Als der Medaillen-Fluch endlich gebannt war, hob Severin Freund die Arme in den schwedischen Abendhimmel und setzte sein breitestes Grinsen auf.
Freund gewinnt Silbermedaille
Mit Silber in der WM-Entscheidung auf der Normalschanze von Falun hat der 26-Jährige endlich das ersehnte erste Edelmetall in einem großen Einzel-Wettbewerb gewonnen. Der erträumte Gold allerdings ging überraschend an den Norweger Rune Velta.
"Ein geiler Wettkampf"
"Ich bin verdammt glücklich. Es war ein geiler Wettkampf mit einem grandiosen Ende für mich", sagte Freund, der auf 95,5 und 96, 0 Meter flog. Mit 252,3 Punkten fehlten dem Niederbayern ganze 0,4 Zähler zu Velta, der bislang noch nie einen Weltcup gewann. Bronze ging an Vierschanzentournee-Gewinner Stefan Kraft aus Österreich (248,3).
Für Freund war es ein Erfolg, der wohl noch höher einzuschätzen ist als sein Abbruch-Sieg bei der Skiflug-WM im vergangenen Jahr in Harrachov. "Die Silbermedaille ist echt viel wert. Severin hätte Weltmeister werden können, wenn er im ersten Durchgang den Telemark gesetzt hätte", sagte Bundestrainer Werner Schuster einen Tag nach dem Gold-Coup von Carina Vogt an gleicher Stelle.
Verpatzte Landung verhindert wohl Gold
Nach dem ersten Durchgang hatte Freund noch auf Rang drei gelegen, nur eine verpatzte Landung verhinderte die Führung und damit am Ende wohl Gold. Letzter deutscher Medaillengewinner war zuvor Martin Schmitt mit Silber bei der WM 2009 gewesen. Der im vergangenen Jahr zurückgetretene Schmitt hatte 2001 auch für den bis heute letzten deutschen Titel gesorgt.
Innsbruck-Sieger Richard Freitag (Aue) zeigte als Siebter ebenfalls eine starke Leistung. Marinus Kraus (Oberaudorf) und Andreas Wellinger (Ruhpolding) folgten auf den guten Rängen zehn und elf. Für Wellinger war es drei Monate nach seinem schweren Sturz in Kuusamo der erste große Wettkampf und ein gelungenes Comeback. "Die Mannschaft hat insgesamt einen tollen Wettkampf gemacht", sagte Schuster.
Schlierenzauer, Stoch und Bardal ohne Chance
Titelverteidiger Anders Bardal aus Norwegen wurde am Ende Sechster, Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch (Polen) musste sich mit dem enttäuschenden 17. Rang begnügen. Superstar Gregor Schlierenzauer (Österreich) landete sogar nur auf dem 22. Platz.
Ein eher mäßiges Comeback gab der viermalige Olympiasieger Simon Ammann. Der Schweizer, der im letzten Springen der Vierschanzentournee schwer gestürzt war, belegte den 16. Rang. "Leider war der erste Sprung schlecht. Es braucht eine Weile, bis ich das verdaut habe", sagte Ammann.
Oldie Kasai verpasst das Finale
Andere prominente Namen schafften es erst gar nicht in den zweiten Durchgang. Der 42 Jahre alte Oldie Noriaki Kasai (Japan) scheiterte als 35. ebenso vorzeitig wie der hoch eingeschätzte Pole Piotr Zyla oder der Slowene Jurij Tepes, WM-Dritter mit dem Team 2011.
Die nächste Medaillenchance bietet sich Freund schon am Sonntag im Mixed-Springen. Auch dank Weltmeisterin Vogt gilt das DSV-Quartett bei dem nicht olympischen Wettbewerb als Mitfavorit. "Carina ist super drauf", sagte Freund: "Da könnte was gehen für uns."