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Matti Nykänen: Weißflog-Rivale vor Tod tief gefallen

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Matti Nykänen: Weißflog-Rivale vor Tod tief gefallen

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Der tiefe Fall einer Skisprung-Legende

Matti Nykänen wurde in jungen Jahren zur gefeierten Skisprung-Ikone, ein bitterer Absturz folgte. Sein Tod 2019 bestürzte auch Rivale Jens Weißflog.
Matti Nykänen wurde nur 55 Jahre alt
Matti Nykänen wurde nur 55 Jahre alt
© Getty Images
Matti Nykänen wurde in jungen Jahren zur gefeierten Skisprung-Ikone, ein bitterer Absturz folgte. Sein Tod 2019 bestürzte auch Rivale Jens Weißflog.

„Matti Nykänen ist tot. Einer der größten Skispringer aller Zeiten, vielleicht der größte, ist nicht mehr da.“

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Mit diesen Worten bestürzte Clas Brede Brathen vom finnischen Skisprungverband die Sportwelt. Der viermalige Skisprung-Olympiasieger Nykänen starb in der Nacht zum 4. Februar 2019, im Alter von 55 Jahren.

Die Todesursache wurde zunächst nicht genau benannt und nur als "krankheitsbedingt" umschrieben. Nykänen - der nach seiner erfolgreichen Karriere tief gefallen war - war seit längerer Zeit gesundheitlich geschädigt, hatte 2004 einen Herzinfarkt erlitten.

Nykänens Schwester teilte einige Monate später mit, dass ihr Bruder an einer Bauchspeicheldrüsen- und Lungenentzündung gestorben war.

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Matti Nykänen: Frühe Erfolge, tiefer Absturz

Der am 17. Juli 1963 in der Universitätsstadt Jyväskylä geborene Finne hatte in den 1980er Jahren seinen Sport dominiert. Allein bei den Winterspielen 1988 in Calgary gewann er drei Goldmedaillen, zudem triumphierte er 1984 in Sarajevo von der Großschanze.

Viermal triumphierte er zudem im Gesamtweltcup, seinen Rekord von 46 Weltcup-Siegen übertraf Gregor Schlierenzauer erst Jahrzehnte später. Die Vierschanzentournee gewann er 1983 und 1988, zwischen 1982 und 1989 gewann er auch siebenmal WM-Gold.

Bis heute haben neben Nykänen und Rivale Jens Weißflog nur vier weitere Springer in all diesen Wettbewerben triumphiert (Espen Bredesen, Thomas Morgenstern, Kamil Stoch).

Der Aufstieg Nykänens begann in jungen Jahren: Mit 18 gewann er die WM, mit 19 die Tournee, mit 20 Olympia-Gold. Der blonde Junge wurde in der Heimat gefeiert wie ein Popstar - sein abschließender Absturz wurde umso greller ausgeleuchtet.

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Messer-Attacken, Gefängnis, Absturz zum Stripper

Die Hölle sei nicht so schlimm "wie mein Leben jahrelang war", sagte der gefallene Held 2012 in einem Welt-Interview: "Die Hölle muss ein besserer Ort sein."

In seinem Wikipedia-Eintrag finden sich mehr Zeilen über die Skandale nach der Karriere als über die Jahre als Sportler: über seine drei Scheidungen. Über seine Ausflüge als Stripper und als Darsteller in Erotikvideos, mit der er seine Geldnot zu lindern versuchte.

Über drei Gefängnisstrafen wegen Körperverletzung, zwei davon wegen Messerattacken auf einen Freund (2004, 26 Monate Haft, 13 verbüßt) und eine seiner Ehefrauen (2009, 16 Monate Haft).

Das Problem, mit dem alles zusammenhing: der Alkohol, in den sich Nykänen geflüchtet hatte.

Der Alkohol wurde für Nykänen zum Fluch

"Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen", sagte Nykänen: "Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen. Ich war sehr jung, als ich erfolgreich geworden bin, die Medien waren die ganze Zeit um mich herum - ich hätte Hilfe gebraucht. Das war der Anfang. Ich habe später getrunken, weil ich nichts anderes zu tun hatte, weil ich vergessen wollte."

2003 veröffentlichte Nykänen ein Buch mit dem plakativen Titel "Grüße aus der Hölle", 2006 kam ein Film über sein Leben in die finnischen Kinos. Auch im international erfolgreichen Streifen "Eddie the Eagle" über das Underdog-Phänomen Michael "Eddie" Edwards wurde Nykänen - dargestellt vom Schweden Edvin Endre - verewigt.

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Zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2013 sagte Nykänen, er habe sein Leben im Griff, was mindestens teilweise eine Selbsttäuschung war. Das Trinken hatte er auch Jahre danach nicht aufgegeben, auch nicht, als 2018 Diabetes bei ihm diagnostiziert wurde.

Jens Weißflog: "Er gehört ganz oben hin"

Nicht verwunderlich, dass Jens Weißflog nach Nykänens Tod bei SPORT1 lieber auf das sportliche Wirken seines Rivalen zurückblickte.

"Er gehört ganz oben hin", befand Weißflog, dem wichtig zu erwähnen ist, dass Nykänen neben seinen Schwächen auch menschliche Stärken gehabt hatte: "Er hat das Skispringen mitgeprägt und war in den Achtzigern bis Anfang der Neunziger dominierend", so Weißflog. Er habe die Nykänens Ableben "mit Entsetzen aufgenommen".

Nykänen wurde im März 2019 mit einem Staatsbegräbnis in seiner Heimatstadt beigesetzt, neben Nykänens Mutter Vieno, seiner Schwester Tuija und seiner Witwe Pia Nykänen war auch Finnlands Sportminister Sampo Terho am Grab.