der Triumph 2002 ist der größte Erfolg in seiner Karriere. Er katapultiert ihn nicht nur in die Riege der Helden des Skisprungs, er macht ihn zur Legende der so spektakulären Sportart.

Die Anfänge in der Nordischen Kombination

Dass Hannawald zu diesem Triumphator werden würde, war so nicht vorherzusehen, das Talent zeigte sich aber schon früh. Bereits im Alter von sieben Jahren nahm er an Skisprunglehrgängen teil, startete aber anfangs noch in der Nordischen Kombination. Allerdings muss man damals noch nach einem Sven Pöhler in den Ergebnislisten suchen. Seine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, weswegen er den Namen seiner Mutter trug. Erst nach der Hochzeit seiner Eltern nahm jenen Namen an, der in die Skisprung-Geschichte eingehen sollte.

Er wurde DDR-Schülermeister im Skispringen und gewann bei der Kinder- und Jugendspartakiade 1987 in zwei Sprungdisziplinen und der Nordischen Kombination.

Aber die Nordische Kombination war nicht seine große Leidenschaft. Der als etwas lauffaul geltende Hannawald verpasste regelmäßig weitere Top-Ergebnisse, weil er nach einem starken Sprung die Plätze in der Loipe nicht halten konnte. Daher war es an der Zeit sich zu hinterfragen, ob die Nordische Kombination wirklich das war, was er wollte.

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1991 - Der Wechsel zu den Spezialisten

Die Wende war das einschneidende Erlebnis in der Biographie so vieler Deutscher in dieser Zeit. Auch Sven Hannawald blieb davon nicht verschont. In Klingenthal hatte er keine Trainingspartner mehr, dazu stand der komplette Bestand der Kinder- und Jugendsportschule KJH Klingenthal auf der Kippe.

Daher entschloss sich Hannawald zu einem Wechsel in den Westen und wählte Hinterzarten als neue sportliche Heimat. "Wenn ich den Schritt nicht gewagt hätte, wäre ich heute kein Skispringer mehr", war Hannawald von der Richtigkeit seiner Wahl überzeugt.

In Hinterzarten nahm ihn die Familie von Dieter Thoma und Trainer Wolfgang Steiert unter die Fittiche. Eine der ersten Amtshandlungen Steierts war es, aus Hannawald einen Spezialisten zu machen. Eine Entscheidung, die Hannawald nicht besonders schwer fiel, da er für die Loipe keine Leidenschaft aufbringen konnte.

Schnelle Erfolge im Skisprung

Dass diese Entscheidung richtig war, zeigte sich schon bald. Noch im ersten Jahr in Hinterzarten wurde er Dritter bei der Junioren-Weltmeisterschaft. 1994 feiert er mit der "Schwarzwald-Connection", zu der außer ihm so klangvolle Namen wie Martin Schmitt, Christof Duffner und Alexander Herr gehörten, den ersten Deutschen Meistertitel im Team.

Damit war Hannawald endgültig in der nationalen Elite und der Nationalmannschaft angekommen.

1993 bis zur Jahrtausendwende - Im Schatten von Schmitt

In der Saison 1993/94 feierte er sein Weltcup-Debüt und verbesserte sich über die Jahre kontinuierlich. Allerdings war er kein Überflieger. Seinen ersten von insgesamt 18 Weltcupsiegen konnte er erst am 6. Januar 1998 erringen. Ausgerechnet in Bischofshofen, der Schanze, die der Ort seines größten Erfolges werden sollte. Knapp drei Wochen später ließ er noch einen Erfolg auf der Flugschanze von Oberstdorf folgen.

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Damit hatte er seinen Teamkollegen Martin Schmitt um fast ein Jahr geschlagen. Aber während Hannawald danach lange auf weitere Erfolge warten musste, legte Schmitt nach seinem Premierensieg Ende 1998 eine wahre Erfolgsserie hin. Daher wurde Schmitt um die Jahrtausendwende zum Gesicht des Skispringens in Deutschland und Sven Hannawald stand tief im Schatten seines erfolgreichen Gefährten aus der Schwarzwald-Connection.

Auch seine beiden Erfolge als Teamweltmeister oder die zwei Einzeltitel im Skifliegen änderten nichts daran. Der Vierfach-Weltmeister Schmitt war einfach zu dominant in der Öffentlichkeit.

