Viel knapper geht es wirklich nicht! Meist haben bei engen Entscheidungen zumindest die Sportler nach dem Überqueren der Ziellinie ein gutes Gefühl, wer die Nase hauchdünn vorne hatte - doch in diesem Fall waren sich auch die beiden Protagonistinnen des WM-Skiathlon-Thrillers in Trondheim unsicher.
Millimeter-Drama um Goldmedaille
Am Ende zeigte das Zielfoto, dass die schwedische Titelverteidigerin Ebba Andersson ihren Ski zum perfekten Zeitpunkt nach vorne geschoben und selbigen so genau bei der Ziellinie um einige Millimeter vor Norwegens Langlauf-Queen Therese Johaug hatte.
Zum Leidwesen von König Harald und Königin Sonja, die auf der Tribüne leidenschaftlich mitgefiebert und gebangt hatten - doch letztlich lag Andersson nach jeweils 10 km im klassischen und freien Stil einen Hauch vor der 14-maligen Weltmeisterin Johaug.
„Anderson. Unfassbar. Ebba Anderson verteidigt den Titel“, rief Eurosport-Kommentator Marc Rohde. Kurz darauf waren Bilder einer vor Glück weinenden Andersson zu sehen, die von ihren schwedischen Teamkolleginnen umarmt wurde.
Sturz-Drama mit Happy End für Sundling
Bronze ging an Anderssons Teamkollegin Jonna Sundling (+10,2 Sekunden), die am Donnerstag den Sprintwettkampf gewonnen hatte.
Sundling hatte da bereits ihr eigenes Drama hinter sich, denn kurz vor der letzten Runde kam sie in einer Kurve zu Fall und brachte dabei auch die Norwegerin Heidi Weng zu Fall.
Bis dahin hatten sowohl Sundling als auch Weng Kontakt zu Andersson und Johaug. Hätte die überragende Sprinterin Sundling den Kontakt bis zum Schluss halten können, wäre ihr die Goldmedaille wohl kaum zu nehmen gewesen.
Nordische Ski-WM: Carl schafft Top-10-Platz
Teamsprint-Olympiasiegerin Victoria Carl kam am Sonntag mit 1:44 Minuten Rückstand als beste Deutsche auf Platz neun. „Ich habe mich in der ersten Runde gefühlt, als wäre es ein Vollsprint“, sagte Carl: „Am Schluss bin ich dann nochmal rangelaufen, das motiviert dann.“
U23-Weltmeisterin Helen Hoffmann lief als Zwölfte ein ganz starkes Rennen. „Zufrieden bin ich auf jeden Fall, aber da ist Luft nach oben - irgendwann will ich ja auch mal gewinnen“, sagte sie. Pia Fink und Katherine Sauerbrey landeten auf den Plätzen 20 und 21.
Kurios: Beim Materialwechsel zur Halbzeit kickte die Norwegerin Astrid Öyre Slind versehentlich ihren offenbar gut gewachsten Ski davon und musste ihn mühsam wieder einfangen. Dadurch verlor sie den Anschluss an Johaug und Co., die Medaille war futsch.
Johaug versucht sich abzusetzen - Andersson bleibt dran
Trotz des Dauerregens herrschte auch am Sonntag wieder Volksfeststimmung mit rund 40.000 Zuschauern im und um das Granasen-Skicenter, darunter Norwegens Königspaar. Im regennassen Schnee schlugen die Topläuferinnen aus Norwegen und Schweden vom Start weg ein extrem hohes Tempo an.
Johaug, die nach Olympia 2022 zurückgetreten war und als Mutter mit der Aussicht auf die Heim-WM zurückgekehrt war, versuchte Runde für Runde, sich an den Anstiegen abzusetzen. Andersson blieb aber dran - und durfte an Ende im Duell der großen Langlauf-Nationen jubeln.
Johaug hatte den WM-Skiathlon 2015, 2019 und 2021 gewonnen. Ihre Landsfrau Marit Björgen hatte 2011, 2013 und 2017 ebenfalls dreimal Gold im Stilmix geholt. Norwegens Serie riss in Johaugs Auszeit, als 2023 Andersson siegte.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)