Ganz oben stand die, die dort einen Stammplatz hat. Mikaela Shiffrin gewann den Slalom von Gurgl souverän und holte ihren 99. Weltcupsieg. Doch noch bemerkenswerter war die Leistung der Zweitplatzierten. Die erst 18 Jahre alte Lara Colturi holte ihren ersten Podesplatz und auch den ersten für ihr Land: Albanien.
Ihre Flucht endet auf dem Podest
Das Ski-Talent wurde Colturi bereits in die Wiege gelegt. Ihr Vater Alessandro Colturi ist Skilehrer und ihre Mutter Daniela Ceccarello war 2002 Olympiasiegerin im Super-G. Geboren wurde Colturi in Turin, weil sie allerdings als Jugendliche größere Chancen eines Durchbruchs unter der Flagge Albaniens sah, wechselte sie mit 15 Jahren die Nation.
Vorausgegangen war ein Streit mit dem italienischen Verband. Das Toptalent Colturi forderte ein Privatteam unter der Leitung ihrer Mutter. Italiens Verbandsbosse waren dagegen und der Colturi-Clan zog Konsequenzen.
Kein Veto für Italien möglich
Ein Wechsel unter die Fahne Albaniens war zudem möglich, weil ihre Mutter albanische Wurzeln hat und der Nationenwechsel bis 16 eine Entscheidung ist, die ohne Einwände des Verbands akzeptiert werden muss. Angenehmer Nebeneffekt für Colturi: Sie kann in Albanien unabhängig Werbeverträge abschließen.
Der Stern von Colturi ging Anfang 2023, mit 17, auf. Sie gewann bei den Junioren-Weltmeisterschaften im Super-G Gold und damit die erste Medaille für Albanien bei einem Großereignis im alpinen Skisport. Der Weg in die Erwachsenen-Elite stand kurz bevor, doch dann folgte ein Rückschlag.
Colturi riss sie sich vor dem Trainingsauftakt für die Weltmeisterschafts-Abfahrt 2023 in Meribel das Kreuzband und musste die Saison beenden. Doch der Teenager kam zurück. Jetzt folgte der erstmalige Sprung in die Weltspitze.
Ski-Juwel: „Bin so glücklich“
„Unglaublich, ich habe mich sehr gut gefühlt und bin so glücklich über mein Skifahren“, freute sich Colturi. Mit einem derartigen Erfolg habe sie gar nicht gerechnet, wollte „einfach nur Spaß haben“.
Schon mit ihrem vierten Zwischenrang nach dem ersten Durchgang hatte die Albanerin für Furore gesorgt. Noch nie lag sie zur Halbzeit eines Rennens besser.
Während Shiffrin nach ihrem Sieg womöglich schon zum nächsten Rennen in ihrer US-Heimat Killington und einem möglichen 100. Weltcupsieg schielt, wird der Slalom von Gurgl für Colturi für immer einen festen Platz in ihrer Karriere haben.