2002 - Hannawald wird zum Superstar

Die Weltcup-Saison 2001/02 sollte dann alles ändern. Beim vierten Springen gelang Hannawald der erste Saisonerfolg und entsprechend motiviert fuhr er zur Vierschanzentournee. Sich seiner guten Form bewusst, verzichtete er bei jedem Springen auf die Qualifikation, weshalb er im direkten K.o.-Springen immer gegen die stärksten Qualifikationsspringer ran musste. Aber in drei von vier Springen setzte er sich souverän durch. Lediglich Andreas Widhölzl konnte ihn beim zweiten Springen im direkten Duell schlagen. Aber durch seinen starken Sprung kam er souverän als einer der fünf "Lucky Loser" weiter.

Insgesamt gelangen ihm bei der Tournee zwei Schanzenrekorde (134,5m/Innsbruck, 139m/Bischofshofen) und er gewann mit der bis dahin gültigen Rekord-Gesamtpunktzahl von 1077,6 Punkten. Hannawald war im Skisprung-Olymp angekommen und hatte sich nun endgültig aus dem Schatten Schmitts befreit.

Zu den anschließenden Olympischen Spielen in Salt Lake City im Februar 2002 reiste er folglich als Top-Favorit. Nachdem er sich auf der Normalschanze nur knapp dem Schweizer Simon Amann geschlagen geben musste, stürzte er in Führung liegend beim Springen von der Großschanze und verpasste mit Platz vier nur hauchdünn seine zweite Einzelmedaille.

Im abschließenden Mannschaftsspringen konnte er schließlich gemeinsam mit Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Martin Schmitt seine erste und einzige Goldmedaille bei Olympia gewinnen. In einem umkämpften Duell setzten sich die DSV-Adler am Ende mit einem Vorsprung von 0,1 Punkten gegen das Quartett aus Finnland durch.

Der schleichende Niedergang

Zwar konnte er in der folgenden Saison nochmal ansatzweise an seine Erfolge anknüpfen. Er wurde jeweils Zweiter bei der Vierschanzentournee und in der Gesamtwertung. Im Weltcup von Willingen bekam er als achter Springer in der Geschichte fünfmal die 20 für einen Sprung, im zweiten Durchgang verfehlte er diese Bestnote mit viermal 20 und einmal 19,5 nur knapp.

Aber schon in der Saison 2003/04 ging es immer mehr bergab. Zunehmend standen Themen um eine mögliche Magersucht im Zentrum der Öffentlichkeit und verdrängten seine sportlichen Leistungen komplett. Allerdings waren die mit lediglich einem vierten Platz in Trondheim auch überschaubar.

2005 - Karriereende nach Burnout

Bereits 2004 wurde die Diagnose Burnout bei Hannawald publik. Er unterzog sich einer erfolgreichen Behandlung und absolvierte danach wieder öffentliche Auftritte. Aber am 3. August 2005 erklärte er seinen Rücktritt, da er sich den Strapazen des Profisports nicht weiter aussetzen wollte.

Im Anschluss an seine Skisprung-Karriere verfolgte Hannawald seine zweite Leidenschaft - den Motorsport. Nach einigen Gastauftritten bekam er 2010 sein erstes festes Cockpit beim Team Callaway Competition in der ADAC GT Masters. In seiner zweiten Saison war er Teamkollege des ehemaligen Formel 1-Piloten Heinz-Harald Frentzen.

Dazu veröffentlichte er 2013 seine Biografie "Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben", in der er seine Erfahrungen verarbeitete.

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Ein Jahr später machte Hannawald seine Beziehung mit der ehemaligen Fußball-Bundesligaspielerin Melissa Thiem öffentlich. Das Paar heiratete im November 2016, der gemeinsame Sohn machte Anfang Februar 2017 das private Glück der beiden perfekt.

Hannawald als Experte

Seit 2016 betätigt sich Hannawald als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Corporate Health und Sportsponsoring. Dabei gibt er vor allem seine Erfahrungen mit sportlichen Erfolgen, Leistungsdruck und Burnout weiter.

Zusätzlich dazu tritt er regelmäßig als Experte bei Skisprung-Events auf. Aktuell begleitet er den Weltcup zusammen mit Matthias Bielek auf Eurosport.