Den Beobachtern stockte der Atem. Der neue Shootingstar des alpinen Ski-Weltcups war einem heftigen Abflug ganz nahe. Doch dank einer bewundernswert akrobatischen Rettungsaktion bewahrte sich Franjo von Allmen im Training zur berüchtigten Abfahrt auf der Stelvio in Bormio trotz extremer Schräglage vor einer womöglich schweren Verletzung.
Der „nächste Odermatt“ lauert schon
„Ich habe zuvor noch nie einen Abfahrer gesehen, der in seinem ersten Jahr auf dieser extrem schwierigen Stelvio derart mutig attackiert hat, wie das Franjo getan hat. Und seine Rettungsaktion war große Klasse!“, schwärmte der frühere Weltcupfahrer Marc Berthod vom neuen Schweizer Supertalent im SFR.
Apropos große Klasse: die hat von Allmen in seiner ersten kompletten Weltcupsaison zuhauf bewiesen. Einige Experten trauen dem 22-Jährigen sogar zu, die Speedwettbewerbe in Zukunft zu dominieren - ähnlich wie es sein Landsmann und Vorbild Beat Feuz zu seinen besten Zeiten getan hat.
Von Allmen quasi direkt in der Weltspitze
Mit seiner mutigen und kraftvollen Fahrweise eifert der junge Mann aus dem Dorf Boltigen im Simmental dem Abfahrts-Olympiasieger von Peking schon jetzt nach. Während die Mehrheit der Ski-Talente in den schnellen Disziplinen mehrere Jahre brauchen, um auch nur an die Weltspitze heranzuschnuppern, erreichte von Allmen diese Sphären bereits innerhalb weniger Wochen.
Im März 2023 durfte der leidenschaftliche Motocrosser bereits einmal kurz Weltcup-Luft schnuppern. Beim Super-G in Aspen zahlte von Allmen als 46. allerdings noch Lehrgeld.
Doch seit Dezember vergangenen Jahres zählt der Nachwuchsmann zum festen Bestandteil des Schweizer Weltcupteams. In seinem dritten Rennen in der höchsten Kategorie überhaupt raste von Allmen im Super-G von Gröden direkt auf Platz neun. Einen Tag später gelang ihm auch in der Abfahrt ein sensationeller zwölfter Platz.
Erster Podestplatz in Garmisch-Partenkirchen
Sein kometenhafter Aufstieg gipfelte mit einem Podestplatz in der zweitschnellsten alpinen Disziplin auf deutschem Boden in Garmisch-Partenkirchen Ende Januar.
Mit diesen und weiteren starken Ergebnissen hat sich von Allmen gleich in seiner Debütsaison für das Weltcupfinale in Saalbach-Hinterglemm (16.-24. März im LIVETICKER) qualifiziert - eine herausragende Leistung, die ihn bisweilen sogar aus dem großen Schatten von Dominator Marco Odermatt treten ließ.
„Ich glaube, man muss am Boden bleiben und darf es nicht übertreiben. Es ist wahnsinnig cool, ist es so aufgegangen. Es heißt aber noch lange nicht, dass es nächste Saison genau so weitergeht“, gibt sich der Berner Oberländer bei sport.ch trotz der Erfolge bescheiden.
Wurst mit seinem Namen: „Es ist wahnsinnig cool“
Das ist gar nicht so einfach, in seiner Heimat ist er bereits eine kleine Berühmtheit. In der Dorfmetzgerei von Boltigen ist eine Ware nach von Allmen benannt. Seit Kurzem kann man dort die „Franjo-Wurst“ erwerben. „Es ist wahnsinnig cool, wenn man weiß, dass man einen solchen Rückhalt hat“, freute sich von Allmen in der Sendung Sportpanorama über die Aktion.
Sollte die Bekanntheit des Aufsteigers noch weiter steigen, dürfte auch der Simmentaler Dialekt größeres Verständnis erhalten. Denn von Allmen spricht diesen so stark, dass selbst viele Schweizer Probleme haben, alle seine Worte zu verstehen.
Was von Allmen hingegen auf den schwierigsten Weltcuppisten dieses Planeten fabriziert, kapiert jeder: Er ist unfassbar schnell. Deswegen winkt ihm eine großartige Zukunft. Sofern ihm schwere Verletzungen erspart bleiben, aber ein Akrobat ist von Allmen ja auch.