Damit auch der Letzte versteht, was sie durchgemacht hat und antreibt, hat es Lindsey Vonn jetzt noch einmal erklärt - mit drastischen Bildern und Worten, die unter die Haut gehen.
Die anderen sind ihr „wurscht“
„Obwohl ich sehr glücklich bin, gibt es immer noch nichts, was sich mit dem Gefühl vergleichen lässt, das ich beim Skifahren mit 80 Meilen pro Stunde erfahre“, schrieb Vonn vor ihrem vielbeachteten Comeback bei Instagram. Dazu stellte sie ein Video, das unter anderem zeigt, wie ihr Knie im OP-Saal weggefräst wird - zugunsten eines künstlichen, das ihre Rückkehr ermöglichte.
„Ich bin eine starke Frau, die es liebt, Ski zu fahren“
Davon, dass sie am Samstag beim ersten von zwei Super-G in St. Moritz wirklich wieder im Weltcup starten würde, habe sie „nicht einmal zu träumen gewagt“, bekannte die 40-Jährige - doch es wird wahr. Für manche, weiß die Abfahrtsolympiasiegerin von 2010, „mag das verrückt erscheinen. Für mich ist es sehr normal.“ Auch wenn sie sich völlig „neu“ erschaffe - „nicht nur mein Knie, sondern mich als Person“. Die Neue Lindsey Vonn, betonte sie, sei „mehr als eine Skifahrerin. Ich bin eine starke Frau, die es liebt, Ski zu fahren.“
Sollen die anderen doch reden, das ist Vonn „wurscht“. Sie habe immer schon polarisiert, „die Leute lieben und hassen mich, ich weiß nicht, warum. Ich bin einfach nur ich.“ Und wieder da! Der Zeitpunkt scheint perfekt: Ski-Königin Mikaela Shiffrin fällt verletzt länger aus. Vonn ist bereit, die Lücke zu füllen.
Comeback sorgt für Aufsehen
Doch die Szene empfängt die frühere Dominatorin mit Skepsis und Spott. Heroen alter Tage wie Markus Wasmeier („Verarschung“) oder Franz Klammer („Vollschuss“) ließen kein gutes Haar an ihr, Michaela Dorfmeister empfahl einen Psychologen. Ihr Fall, meinen die Experten, sei anders gelagert als der von Marcel Hirscher, dessen Comeback nach einem Kreuzbandriss schon wieder vorbei ist.
Hirscher fuhr Slalom und Riesenslalom - Vonn ist Abfahrerin, ihre Disziplinen ungleich gefährlicher. Sie zuckt mit den Schultern. „Nennt mich naiv, aber ich glaube an das Unmögliche.“
Die Tests bei FIS-Rennen in den USA und als Vorläuferin beim Weltcup in Beaver Creek waren erfolgreich, das Knie hielt der Belastung stand. Mindestens ebenso wichtig für Vonn: Seit dem Tod ihrer Mutter Lindy vor gut zwei Jahren hat sie einen anderen Blick auf sich selbst. Sie will ihr Leben „mit 100 Prozent“ leben - nichts verpassen, nichts auslassen, alles geben!
Vonn glaubt an Erfolge wie damals
Dabei war die 82-malige Weltcupsiegerin seit ihrem Servus mit WM-Bronze 2019 nicht untätig. Vonn machte einen Abschluss in Harvard, schrieb ihre Biographie, gründete eine Produktionsfirma, hatte eine eigene TV-Show, war als Fernsehexpertin tätig, entwarf Skibekleidung. Sie half, die Winterspiele 2034 nach Salt Lake City zu holen, stieg bei mehreren Firmen und Sportteams als Investorin ein und bezwang 2023 als erste Frau die Streif in Kitzbühel - mit kaputtem Knie.
Kann sie mit dem neuen noch einmal anknüpfen an ihre größten Erfolge? „Ich muss ein bisschen Geduld haben“, sagte sie, aber die bloße Teilnahme wäre kein Erfolg. Sie will zurück - nach oben.