Carina Vogt stand nach ihrem zweiten Gold-Coup fröhlich winkend auf dem Siegerpodest, aus den Boxen dröhnte der ABBA-Hit "The winner takes it all", und wie schon in Sotschi genoss die Skisprung-Überfliegerin ihren Triumph in vollen Zügen.
Vogt fliegt zu WM-Titel
"Das ist nicht weniger wertvoll als Olympia-Gold", sagte Vogt nach ihrem furiosen WM-Triumph im schwedischen Falun und konnte ihr Glück kaum fassen.
Historisches Gold
Als erste Skispringerin der Geschichte darf sich Vogt nun gleichzeitig Olympiasiegerin und Weltmeisterin nennen. (SERVICE: Zeitplan und Ergebnisse der Nordischen Ski-WM)
Die 23-Jährige schlug auf der kleinen Lugnet-Schanze erneut der kompletten Weltspitze ein Schnippchen und holte sich mit Flügen auf 91,5 und 92,0 Meter mit 236,9 Punkten als erste Deutsche WM-Gold.
Silber ging an die Japanerin Yuki Ito (235,1), nur Dritte wurde Topfavoritin Daniela Iraschko-Stolz (Österreich/233,8).
"Ein absolutes Märchen"
"Das ist ein absolutes Märchen, was in den letzten zwölf Monaten passiert ist", sagte Bundestrainer Andreas Bauer 374 Tage nach dem unerwarteten Coup von Sotschi.
"Heute ist ein unglaublicher Tag für uns. Es freut mich für Carina, dass sie hier ihren Olympiasieg bestätigt hat. Wir haben schon mit einer Medaille geliebäugelt, ich habe gewusst, dass sie innerlich sehr stark ist", sagte Bauer.
Vogt segelt noch zum Sieg
Vogt lag nach dem ersten Durchgang noch hinter Iraschko-Stolz, segelte dann aber noch zum Sieg. "Es ist wieder etwas fast Unmögliches passiert, das ist einfach unglaublich", sagte sie.
Kaum zu glauben: Die Schwäbin hat in ihrer Karriere erst vier Skispringen gewonnen - zwei im Weltcup, bei Olympia und nun bei der WM.
"Letztes Jahr kam Gold total überraschend, dieses Jahr ist es ein wenig anders, weil ich ja schon vorher etwas gewonnen hatte. Aber man sagt ja: Das zweite Mal ist immer schwieriger als das erste Mal. Dennoch habe ich es nicht für möglich gehalten, vor allen Dingen nicht nach dem erstem Durchgang", sagt Vogt.
Iraschko-Stolz und Takanashi geschlagen
Die 31 Jahre alte Iraschko-Stolz, die zu den Pionieren des Frauen-Springens und seit 15 Jahren zur Weltspitze zählt, verspielte überraschend noch ihre Führung.
Superstar Sara Takanashi (Japan), die 29 von 61 Springen der Weltcup-Geschichte gewonnen hat, verpasste als Vierte einmal mehr ihren ersten großen Titel. Titelverteidigerin Sarah Hendrickson belegte den sechsten Rang.
Die übrigen DSV-Starterinnen zeigten eine eher durchwachsene Leistung. Juliane Seyfarth kam als zweitbeste Deutsche auf den 14. Rang. Katharina Althaus und die ehemalige Vizeweltmeisterin Ulrike Gräßler landeten am Ende auf den Plätzen 17 und 22.
Gräßler, Deutschlands beste Skispringerin der frühen Jahre, hatte 2009 in Liberec mit Silber die bislang einzige deutsche Einzelmedaille bei einer WM geholt.
Nächste Medaillechance im Mixed
Schon am Sonntag bietet sich Vogt die nächste Medaillen-Chance. Im Mixed-Springen, bei dem pro Nation zwei Männer und zwei Frauen an den Start gehen, gilt das DSV-Team als Mitfavorit.
"Die Jungs um Severin Freund sind zur Zeit ja ganz gut drauf", sagte Vogt: "Da rechnen wir uns schon was aus."